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3. Mai 1864 König Ludwig II. rettet Wagner

Richard Wagner ist hochverschuldet. Um einer Gefängnisstrafe zu entkommen, flieht er von Wien nach München und lernt dort den jungen König Ludwig II. kennen. Diese denkwürdige Begegnung ist heute Thema von "Was heute geschah".

Bildquelle: Archiv des Bayerischen Rundfunks

Was heute geschah - 3. Mai 1864

König Ludwig II rettet Richard Wagner

Richard Wagner ist verzweifelt: "Ich bin in keiner Katastrophe, sondern in der Entwicklung meines Endes begriffen." Der Komponist ist bis über beide Ohren verschuldet. Und nun hat die Wiener Hofoper auch noch sein neues Werk "Tristan und Isolde" nach 77 Proben für unaufführbar erklärt. Wagner sitzen die Gläubiger im Nacken, ihm droht Gefängnis - und er flieht. Weg aus Wien, nach München. Dort hat gerade der 18-jährige König Ludwig II. den Thron von Bayern bestiegen. Während Wagner bei einem Abendspaziergang über seine ausweglose Situation grübelt, erblickt er das Porträt des jugendlichen Monarchen im Schaufenster – und seufzt: "Wäre er nicht König, den möchtest du wohl kennenlernen. Nun ist er König, er kann von dir nichts erfahren."

Wäre er nicht König, den möchtest du wohl kennenlernen.
Richard Wagner über König Ludwig II.

Doch da irrt sich Wagner. Denn König Ludwig II. gehört zu seinen glühendsten Verehrern und hat nur einen Wunsch: Richard Wagner persönlich zu treffen. Schon als Prinz hat Ludwig im Vorwort zum "Ring des Nibelungen" von Wagners Wunsch gelesen, dass ihm ein reicher Fürst dabei helfen möge, seine Vorstellungen einer neuen deutschen Kultur umzusetzen. Nun, als König, fühlt sich Ludwig dazu berufen. Am 3. Mai macht der Gesandte des Königs den Komponisten schließlich in Stuttgart ausfindig und überreicht ihm neben einem wertvollen Rubin-Ring eine Botschaft des Königs. "So, wie dieser Stein glüht, so glüht mein Herz, den Tondichter des Lohengrin kennenzulernen."

Wagner kann sein Glück kaum fassen. Mit zitternden Fingern verfasst er ein Antwortschreiben: "Teurer, huldvoller König! Diese Tränen himmlischster Rührung sende ich Ihnen, um Ihnen zu sagen, dass nun die Wunder der Poesie wie eine göttliche Wirklichkeit in mein armes, liebesbedürftiges Leben getreten sind! – Und dieses Leben, sein letztes Dichten und Tönen gehört nun Ihnen."

Dieses Leben, sein letztes Dichten und Tönen gehört nun Ihnen.
Richard Wagner in einem Brief an König Ludwig II.


Am nächsten Tag lernt Wagner den König persönlich kennen. Es ist der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. König Ludwig bezahlt nicht nur Wagners immensen Schuldenberg, sondern wird ihm auch so viel Geld zur Verfügung stellen, dass sich Wagner den Traum eines eigenen Festspielhauses erfüllen kann.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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