Sie waren als Geschenk an den Meister gedacht. Die drei Orchesterstücke op. 6, die Alban Berg, jüngster der drei Komponisten der zweiten Wiener Schule, für seinen Lehrer Arnold Schönberg schrieb. Zu dessen 40. Geburtstag am 13. September 1914.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
Das starke Stück
Berg - Drei Orchesterstücke
Aus einer nicht definierbaren Geräuschmasse formt sich in Alban Bergs Orchesterstücken op. 6 allmählich Musik. Ein Schöpfungsakt, bei dem das Fagott ein erstes Motiv bildet. Ein Motiv, das nach allen Regeln der Satzkunst verändert, gespiegelt, umgekehrt wird, durch die Orchesterstimmen wandert, um am Ende wieder im Geräuschhaften zu versinken.
Berg schrieb seine Musik als Antwort auf die Fünf Orchesterstücke seines Lehrers Arnold Schönberg: ein Gesellenstück des 29-jährigen Schülers für den Geburtstag des Meisters.
Während Anton Webern die von Arnold Schönberg begründete Atonalität zur Kurzform weiterentwickelt und sich als Meister des Aphorismus entpuppt, steht Alban Berg für die Groteske. Vor dem Hintergrund des Verfalls der k.u.k. Monarchie komponiert Berg ähnlich wie Gustav Mahler aus einem parodistischen Blickwinkel.
Das wird in den weiteren Sätzen der Orchesterstücke deutlich, wie etwa zunächst im zweiten mit dem Titel "Reigen". Ebenso wenig wie der zweite Satz von Bergs Orchesterstücken op. 6 im Sinne eines "Reigens" ein fröhliches Tanzstück ist, ist der dritte Satz ein "Marsch". Das Markante fehlt gänzlich, es geht um eine musikalische Brechung der tradierten Form, eine Verzerrung.
Wie hier zu hören, sind es die Komponisten Mahler und Schönberg, die Alban Berg als Pole dienen, um zwischen ihnen sein symphonisches Schaffen auszurichten. In Alban Bergs "Marsch" klingt zwar Militärisches an. Doch das Marschieren gerät immer wieder aus dem Tritt. Während der Arbeit an seinen Orchesterstücken op. 6 schrieb Berg an Arnold Schönberg:
"Wenn ich auch aufs Äußerste bestrebt bin, so wird’s doch kein Marsch eines aufrechten Menschen, der fröhlich marschiert, sondern im besten Fall ein Marsch eines Asthmatikers, der ich bin und, mir scheint, ewig bleibe." (Alban Berg)
Alban Berg: Drei Orchesterstücke, op. 6
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Sir Colin Davis Label: Philips