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CD des Monats: November Goldmund Quartett - Streichquartette von Haydn

Weder Goldfinger noch Goldeneye, sondern Goldmund nennt sich die Münchner Quartett-Truppe, die jetzt ihr Debüt-Album vorstellt. Wir finden: wahre Musikagenten mit der Lizenz zur Zeitreise.

Goldmund Quartett | Bildquelle: Goldmund Quartett

Bildquelle: Goldmund Quartett

Ihre stärkste Waffe: Das Streichinstrument, das die heimatverbundenen Bergfreunde Florian Schötz (Violine I), Pinchas Adt (Violine II), Christoph Vandory (Viola) und Raphael Paratore (Cello) für ihr erstes CD-Cover bis auf den Gipfel der Zugspitze schleppen. Dort posieren die vier Schulfreunde allerdings nicht in Tirolerhut und Tracht fürs Fotoshooting. Sie bevorzugen in schwindelerregenen Höhen schwarze Anzüge. Wie "high-end" sie sind, könnt ihr auf unserer aktuellen CD des Monats überprüfen.

Gipfelsturm mit Haydn

Goldmund Quartett | Bildquelle: Naxos Bildquelle: Naxos In ihrem Debüt-Album widmet sich das Goldmund Quartett dem kreativen Kopf des mehrstimmigen Musizierens: Joseph Haydn. Zu hören sind die aus der Ismaninger Gabrielkirche aufgenommen Haydn-Quartette Op. 1,1, sein allererstes Streichquartett, weiter das berühmten Streichquartett Op. 33,5 aus seiner mittleren Schaffenszeit und das zuletzt geschriebene Op. 77,1. Eine wahre Klangreise und Erfahrung der Entwicklung Haydns in Bezug auf sein kompositorisches Schaffen.

CD eingelegt und die Zeitreise ins 18. Jahrhundert kann starten: Große schwere Flügeltüren eines Ballsaales öffnen sich, ein "Darf ich bitten" und schon schwingt das Tanzbein auf das für den Baron von Fürnberg komponierte Haydn-Streichquartett, aus dem Jahr 1757/58. Das noch im klassischen Stil des Divertimento geschriebene Quartett lässt die Geige mit ihren verzierten Melodien auf einem Begleitbett mit besonders viel Liebe zum Detail nur so dahinschweben. Zwar historisch informiert spielen die Jungs von Goldmund auf ihren modernen Streichwaffen. "Mit einer Stimme sprechen" ist ihr Auftrag, die nicht nur untereinander den ein oder anderen Witz reißen, sondern auch den Witz in Haydns Musik erkennen.

In Haydns Musik steckt unglaublich viel Humor.
Raphael Paratore, Cellist beim Goldmund Quartett

Zum Beispiel beginnt Haydn ein Stück auch gerne mal mit einem eigentlichen Schlussteil. Wie auch in seinem russischen Quartett Op. 33,5 mit dem netten Beinamen "Wie geht es Dir?" aus dem Jahr 1781, seiner mittleren Schaffensphase. Zu hören ist eine schwungvolle Geigenmelodie und auch die Begleitstimmen werden immer eigenständiger und verschmelzen hier und da zu einem Klang - und lösen sich wieder voneinander. Ein Wechselbad aus Lachanfall und Ernsthaftigkeit, dass die Tänzer im Ballsaal bei Laune hält. Eine Art arioses Geträller, das Schwung in die Kiste bringt. Besonders mit diesem Stück sind die "Goldmünder" emotional verbunden: Es ist das erste Quartett, welches sie gemeinsam erarbeitet und gespielt haben. Und die Verbundenheit hört man: Den sinnlichen Klang, der Emotionen transportiert und anspricht.

Das letzte Streichquartett der CD - und auch das letzte vollendete Werk dieser Gattung Haydns, aus dem Jahr 1799, zeigt die Entwicklung seines Kompositionsstils. Besonders im Menuett tanzen nun ungarisch-zigeunerische oder kroatische Vollbluttänzer. Zwischen den Instrumenten herrscht ein reger Dialog, humorvoll entstehen die virtuosesten Partien, die von einem Haydn Quartett ruhig einmal erwartet werden dürfen.

Pragramm-Tipp

Am 14. November kommt das Goldmund Quartett zu Besuch ins U21-Studio - und spielt live aus seinem Debüt-Album. Los geht es um 21.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

"Von Haydn können wir lernen, was Intonation, Artikulation, Phrasierung und Balance betrifft. Er vereint alles in seinen Streichquartetten und jeder Fehler würde sofort auffallen“, sagt Raphael Paratore. Zu hören sind lebhafte, leidenschaftliche und individuelle Zusammenspiele des Goldmund Quartetts, bei denen besonderer Wert auf die Artikulation gelegt wird. Nicht zu aufgeladen, aber auch nicht zu dünn, mit herausragenden Phrasierungen.    

CD-Info

Haydn - Streichquartette
Goldmund Quartett
NAXOS

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