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Kritik - "Il ritorno d'Ulisse in patria" bei den Innsbrucker Festwochen Mythologie mit derbem Wirtshauscharme

Im Jubiläumsjahr zu Monteverdis 450. Geburtstag feierte seine vorletzte Oper "Il ritorno d'Ulisse in patria" bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik am 10. August Premiere. Die Handlung verlegte der norwegische Regisseur Ole Anders Tandberg in eine Hafenkneipe. Den Musikern der Academia Montis Regalis hat dieser Schachzug nicht geschadet, bei den Sängern sah es ein wenig anders aus.

Szenenbild aus Monteverdis "Il ritorno d'Ulisse in patria" bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2017 | Bildquelle: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl

Bildquelle: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl

Geschlagen vom Schicksal ist Odysseus Ehefrau Penelope gleich zweifach. Zum einen, weil ihr Gatte 20 Jahre lang verschollen ist, zum anderen, weil sie mit der Zudringlichkeit einer Handvoll ungehobelter Verehrer zu kämpfen hat, derer sie sich standhaft zu widersetzen versucht. Doch stete Avancen höhlen auch ihren Widerstand mehr und mehr aus. Jedenfalls in Ole Anders Tandbergs Innsbrucker Inszenierung. Christin Rice als Penelope trägt von Beginn an ein Brautkleid und ist den Flirts der Freier nicht wirklich abgeneigt. Als schließlich ihr lang vermisster Göttergatte doch noch auftaucht, begrüßt sie ihn lediglich mit Handschlag. Das ist ernüchternd.

Ein Heimkehrerschicksal

Szenenbild aus Monteverdis "Il ritorno d'Ulisse in patria" bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2017 | Bildquelle: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl Bildquelle: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl Da geht es Odysseus nicht anders als manch anderem Kriegsheimkehrer. Doch sorgt Monteverdi natürlich noch für ein Happy End. Tandberg aber hat sichtlich Spaß daran, hehre griechische Mythologie mit derbem Wirtshauscharme zu kontrastieren, auch wenn das nicht wirklich schlüssig zusammengeht und manches wie überdrehtes Studententheater wirkt. So spielt die ganze Oper bei Tandberg in einer von Erlend Birkeland entworfenen heruntergekommenen Hafenkneipe mit trüber Holzvertäfelung und ungemütlicher Neonbeleuchtung. Und weil Tandberg Norweger ist und die Oper Oslo koproduziert, ist der Ort der Handlung eben Oslo.

Hier lungern die Freier neben Penelope an einem langen Tisch herum, als hätten Christoph Marthaler und Aki Kaurismäki zusammen eine Filmsequenz gedreht. Und Odysseus ist eben irgendein Schiffskapitän, der leider vom Kurs abgekommen ist und seitdem den Heimweg sucht. Kresimir Spicer, der die Partie schon in zahlreichen Produktionen erfolgreich gesungen hat, gibt ihn ein wenig angestrengt und forciert, nicht immer wirklich überzeugend im Stimmklang. Am besten gelingen ihm noch die intimen, leisen Passagen.

Die Inszenierung in Bildern.

Musikalischer Kontrast zwischen Götter - und Menschenwelt

Monteverdis vorletzte Oper, die rund 30 Jahre nach dem Orfeo für Venedig entstanden ist, ist musikalisch von diesem durchaus verschieden. Der opulente Madrigalstil wird im Ulisse durch einen rezitativischen Stil ersetzt, Chor gibt es keinen. Und wie beim Orfeo obliegt es dem Dirigenten aus den überlieferten Stimmen eine Orchesterfassung zu erstellen oder sich für eine bereits bestehende zu entscheiden. Möglich ist hier vieles. Alessandro de Marchi, der Alte-Musik-Experte und Leiter der Innsbrucker Festwochen, hat für sein Orchester, die Academia Montis Regalis, selbstverständlich eine eigene Fassung erstellt. Sie kontrastiert akustisch vor allem sehr schön die beiden Sphären der Götterwelt und die der Menschen. Eine, wie de Marchi sagt, in Marmor gemeißelte Musik mit Zinken, Orgel und Streichern repräsentiert die Götterwelt, einfache Continuo-Begleitung die der Menschen. Die Musiker folgen de Marchi denn auch mit wacher Konzentration und sprechendem Duktus.

Sänger nicht durchgängig überzeugend

Szenenbild aus Monteverdis "Il ritorno d'Ulisse in patria" bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2017 | Bildquelle: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl Bildquelle: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl Gesanglich überzeugen am meisten ausgerechnet die Freier und der alte Hirte, der Odysseus als erster erkennt. Der Alte-Musik-Erfahrene Jeffrey Francis bringt so viel stimmliches Können auf, wie man es sich von den beiden Protagonisten Penelope und Odysseus gewünscht hätte. Tandbergs allzu klamaukige Inszenierung und eine nicht durchgängig überzeugende Sängerleistung enttäuschen auf die Dauer dann doch ein wenig - auch wenn de Marchi und seine Musiker Monteverdis ungemein vielgestaltige Musik immer wieder mit Leben und Esprit erfüllen.

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2017

Vom 18. Juli bis 27. August 2017

Rückkehr des Odysseus - "Il ritorno d'Ulisse in patria" von Claudio Monteverdi

Die nächsten Vorstellungen:
Samstag, 12. August 2017 um 15.00 Uhr
Montag, 14. August 2017 um 18:30 Uhr


Weitere Infos und Termine finden Sie auf der Homepage: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Sendung: Allegro am 11. August 2017 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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