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Was heute geschah - 1. August 1936 Die olympische Hymne von Richard Strauss wird uraufgeführt

3.961 Athleten aus aller Welt halten unter Trompetenfanfaren feierlichen Einzug ins Olympiastadion. 49 Nationalfahnen werden gehisst. Dann ertönt die eigens vom Olympischen Komitee in Auftrag gegebene olympische Hymne – komponiert vom ehemaligen Reichsmusikkammerpräsidenten Richard Strauss.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Auszug aus der olympischen Hymne (1936)

Völker! Seid des Volkes Gäste,
Kommt durchs offne Tor herein!
Friede sei dem Völkerfeste!
Ehre soll der Kampfspruch sein.
Junge Kraft will Mut beweisen,
Heißes Spiel Olympia!
Deinen Glanz in Taten preisen,
Reines Ziel: Olympia.

Text: Robert Lubahn

Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin

Adolf Hitler (M) bei der Eröffnung der XI. Olympischen Spiele in Berlin im August 1936. Anwesend waren auch Rudolf Heß (2.v.l.), Joseph Goebbels (8. v.l.), Hermann Göring (9.v.l.) und Leni Riefenstahl an der Kamera. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Hitler eröffnet 1936 die Olympischen Spiele in Berlin. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Kaum beschwört der 3.000 Mann starke Chor die Schlagworte Ehre, Treue, Frieden, steigen auch schon Tausende weißer Tauben in die Lüfte. Was für ein perfekt inszeniertes Täuschungsmanöver unter den Augen von 100.000 Zuschauern! Vergessen sind die internationalen Boykottbestrebungen. Deutschland gibt sich als weltoffener Gastgeber, der sich ganz selbstverständlich den Statuten unterwirft, nach denen "alle Rassen und Konfessionen" beim Wettkampf zugelassen werden. Wer beachtet schon, dass im nationalsozialistischen Parteiblatt steht, "Neger" hätten auf der Olympiade "nichts zu suchen"!

Strauss als Marionette der Propagandaveranstaltung

Richard Strauss, der selbst das Skifahren als "Beschäftigung für norwegische Landbriefträger" bezeichnet, interessiert sich weder für Sport noch für den Arierparagraphen: "An derartigen Blamagen wünsche ich als 'Verfemter des Geistes' mich sowieso nicht aktiv zu beteiligen. […] Meine Zeit ist mir zu kostbar, um mich an diesem Dilettantenunfug zu beteiligen." Und weil er für das Opernprojekt "Die schweigsame Frau" seinen jüdischen Librettisten Stefan Zweig nicht aufgeben wollte, ist Strauss auch seit einiger Zeit seinen Posten als Reichsmusikkammerpräsident los.

Die olympische Hymne für den "Turnplatz" der "Proleten" hat er, der sich als "ausgesprochenen Feind und Verächter des Sports" bezeichnet, schon 1934 komponiert. Jetzt kann Hitler ihn nicht mehr zurückpfeifen. Und Strauss verschafft der Auftritt zumindest ein gewisses Renommee im Ausland. Außerdem will er sich keine weiteren Fehltritte leisten. Schließlich hat er eine jüdische Schwiegertochter. Aber olympische Hymne statt "Die schweigsame Frau"?

Es ist eine traurige Zeit, in der ein Künstler meines Ranges ein Bübchen von Minister um Erlaubnis fragen muss, was er komponieren und aufführen lassen darf.
Richard Strauss

Heinrich Mann prophezeite den Sportlern schon im Vorfeld, nur Gefangene eines Diktators zu sein. Auch Strauss agiert 1936 als Marionette der großangelegten Propagandaveranstaltung. Und während der farbige Leichtathlet Jesse Owens vier Goldmedaillen gewinnt, hat der KZ-Bau in Sachsenhausen schon längst begonnen.

Was heute geschah

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