Festspielzeit 2024
Der Musiksommer mit BR-KLASSIK
"Klassik am Odeonsplatz": Das Open-Air-Event ist seit 2002 nicht mehr aus dem Veranstaltungskalender der Stadt München wegzudenken. Alljährlich präsentieren sich in den Säulengängen der Feldherrnhalle die Stars der Klassik und begeistern tausende Zuschauer. Doch der Platz erinnert auch an die braune Vergangenheit Münchens.
Bildquelle: Marcus Schlaf
Schon der Name steht für Musik. 1827 benannte König Ludwig I. den Odeonsplatz nach Münchens berühmtesten Konzertsaal der damaligen Zeit: dem "Odeon". Den Zweiten Weltkrieg hat der Saal nicht überstanden, doch die Musik erklingt weiter, nur eben unter freiem Himmel: Beim Open-Air-Event "Klassik am Odeonsplatz". Seit der Jahrtausendwende wird die imposante Feldherrnhalle einmal im Sommer zur Konzertbühne, der geschichtsträchtige Platz dient als Zuschauerraum.
Ursprünglich entstand "Klassik am Odeonsplatz" als Milleniumskonzert zur deutsch-französischen Aussöhnung. Mittlerweile gilt die Veranstaltung als Kulturhöhepunkt in München. Wer Karten für das sommerliche Klassik-Event ergattern will, muss früh dran sein. Die einmalige Kulisse zwischen Feldherrnhalle, barocker Theatinerkirche und Residenz zieht Klassikfans aus ganz Deutschland und dem Ausland an. 8.000 Stühle werden jedes Jahr für das Spektakel auf dem Platz aufgebaut, riesige Videoleinwände übertragen die Konzerte des BR-Symphonieorchesters und der Münchner Philharmoniker bis in die letzte Reihe. Und wenn hinter den Säulengängen der Feldherrnhalle die Sonne langsam untergeht und die Bühnenlichter Orchesterpodium und Platz erstrahlen lassen, entfaltet der Platz seine ganze Magie.
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Bestens gefüllt an diesem lauen Sommerabend - der Münchner Odeonsplatz. | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Am Pult des BR-Symphonieorchesters: der Dirigent Cristian Măcelaru. | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Sie glänzte mit Arien von Gounod und Massenet: | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Koloratursopranistin Diana Damrau | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Radoslaw Szulc, Konzertmeister des BR-Symphonieorchesters | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Münchens schönster Konzertsaal: | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Der Odeonsplatz wird glanzvoll illuminiert. | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Dirigent Cristian Măcelaru bedankt sich ... | Bildquelle: Marcus Schlaf
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... beim begeisterten Publikum. | Bildquelle: Marcus Schlaf
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Das war "Klassik am Odeonsplatz" 2018. | Bildquelle: Marcus Schlaf
Das Saison-Highlight "Klassik am Odeonsplatz" für Zuhause: Erleben Sie die Konzerte 2019 am 13. Juli und 14. Juli live im Videostream auf br-klassik.de/concert. Im Fernsehen sind die Konzerte im BR Fernsehen und in ARD-alpha zu sehen. Und auch der Hörfunk ist dabei: Das Konzert am 13. Juli wird live übertragen, das Konzert tags darauf gibt es als Mitschnitt am 24. Juli in der Festspielzeit auf BR-KLASSIK.
Und wenn Stühle, Technik und Notenpulte wieder abgebaut sind? Dann ist trotzdem immer was los auf dem Odeonsplatz. Ein Fahrradfahrer schlängelt sich durch die bunten Marktstände, vorbei an einer Gruppe Touristen, die, ausgerüstet mit Smartphones und Selfie-Sticks, vor der gelben Theatinerkirche posieren. In den schattigen Säulengängen der Feldherrnhalle hat eine Gruppe Jugendlicher ein Plätzchen zum Entspannen gefunden, während am Ausgang der U-Bahn-Station ein Straßengitarrist lautstark sein Können präsentiert.
Am besten schaut man dem Treiben bei einem Tässchen Espresso vom Restaurant "Tambosi" aus zu. Die Stühle draußen sind praktischerweise alle in Richtung des Odeonsplatzes ausgerichtet. 1775 kam der Italiener Giovanni Peitro Sardi auf die Idee, hier einen Kiosk zu eröffnen. Die Lage unweit des Hofgartens war für ihn ideal. Und Kaffee, Limonade und Schokolade kamen schon damals bei den Münchnern gut an. So entstand das erste Kaffeehaus Münchens. Den italienischen Charme hat das "Tambosi" bis heute beibehalten. Eine perfekte Ergänzigung zur umliegenden Architektur. Denn wer sich auf dem Odeonsplatz umsieht, erkennt schnell die Parallelen zu den Baustilen der italienischen Stadt Florenz: Die Feldherrnhalle wurde 1841 nach dem Vorbild der Loggia dei Lanzi in Florenz gebaut. Und die Theatinerkirche war die erste Kirche nördlich der Alpen im Stil des italienischen Hochbarocks.
Doch der Odeonsplatz wird in der Geschichte auch immer mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Münchens verknüpft bleiben. Auf dem "Themen-Geschichts-Pfad", den das Münchner Kulturreferat zusammen mit dem Stadtarchiv erarbeitet hat, ist der Odeonsplatz eine wichtige Station. Nach dem gescheiterten Versuch Adolf Hitlers und Erich Ludendorffs am 9. November 1923, die Macht im Staat an sich zu reißen, marschierten sie mit ihren Anhängern in Richtung Odeonsplatz. Dort wurden sie von der Bayerischen Landespolizei gestoppt. Bei einem Schusswechsel kamen vier Polizisten, 13 Putschisten und ein unbeteiliger Kellner ums Leben. Hitler wurde zu Boden gerissen, entkam jedoch in einem Sanitätsauto. Eine Gedenktafel an der Residenz erinnert heute an die getöteten Polizisten.
Obwohl der Putsch gescheitert war, machte er sich für die Nationalsozialisten bezahlt. Der Bekanntheitsgrad der NSDAP war enorm gestiegen. Nach ihrer Machtübernahme 1933 inszenierten die Nationalsozialisten am Jahrestag des Putsches aufwändige Totenfeiern. Die Feldherrnhalle diente ihnen als perfekte Kulisse für ihre Militärmärsche und Kundgebungen unterm Hakenkreuz. Die gefallenen Putschisten wurden als "Blutzeugen der Bewegung" glorifiziert. 1939 erklärte Hitler den 9. November gar zum staatlichen Feiertag.
Heute ist der Odeonsplatz immer noch ein Versammlungsort politischer Kundgebungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel rief hier 2013 zur Bundestagswahl auf. Im März 2019 versammelten sich bei strömendem Regen 10.000 Schüler auf dem Platz, um im Rahmen der Kampagne #FridaysForFuture für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Auch die traditionellen Paraden zum Oktoberfest finden auf dem Odeonsplatz statt.