Salzburger Festspiele
19. Juli bis 31. August 2024
Die "Hamlet"-Oper von Ambroise Thomas ist kein Blockbuster, erfreut sich in den letzten Jahren aber recht großer Beliebtheit. Steht da eine kleine Renaissance an? Die Salzburger Festspiele präsentieren die Oper in diesem Sommer konzertant. Ein Triumph.
Bildquelle: SF/ Marco Borelli
"Es gibt zwei Arten von Musik, gute und schlechte. Und dann ist da noch die Musik von Ambroise Thomas." Dieses Bonmot des Komponistenkollegen Emmanuel Chabrier trifft den Nagel auf den Kopf. Diese Musik ist nicht zu fassen. Thomas ist ein Komponist der Opulenz – und ein Meister in der Kunst der Eintrübung, vor allem durch abrupte Wechsel der Tonarten.
Kaum hat man es sich in einer Klangwolke gemütlich gemacht, fährt das Kontrafagott mit einer schneidenden Dissonanz dazwischen. Einmal lullt uns die Klarinette mit einer traumhaft schönen kleinen Berceuse ein, bei der sie sich von zwei Celli begleiten lässt – und tut so, als wäre eigentlich alles gut. In Wirklichkeit ist diese Welt "aus den Fugen".
Diese Musik kann man nicht nachsingen, da behält man keine Melodien im Kopf. Sie überwältigt, wenn extreme Gefühle aufeinandertreffen – und hat ihre uninspirierten Passagen. Dass die starken Momente die schwachen um Längen schlagen, liegt an dem sensationellen Salzburger Cast.
Alles über die diesjährigen Salzburger Festspiele, die Radioübertragungen bei BR-KLASSIK sowie Videostreams finden Sie im Salzburg-Dossier.
Die Mezzosopranistin Ève-Maud Hubeaux ist eine strenge, schwer leidende und vor allem sich selbst bemitleidende Königin. Ihren Gemahl hat sie von ihrem Schwager umbringen lassen, und dessen arg weinerlich komponierte Gewissenserforschung am Schluss ist nur erträglich, weil der furios gestaltende Bass Jean Teitgen die Rolle von jeglicher Larmoyanz befreit. Stéphane Degout als Hamlet bändigt seine gewaltigen Ausbrüche binnen Sekunden zu gefährlichen, trotzigen oder auch zaghaften Piani – ein Feuerwerk an affektgeladenen Kabinettstückchen.
Handverlesen sind auch die kleineren Partien. Für die Erscheinung des getöteten Königs reicht eine erleuchtete Arkade der Felsenreitschule; und eine zweite für den Gong. Den Rest macht die machtvolle Präsenz des Clive Bayley. Und eine überragt sie alle: die amerikanische Sopranistin Lisette Oropesa überflutet als Ophelia Orchester wie Ensembles mit ihrem glitzernden, berückend schönen Sopran, den sie mit atemverschlagender Perfektion in die höchsten Höhen führt.
Beim ohrenbetäubenden Jubel nach ihrer Wahnsinnsarie fürchtet man kurz um die Statik des Hauses und um den Fortgang der Oper. Eine Klasse für sich (und mit einer beispiellos sicheren Bläserfraktion) das Mozarteumorchester Salzburg unter Bertrand de Billy. Der Philharmonia Chor Wien hat keine allzu schwere Aufgabe, denn er darf überwiegend unisono singen – geklungen hat’s fabelhaft. Weich und rund, mal zauberisch zart, mal durchschlagskräftig. Fazit: Wenn schon "Hamlet" von Ambroise Thomas, dann gerne ohne Szene und nur in dieser Besetzung.
Sendung: "Piazza" am 17. August ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Mittwoch, 21.August, 01:08 Uhr
Peter Röhner
Hamlet von Ambroise Thomas
"N u r in dieser Besetzung." Herr Atzinger hat den "Hamlet" im Juni/Juli 2019 in der DOB in Berlin mit Florian SEMPEY, Diana DAMRAU und auch Eve-Maud HUBEAUX wohl nicht miterlebt.
Montag, 19.August, 10:39 Uhr
VON MATCHAVARIANI ALEXANDRA
OPER HAMLET
DIE OPER HAMLET EXISTIERT VON ALEXI MATCHAVARIANI
EIN BEKANNTER GEORGISCHER KOMPONIST
MIT HERVORRAGENDER KRITIK /MERKER 10/2023
WÄRE SCHÖN DIESE AUFZUFÜHREN
GUT DAS DIE GESELLSCHAFT OFFEN IST FÜR NEUE WERKE !!!