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BR-Klassik vergibt Operetten-Frosch für die Spielzeit 2024/2025 Der sechste Frosch geht an das Staatstheater am Gärtnerplatz für "Waldmeister"

Der sechste BR-KLASSIK -"Operetten-Frosch" für die Spielzeit 2024/2025 geht das Staatstheater am Gärtnerplatz für "Waldmeister" von Johann Strauss (Sohn). Inszeniert von Josef E. Köpplinger. Der Preis schließt die Nominierung für den Spielzeit-Frosch 2024/2025" ein.

Steckbrief

"Waldmeister" von Johann Strauss (Sohn) am Staatstheater am Gärtnerplatz - inszeniert von Josef E. Köpplinger

Los geht´s …    
mit einem Video Heimatfilm-Vorspann zur facettenreich und duftig gespielten Ouvertüre. Da wabert der Nebel im Wienerwald, und natürlich blüht dort der Waldmeister, und alle Beteiligten werden uns noch einmal namentlich vorgestellt. Das renovierungsbedürftige Hotel zur Waldmühle erinnert an das Wirtshaus im Spessart, doch dort hausen keine Geister, sondern es dient als Unterschlupf für die durchnässte Truppe von Sängerin Pauline Garland. Wir befinden uns in den 1950er Jahren.

Mutig, neu, zeitgemäß:       
Die Neufassung von Johann Strauss´ Waldmeister in Josef Köpplingers Bearbeitung vom Münchner Gärtnerplatztheater peppt das altbackene Stück ordentlich auf und überzeugt vor allem durch das hervorragende Ensemble und die exzellente musikalische Darbietung. Köpplinger hat die Szenen perfekt gearbeitet, die Dialoge schnurren, der bestens aufgelegte Chor und alle Soli bewegen sich in Ricarda Regina Ludigkeits Choreografie in großer Lebendigkeit und das zwischen Kitsch und künstlerischer Abstraktion changierende Bühnenbild von Walter Vogelweider, sowie die üppigen 50er Jahre Kostüme von Uta Meenen machen Lust zum Hingucken.

Verblüffend:  
Wie modern manche der Aussagen im alten Waldmeister sind, und wie sympathisch alle diese überzeichneten Figuren in Köpplingers Lesart rüberkommen: Daniel Prohaska in der Rolle des Botanik Professors Erasmus Müller bekommt als verkrachter Schauspieler eine neue, schillernde Seite. Der liebenswürdige Witzbold findet in Sekretärin Jeanne sein passendes Topf-Pflanzen- Deckelchen, obwohl sich beide mit der Ehe erstmal Zeit lassen wollen.

Herausragend:        
Das große orgiastische Finale des zweiten Aktes, in dem sich alle unter der intensiven Wirkung der Waldmeister-Bowle entkleiden und enthemmen. Außerdem die sängerischen und darstellerischen Leistungen: Ludwig Mittelhammer gibt ihm mit wohltönendem Bariton eine ordentliche Portion Charme mit und gibt zusammen mit Sophia Keiler als vor Erotik knisternder, Koloraturen starker Pauline ein tolles Paar ganz nach Heimatfilm-Vorbildern wie Rudolf Prack und Sonja Ziemann. Robert Meyer als Amtshauptmann Heffele und Caspar Krieger als Stadtrat geben in kleinen komischen Szenen noch die gewisse Prise Zucker auf die Operetten-Bowle.

Überraschung:   
Die Überraschung des Premierenabends ist der Einsatz der Sprinkleranlage durch einen versehentlich ausgelösten Feueralarm auf der Seitenbühne mitten im zweiten Akt. Mit „jetzt regnet´s schon wieder“ verlassen Daniel Prohaska und Ludwig Mittelhammer schleunigst die tropfnasse Bühne, bevor sich der eiserne Vorhang senkt. Noch überraschender ist, dass das Orchester nach 45 Minuten in den nassen Graben zurückkehrt und das Stück bis zu Ende gespielt werden kann. Jubel und Sonderapplaus für alle wischenden, helfenden Hände!

Sei kein Frosch, küss ihn:        
Das Team vom Operetten-Boulevard gratuliert dem Staatstheater am Gärtnerplatz zu großem Operetten-Einsatz für ein dringend neu zu belebendes Werk und enormem Ensemblegeist selbst in größten Schwierigkeiten!

Inszenierung:
Josef E. Köpplinger
Musikalische Leitung: Michael Brandstätter
Bühne: Walter Vogelweider
Kostüm: Uta Meenen
Choreografie: Ricarda Regina Ludigkeit

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