SWEET SPOT.
Neugierig auf Musik
Ok, eine Partitur auf dem Tablet anschauen ist ja wirklich nichts Neues mehr. Jetzt aber wollen einige große US-Orchester iPad & Co. salonfähig machen - im Konzertsaal. Ist das Zukunftsmusik oder doch nur ein PR-Gag?
Bildquelle: colourbox / Montage BR
Ist das die Lösung? Mit hippem Technik-Schnickschank junge Menschen ins Konzert locken? Ja, sagen etwa so prominente Orchester wie das Boston Symphony Orchestra und das Philadelphia Orchestra. Jesse Rosen, Präsidentin des Bundes Amerikanischer Orchester in New York, spricht von "stärkeren visuellen" und "innigeren Erfahrungen" und davon, "einen sichtbaren Kontakt zwischen den Künstlern und dem Publikum herzustellen".
Bildquelle: colourbox.com Die Bostoner setzen auf iPads, um vor allem die schwach besuchten Freitagskonzerte ("Casual Fridays") attraktiver zu machen. Dafür haben sie eine App entwickelt, mit der die Besucher während des Konzerts die Partitur mitlesen, den Dirigenten aus der Perspektive des Orchesters ansehen oder Interviews und Podcasts anhören können. Mit der App des Philadelphia Orchestra können die Zuschauer die Texte von Gesangseinlagen mitverfolgen. Das Symphonieorchester von Virginia bietet zudem "TweetSeats", Plätze, auf denen twittern erlaubt ist. In ausgewählten Vorstellungen kann das Pubkum so mit einem Konzertbeauftragen socializen, den Abend kommentieren und Fragen stellen.
Natürlich hagelt es Kritik und die Orchester haben sich laut Selbstauskunft darauf schon vorbereitet, das Stammpublikum nicht zu vergraulen. So seien das Design der Apps und die Tablet-Einstellungen, vor allem in punkto Helligkeit, so gehalten, dass es das Umfeld möglichst nicht störe. Wer in Boston ein iPad benutzen will, hat allerdings keine Chance mehr auf einen vorderen Platz, für Tablet-User stehen eigene Plätze zur Verfügung, hinten im Saal.