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Neugierig auf Musik

CD des Monats: Oktober Tamás Pálfalvi - Agitato

Tamás Pálfalvi - Agitato | Bildquelle: Dominik Odenkirchen

Bildquelle: Dominik Odenkirchen

"Agitato" – das heißt übersetzt so viel wie aufgeregt oder unruhig. Mit zarten 23 Jahren hat Tamás Pálfalvi letzten Herbst den ersten Fanny Mendelssohn Förderpreis abgesahnt und das hat in seinem Leben für viel Aufregung gesorgt. Denn Teil des Gewinns war die Aufnahme einer Debüt-CD – und jetzt sorgt "Agitato" für Aufregung. Mit seinem Debüt schüttelt uns Tamás mächtig durch, da verspricht der Titel nicht zu viel. So eine abwechslungsreiche, innovative und, ja, auch ein bisschen wilde Playlist kann eigentlich nur von einem jungen Kreativling wie ihm kommen. Die Kritiker übertreffen sich gegenseitig, das Lob tönt so laut wie Tamás Trompete. Aber warum eigentlich?

Obwohl Tamás Pálfalvi rein optisch eher einen ordentlichen, geschniegelten Look pflegt, hat sich der junge Wilde unter den Trompetern musikalisch in alle Richtungen gestreckt und Stücke aus entlegensten Ecken ans Licht befördert. Moderne Werke wie "Kryl" von Robert Erickson geben sich die Hand mit der Sonate in D-Dur von Tamás liebstem Barock-Komponisten, Georg Philipp Telemann. Die Trompete nimmt uns gefangen mit einigen der schönsten Solostücke für das Instrument und schockt im nächsten Moment mit Tönen wie nicht von dieser Welt: schrilles Pfeifen, Triller, zwischendurch Schreie, Atmen, gesungene Töne. Tamás stellt gegensätzliche Werke kommentarlos nebeneinander, alle sind gleich viel wert und gehören zusammen, verbunden durch das Instrument. Und so überrascht die Trompete bei jedem Track der CD wieder mit einer anderen Stimmung, einem neuen Sound. Das Instrument klingt und singt, mal laut, mal leise, mit viel Gefühl und Enthusiasmus.

Ich sehe es als meine Pflicht, ungarische Musik zu interpretieren und die Grenzen der Trompete und des Repertoires zu erweitern.
Tamás Pálfalvi

Tamás Pálfalvi - Agitato | Bildquelle: Dominik Odenkirchen Bildquelle: Dominik Odenkirchen Tamás hat keine Angst vor neuen Ideen. Zwei Arien, die eigentlich nur im Zusammenhang der Opern aufgeführt werden und auch dort alles von den Sängern fordern, hat er einfach mal auf seiner Trompete ausprobiert. Beim Anhören der Stücke dachte Tamás sich: "Das könnte doch auf Trompete toll klingen!". Und tadaa: Er fing sofort an zu proben und die zwei Arrangements markieren jetzt den Anfang und das Ende seiner Platte.

Auch Neue Musik hat der Trompetenzauberer voll im Griff. Sein Instrument streitet sich energisch mit den Begleitern Klavier, Stimme, Percussion und Kammerorchester, gibt freche Widerworte, versöhnt sich wieder, aber behält schließlich immer das letzte Wort – oder vielmehr: den letzten Ton.

Keine Frage, "Agitato" macht seinem Titel alle Ehre. Es ist eine aufregende Zusammenstellung von Werken – mal lustiger, mal ernster. Tamás präsentiert sich und sein Instrument als Dreamteam auf Erlebnisreise – und nimmt den Zuhörer gleich auf ein Abenteuer mit. Also, CD anschmeißen und anschnallen: bei so viel Aufregung steigt die Herzfrequenz garantiert höher.

CD-Info

Agitato
Trumpet Works From Vivaldi To Dubrovy
Tamás Pálfalvi
Franz Liszt Chamber Orchestra
Berlin Classics

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