Am 9. Juli steht der Slowake Pavol Breslik beim Open-Air-Festspielkonzert "Oper für alle" in München auf der Bühne. Mittlerweile ist er einer der begehrtesten Tenöre im Lyrischen Fach. Dass er Opernsänger wurde, ist reiner Zufall.
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BR-KLASSIK: Pavol Breslik, in Ihrer Familie hat Oper keine große Rolle gespielt. Wie sind Sie zur Oper gekommen?
Pavol Breslik: Per Zufall. In der Schulbibliothek habe ich mir LPs ausgeliehen, Michael Jackson und so, und da war auch Turandot dabei. Ich dachte, das sei eine neue Band. Aber es war eine Oper – und eine Woche später konnte ich sie fast auswendig mitsingen. Da war ich 13. Vorher habe ich an der Musikschule gesungen, meistens Volkslieder, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich mal Oper singen werde.
BR-KLASSIK: Wie haben Ihre Eltern auf Ihren Wunsch reagiert, Opernsänger zu werden?
Pavol Breslik: Mein Papa hat gefragt, ob man davon leben kann, und meine Mutter hat gesagt: Lern doch zuerst etwas anständiges, dann kannst du unter der Dusche singen, wann du willst. Später habe ich meine Eltern dann zu einer Vorstellung nach Rom eingeladen – und da waren sie schon stolz!
Ich träume von einem bösen Charakter.
BR-KLASSIK: Als Lyrischer Tenor ist man fast immer der jugendliche Liebhaber, der Gute, mit dem sich alle identifizieren. Hätten Sie manchmal Lust, mehr Ihre negativen Eigenschaften auf der Bühne auszleben, mal der Fiesling zu sein?
Pavol Breslik: Oh ja. Ich träume von einem bösen Charakter. Und ich war so glücklich, als ich „Turn oft he Screw“ machen konnte, weil der Quint schon hinterhältig ist und ich mich da austoben konnte. Endlich konnte ich auch schiefe Töne singen.
BR-KLASSIK: Sie sind einer der entscheidenden Mozart-Tenöre der Gegenwart, könnte man sagen, und wir erleben Sie auch bei den Münchner Opernfestspielen zweimal als Don Ottavio und einmal als Belmonte. Aber beim Festspielkonzert „Oper für alle“ werden sie hauptsächlich französisches und italienisches Repertoire singen, romantisches Repertoire, auch Belcanto. Was liegt Ihnen da eigentlich mehr?
Pavol Breslik: Ich denke, bei jedem Sänger sollte Mozart die Basis sein, er ist technisch so perfekt, dass man darauf aufbauen kann und sich weiterentwickeln. Das Konzertprogramm haben wir so gewählt, weil ich schon Mozart bei den Festspielen singe und wir beim Open Air Konzert auch populäre Arien dabei haben wollten. Una furtiva lagrima, Romeo und Julia, Die Perlenfischer… Ich denke, für ein solches Konzert unter freiem Himmel ist es das richtige Repertoire.
Bei jedem Sänger sollte Mozart die Basis sein.
BR-KLASSIK: Normalerweise ist ein Opernsänger stolz darauf, dass er allein ein 100-Mann-Orchester übertönen kann. Jetzt singen Sie aber mit Mikrofon.
Pavol Breslik: Ich hoffe, denn draußen muss die Stimme anders verstärkt werden, sonst hat man keine Chance. Da muss ich mich auf die Technik verlassen.
Das Gespräch führte Bernhard Neuhoff für BR-KLASSIK.
Samstag, 9. Juli 2016, 20.30 Uhr
München, Marstallplatz
Pavol Breslik, Tenor
Bayerisches Staatsorchester, Ltg. Bertrand de Billy
ATTACCA-Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters, Ltg. Allan Bergius
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