Salzburger Festspiele
19. Juli bis 31. August 2024
Am 27. Juli 2018 hat bei den Salzburger Festspielen Lydia Steiers Neuinszenierung der "Zauberflöte" Premiere. Als Pamina ist Christiane Karg zu erleben. Im Interview spricht die Sopranistin über diese Partie, die ihr sehr am Herzen liegt, und über ihre Liebe zu süßen Mehlspeisen - besonders, wenn sie im Café Sacher serviert werden.
Bildquelle: Steven Haberland
BR-KLASSIK: Sie haben sich ausdrücklich Salzburger Nockerln gewünscht für unser Gespräch hier im Café. Wie müssen denn Salzburger Nockerln sein, wenn sie wirklich gut sind?
Christiane Karg: Ich glaube, hier gibt's die besten. Sie sind sehr fluffig und sehr süß. Wenn jemand nicht auf süß steht, dann sind sie nicht zu empfehlen. Und hier im Café gibt's noch eine Himbeer-Sahnecreme dazu. Die macht das Ganze besonders lecker. Die Nockerln sehen auf dem Teller aus wie drei Berge. Ich habe gelesen, es sind die drei Salzburger Hausberge: der Kapuzinerberg, der Geisberg und der Mönchsberg – im Winter bei Schnee ist noch Puderzucker drauf.
Zucker brauchen wir Sänger unbedingt!
BR-KLASSIK: Sie sind mitten in der Probe für die "Zauberflöte" und haben gerade Mittagspause. Sind diese Nockerln Kraftfutter für die Pamina?
Christiane Karg: Normalerweise geht man in der Pause nicht ins Café Sacher, weil man die Zeit gar nicht hat. Aber heute habe ich mal eine Ausnahme gemacht. Ich singe heute Nachmittag die Arie, und ich weiß nicht, wie sie dann klingen wird. Das ist wirklich sehr üppig, was wir jetzt zu uns nehmen.
BR-KLASSIK: Ist denn Zucker – oder überhaupt Süßes – schädlich fürs Singen?
Christiane Karg: Auf keinen Fall. Man braucht unbedingt Süßes. Auf Nüsse sollte man vielleicht verzichten. Müsli kann bei der Probe um zehn Uhr morgens auch ein Problem sein, aber ansonsten: Zucker brauchen wir unbedingt, würde ich sagen.
BR-KLASSIK: Sie sind ja eine Konditoren-Tochter. Die Familie hat zu Hause in Feuchtwangen ein Café. Dort wird Schokolade hergestellt – von Ihrer Schwester. Kommt daher Ihre Affinität zum Süßen?
Christiane Karg: Kann schon sein. Bei uns gab es immer Süßes. Einmal am Tag esse ich schon gerne ein Stück Kuchen, darauf kann ich eigentlich nicht verzichten. Aber es muss gut sein; gestern bin ich aus einem Café wieder 'rausgegangen, weil mich da nichts angesprochen hat. Ich kann also doch verzichten.
Die Partie der Pamina wird immer interessanter. Es macht Spaß, sie darzustellen und zu singen.
BR-KLASSIK: Die Pamina ist für Sie nicht neu, da Sie diese Rolle schon einige Male gesungen haben. Wo denn eigentlich?
Christiane Karg | Bildquelle: © Gisela Schenker Christiane Karg: Ich habe die Pamina eigentlich relativ spät ins Repertoire genommen. Ich war eher die Papagena vom Dienst, und alle haben immer gesagt: Ach wie süß, die Papagena passt so gut zu dir. Aber das will man natürlich nicht hören, wenn man eigentlich eher ins lyrische Fach gehen und die Pamina singen möchte. In Frankfurt war es dann vor ungefähr zehn Jahren das erste Mal soweit, dass ich auch die Pamina singen durfte. Das habe ich dann viele Spielzeiten dort am Haus gemacht. Dann habe ich an der Hamburgischen Staatsoper gastiert, und ich bin in München mal eingesprungen. Da steckte ich plötzlich in einem Kostüm von Lucia Popp, was ich ganz toll fand. Und jetzt kam noch eine Produktion an der Chicago Lyric Opera dazu. In Covent Garden habe ich mit der Pamina mein Debüt gegeben. Und jetzt eben diesen Sommer in Baden-Baden und in Salzburg gleichzeitig. Es ist ein richtiges "Pamina-Jahr", und ich muss sagen, diese Partie wird noch immer viel interessanter; es macht Spaß, sie darzustellen und zu singen.
BR-KLASSIK: Ich habe schon bei einer Präsentation ein paar Kostüme für die Salzburger "Zauberflöte" gesehen, die sind sehr prächtig, bunt und mit Kristallen bestückt. Haben Sie auch so ein tolles Kostüm?
Christiane Karg: Ich habe keine Steine abbekommen. Bei mir glitzert nichts. Ich sehe ein bisschen kaputt aus. Sie ist nicht so ganz glücklich, diese Pamina, die ich hier darstelle, aber das Kostüm ist wirklich sehr groß. Wenn ich normal durch die Tür gehe, passe ich nicht durch, ich muss seitwärts gehen.
BR-KLASSIK: Können Sie mit der etwas unglücklichen Pamina leben oder reut Sie das im Innersten?
Christiane Karg: Nein, ich kann damit leben. Pamina ist eine Partie, für die ich wirklich kämpfe. Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, würde ich auf die Barrikaden gehen, weil mir diese Rolle total am Herzen liegt. Aber hier in Salzburg habe ich kein Problem. Gut, es ist ein bisschen anders, auch die Tempi, die Constantinos Carydis anbietet. Aber es ist sehr spannend. Und ich möchte die Pamina ja auch gern einmal von einer anderen Seite kennenlernen.
Wolfgang Amadeus Mozart:
"Die Zauberflöte"
Salzburg, Großes Festspielhaus
Musikalische Leitung: Constantinos Carydis
Regie: Lydia Steier
Details zu weiteren Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage der Salzburger Festspiele.
Sendung: "Piazza" am 28. Juli 2018, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK