Als Franz von Suppé die erste Operette in Wien auf die Bühne brachte, nahmen nur wenige Notiz von diesem historischen Ereignis, so wie von vielen seiner Werke. In die Geschichte ging er dann aber doch noch ein – zuallererst mit einem kleinen Marsch, aber auch mit den schmissigen Ouvertüren zu seinen Bühnenwerken.
Bildquelle: picture alliance / akg-images
Der Beitrag zum Anhören
Die meisten Stücke, die Franz von Suppé als noch junger Kapellmeister des Theaters an der Wien komponierte, waren Eintagsfliegen – heute aufgeführt, morgen vergessen. Auch die Ouvertüre zu "Dichter und Bauer", komponiert 1846, schien dieses Schicksal zu blühen. Und so war Suppé froh, als ihm der Münchner Verleger Josef Aibl seine Ouvertüre für fünf Gulden abkaufte. Den Verleger machte dieser Kauf reich, Suppé hatte seine fünf Gulden schnell ausgegeben.
Geboren ist Franz von Suppé 1819, zeitlebens machte er sich ein Jahr jünger. Sein Vater war Italiener, seine Mutter stammte aus Wien. Dort studierte Suppé Musik bei Ignaz Ritter von Seyfried und Simon Sechter, dem Lehrer von Anton Bruckner. Anfangs ging's ihm vor allem um die geistliche Musik, und er interessierte sich für die Oper, genauer für den italienischen Belcanto. Sogar Unterricht bei Donizetti und eine Begegnung mit dem jungen Verdi soll es gegeben haben: Aber leider – beides nur ausgedacht!
Franz von Suppé | Bildquelle: picture alliance / akg-images Mit den Fakten nahm es Franz von Suppé nicht immer so genau. Das passt zu jemandem, der zum Vater der Wiener Operette werden sollte. In Paris sorgten die Opere buffe von Jacques Offenbach für Furore und in Wien brachte Suppé 1860 mit "Das Pensionat" die erste Operette auf die Bühne. Nur wenige nahmen Notiz von diesem historischen Ereignis. Für Suppé ging die Arbeit als Bühnenmusiklieferant weiter, von Posse zu Bild, von Bild zu Zauberstück und von da zum Quodlibet. Wie ein Fließbandarbeiter produzierte er für an die 200 Stücke die Musik. Hatte er sich anderes erhofft für seinen Lebensweg?
Seriöses wie seine Oper "Gertrude della valle" versuchte er jedenfalls erfolglos an den Mann zu bringen. Und der Dauerstress am Theater hatte Konsequenzen: Es gab Jahre, in denen er nur wenig schrieb; heute würden wir von einem Burnout sprechen. Erst mit Anfang sechzig konnte er dank Operetten-Erfolgen wie "Fatinitza" und "Boccaccio" aus dem Hamsterrad aussteigen.
In die Geschichte ging Franz von Suppé nach einem arbeitsreichen Leben und über 30 ausgewachsenen Operetten ausgerechnet mit einem kleinen Marsch ein. Dazu sein Kollege Johann Strauß, Sohn: "Wenn er nichts geschrieben hätte als den einen Marsch 'Oh du mein Österreich', hätte er bei den Wienern ein Anrecht auf Unsterblichkeit.“
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenwerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.