Neo Rauch inszeniert "Lohengrin" in Bayreuth, Georg Baselitz bringt gemeinsam mit Pierre Audi in München den "Parsifal" auf die Bühne. Neue Opern von Toshio Hosokawa und Heinz Holliger werden uraufgeführt. Und natürlich sind große Stars zu erleben: von Anna Netrebko bis Plácido Domingo. Und auch sonst hat das Opernjahr 2018 einiges zu bieten.
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Wieder einmal prägen Hügel-Debütanten eine Neuproduktion bei den Bayreuther Festspielen: "Lohengrin" liegt in den Händen des Regieteams um Yuval Sharon und den Maler Neo Rauch, die Hauptrollen singen Roberto Alagna und Anja Harteros. Veteranen wie Waltraud Meier und Christian Thielemann kommen hinzu. Thielemanns Erzrivale Kirill Petrenko leitet erstmals das andere, späte Gralsdrama Wagners, wenn die Münchner Opernfestspiele mit "Parsifal" und Star-Power eröffnen: Jonas Kaufmann, Christian Gerhaher, René Pape, Nina Stemme. Ein bildender Künstler prägt auch hier die optische Seite: Georg Baselitz arbeitet mit Pierre Audi zusammen. Durch die Brille von Dieter Dorn gibt es das sogenannte Bühnenweihfestspiel schon zu Ostern in Baden-Baden, wo sich Simon Rattle als Chef der Berliner Philharmoniker verabschiedet.
Inszeniert die "Fledermaus" in Berlin: Rolando Villazón | Bildquelle: Monika Hoefler Unter den Neuinszenierungen der Salzburger Festspiele wird wohl "Salome" wegen des eigensinnigen Querdenkers Romeo Castellucci den meisten Gesprächsstoff liefern, Franz Welser-Möst kümmert sich um die Wiener Philharmoniker. Das einstige Skandalstück von Richard Strauss ruft an der Lindenoper den Dirigenten Christoph von Dohnányi sowie Provokateur-Grandseigneur Hans Neuenfels auf den Plan. Aus der Perspektive des Sängers führt außer Brigitte Fassbaender, demnächst mit Strauss' Alterswerk "Capriccio" in Frankfurt, längst auch Rolando Villazón Regie: demnächst bei der "Fledermaus" an der Deutschen Oper Berlin. Noch ein anderer Operetten-Strauß, nicht Johann, sondern Oscar, steht im Terminkalender Peter Konwitschnys: mit dem "Tapferen Soldaten" am Münchner Gärtnerplatztheater! Denselben polarisierenden Mann am Regiepult beschäftigt zuvor die Nürnberger Staatsoper mit Bernd Alois Zimmermanns "Soldaten".
Das operntypische Seelenfass könnte möglicherweise noch einmal überlaufen, wenn Jossi Wieler sich aus Stuttgart verabschiedet: mit Toshio Hosokawa und der Uraufführung seiner Oper "Erdbeben.Träume." nach Heinrich von Kleists "Erdbeben von Chili". Freunde zeitgenössischen Musiktheaters können sicher auch bei Peter Ruzickas neuer Oper "Benjamin" in Hamburg oder Heinz Holligers erstmals zu sehendem "Lunea" in Zürich der alten Frage nachgehen, ob das so seriös tönende Bühnengenre überhaupt gesellschaftlich relevant oder doch ein exklusives Vergnügen Privilegierter ist: geeignet, den Wirrnissen der Zeit zu entfliehen, inmitten des labyrinthischen Dickichts unserer Tage, der allgemeinen Verunsicherung unserer heutigen Lebenswelt?
Singt die Hauptrolle in Verdis "Macbeth" an der Berliner Staatsoper: Pacido Domingo | Bildquelle: Dario Acosta "Tutto nel mondo è burla - Alles ist Spaß auf Erden" schreibt man à la Verdi an Ostern auf die Fassade des frisch renovierten Knobelsdorff-Baus, der Lindenoper: Daniel Barenboim präsentiert den Rollendebütanten Michael Volle als Falstaff! Und kurz darauf wieder mal Anna Netrebko und Plácido Domingo in "Macbeth", neu inszeniert von Altmeister Harry Kupfer. An der Bayerischen Staatsoper gilt ambitioniertes Bemühen hingegen einer verkannten französischen Oper Verdis: Auf die Spuren der "Sizilianischen Vesper" begeben sich Dirigent Omer Meir Wellber, Regisseur Antú Romero Nunes und als Prominentester auf Sängerseite der Bariton Erwin Schrott, früher im Nebenjob Lebensgefährte von Anna Netrebko.
Strauss: "Capriccio"
Oper Frankfurt
14. Januar
Strauss: "Salome"
Staatsoper Berlin
4. März
Holliger: "Lunea"
Oper Zürich
4. März
Verdi: "Die Sizilianische Vesper"
Nationaltheater München
11. März
Zimmermann: "Die Soldaten"
Staatsoper Nürnberg
17. März
Wagner: "Parsifal"
Opernfestspiele Baden-Baden
24. März
Verdi: "Falstaff"
Staatsoper Berlin
25. März
Strauß: "Die Fledermaus"
Deutsche Oper Berlin
28. April
Ruzicka: "Benjamin"
Staatsoper Hamburg
3. Juni
Straus: "Der tapfere Soldat"
Gärtnerplatztheater München
14. Juni
Verdi: "Macbeth"
Staatsoper Berlin
17. Juni
Wagner: "Parsifal"
Münchner Opernfestspiele / Nationaltheater
28. Juni
Hosokawa: "Erdbeben.Träume."
Staatsoper Stuttgart
1. Juli
Wagner: "Lohengrin"
Bayreuther Festspiele
25. Juli
Strauss: "Salome"
Salzburger Festspiele
28. Juli
Sendung: "Allegro" am 2. Januar 2017, 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK