BR-KLASSIK

Arnold Schönberg lädt seine Kollegen Alban Berg, Anton Webern und Eduard Steuermann zu einer üppigen Jause mit Bier, Wein und belegten Broten ein. Er ist unerwartet zu Erfolg gekommen und zu Geld. Dabei verhieß die Ausgangslage nichts Gutes.

So bringt Erwin Ratz die vorherrschende Meinung über Schönbergs Musik auf den Punkt. Als Schüler und Bewunderer von Schönberg will Ratz aber unbedingt seinem Lehrer zu einer größeren Fangemeinde verhelfen. Und um den ganzen Leuten endlich einmal ihren unklaren Irrtum vor Augen, besser gesagt „vor Ohren“ zu führen, organisiert Ratz im Frühjahr 1918 zehn öffentliche Proben. Eine Veranstaltung des frisch gegründeten „Vereins für musikalische Privataufführungen“. Der Verein lässt sich nicht lumpen.

Schönberg erläutert also seine Kammersymphonie im kleinen Saal des Wiener Musikvereins. Den Besuchern soll dabei eingebläut werden: "Dass das sehr einfache, klare Musik ist, nicht verschwommen!" Das Experiment gelingt. Nach den letzten Proben jubelt das Publikum.

Seinen Dank drückt einer der neuen Fans überdeutlich in Gestalt von 10.000 Kronen aus. Immerhin mehr als ein Monatsgehalt. Schönberg bekommt den Umschlag zugesteckt. Der Spender bleibt im Verborgenen. Nur eine kleine Notiz ist beigefügt: "Dem großen Künstler. Ein Verehrer. Ein Jude." Und der grosse Künstler? Der lädt zur Feier des uneingeschränkten Erfolgs an jenem Frühsommernachmittag im Juni zur „Jause“. Ganz traditionell auf Wiener Art. Um im Anschluss daran, mit vollem Bauch, auf zeitgenössische Art und Weise auf zwei Klavieren zu musizieren!