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Halévys "La Juive" Pferde auf der Bühne und legendäre Aufnahmen

In Deutschland war Halévys "La Juive" viele Jahre wegen der jüdischen Herkunft des Komponisten von den Opernbühnen verbannt. In New York oder London sangen währenddessen die besten Tenöre die anspruchsvolle Rolle des Juden Eléazar.

Jacques Francois Frommental Halévy  | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Als Jacques Fromental Halévy 1835 nach monatelangen Proben an der Pariser Opéra "La Juive" zur Uraufführung brachte, tobten die Leute vor Begeisterung: Der Zirkus Franconi hatte 20 Pferde zur Verfügung gestellt. Die Massenszenen gerieten so unterhaltsam, die Tableaus so dekorativ, dass man angesichts des Spektakels vom achten Weltwunder sprach. Auf der Bühne vollzieht sich vor dem Hintergrund einer Ketzerverbrennung (Stichwort Jan Hus, Konstanz, 1414) das Seelendrama einer vermeintlichen Jüdin, die den Tod in kochendem Wasser beziehungsweise siedendem Öl findet. Das ist ein klassischer "coups de théatre" - wenn der Henker im Opfer zu spät die eigene Tochter erkennt.

Die tragische Verstrickung des (v)erbitterten Juden Eléazar bot der Tenorlegende Enrico Caruso Gelegenheit, seiner Karriere die Krone aufzusetzen. Auch Richard Tucker, José Carreras und Neil Shicoff haben mit dieser Rolle Interpretationsgeschichte geschrieben. Musikalisch können einzelne Gesangsnummern nach wie vor tief beeindrucken. Auch instrumentatorische Einzelheiten sind verblüffend, etwa das Englischhorn-Paar bei Eléazars applaustreibender Arie "Rachel, quand du Seigneur la grace tutélaire".

Die besten Eléazars

Enrico Caruso hat den Juden Éléazar am Heiligen Abend des Jahres 1920 an der MET in New York gesungen. Das war sein letzter Auftritt nach über 25-jähriger Bühnenkarriere und nicht weniger als 620 Vorstellungen an der MET.

Richard Tucker, Sohn jüdischer bessarabischer Einwanderer, der eigentlich Synagogenkantor werden wollte, übernahm die Rolle 1964 konzertant in New York, zehn Jahre später in New Orleans sowie am berühmten Teatro Liceo Barcelona auch szenisch.

José Carreras ist der einzige Tenor, der die Partie im Aufnahmestudio sang: in der teils in London, teils in München 1986-89 entstandenen Philips-Produktion unter der Leitung von Antonio de Almeida (mit Julia Varady in der Titelrolle).

Neil Shicoff, dessen Vater Synagogenkantor in seiner Geburtsstadt New York war, gilt als der bedeutendste Interpret des Éléazar der letzten Jahre. Aus der Staatsoper Wien gibt es einen Live-Mitschnitt von 1998 unter der Leitung von Simone Young (mit Soile Isokoski als Rachel).

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