Dass die Musikwelt im Mai den 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi feiert, dem ersten bedeutenden Opernkomponisten, ist sicher Anlass für so manche Neuproduktion seiner Bühnenwerke - sollte man meinen! Ein anderes Ereignis, das seine Schatten vorauswirft: Bei den traditionsreichen Salzburger Festspielen wird im Juli mit Intendant Markus Hinterhäuser an der Spitze ein neues Kapitel aufgeschlagen. Und auch sonst hat das Opernjahr 2017 einiges zu bieten.
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Orfeo, Ulisse, Poppea - alle drei Titelgestalten der Opern Monteverdis präsentieren die Salzburger Festspiele zum 450. Geburtstag des Komponisten. Mit John Eliot Gardiner ist einer der prominentesten Fürsprecher des Barockmeisters aus Cremona für die musikalische und szenische Seite des Großprojekts verantwortlich. Als würde man im Sommer in der Mozartstadt eine kleine Wiedergutmachung betreiben wollen, denn bis dahin muss man nach Neuproduktionen zu Ehren Monteverdis mit der Lupe suchen. Allerdings bekommen die Venezianer Gardiners Lesart der Trilogie auch im Teatro La Fenice geboten.
Gesangsfans, die in der Oper besonders Verdi und allgemein den Glamour-Faktor lieben, werden in Salzburg wieder durch Anna Netrebko bedient. Vor ihrem dortigen Aida-Rollendebüt ist La Netrebko in Wien als Leonora im "Troubadour" und in Mailand als Violetta in "La Traviata" zu erleben, außerdem als Tatjana in Tschaikowskys "Eugen Onegin" auf den Opernbühnen von Paris und New York.
Gibt in Salzburg ihr "Aida"-Debüt: Anna Netrebko | Bildquelle: picture alliance / AP Images Der hoffentlich bald genesene Kassenmagnet Jonas Kaufmann mutet sich eine der schwersten Partien des Heldentenorfachs zu: Angekündigt wird sein Otello-Debüt für Juni in London, nachdem er im März in München den Verismo-Helden Andrea Chénier in Umberto Giordanos gleichnamiger Oper profiliert haben wird. Hier steht ihm die zurecht umjubelte Anja Harteros zur Seite, die kurz darauf auch in einer Münchner Neuinszenierung von Wagners "Tannhäuser" dabei ist - neben Klaus Florian Vogt und Christian Gerhaher. Auch das Leitungsteam der Produktion macht neugierig: Romeo Castellucci als Hausdebütant am Regiepult neben dem Bayerischen Generalmusikdirektor Kirill Petrenko.
Auf dem Grünen Hügel debütiert der Australier Barrie Kosky, seines Zeichens Chef der Komischen Oper Berlin, mit den "Meistersingern von Nürnberg". Der "Parsifal"-Regisseur des letzten Bayreuther Sommers, Uwe Eric Laufenberg, stellt in seinem Wiesbadener Haus einen neuen "Ring"-Zyklus zur Debatte. Das 50-jährige Bestehen der Salzburger Osterfestspiele feiert Christian Thielemann mit einer "Walküre", auf die schon 1967 die Wahl des Festivalgründers Herbert von Karajan fiel.
Ungewöhnlich an den Premierenkonstellationen ist, dass sich ein zentrales Opus von Strauss und Hofmannsthal innerhalb weniger Tage durch Neuinszenierungen der Hamburgischen und der Berliner Staatsoper erleben lässt: "Die Frau ohne Schatten". Im April können szenische Arbeiten von Claus Guth und Andreas Kriegenburg verglichen werden, Tempi und Klangbilder von Zubin Mehta und Kent Nagano. Der steht an der Alster zuvor für Bergs "Lulu" am Pult, da ist Christoph Marthaler in Sachen Regie mit im Boot.
Er bringt Bizets "Perlenfischer" in Berlin auf die Bühne: Regisseur Wim Wenders | Bildquelle: picture alliance/Eventpress Tschaikowskys "Pique Dame" wird im Juni in Stuttgart durch die Brille von Jossi Wieler zu betrachten sein, nachdem der Schweizer Hausherr zuvor Händels "Ariodante" herausgebracht haben wird. Unter den musikalisch interessantesten Barockproduktionen sticht die von William Christie in Zürich hervor (Charpentiers "Médée"). Ein Pultstar mit ganz anderen Vorlieben, Simon Rattle, schwört die Berliner Philharmoniker bei den Osterfestspielen Baden-Baden auf den Evergreen "Tosca" ein. Und vielleicht den Coups der Saison landet die Staatsoper Berlin bei ihrem Abschied vom langjährigen Ausweichquartier Schillertheater: Von Dirigent Daniel Barenboim unterstützt, stellt sich für Bizets "Perlenfischer" erstmals ein wichtiger Filmregisseur den Arbeitsbedingungen des Musiktheaters - Wim Wenders!