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ARD Themenwoche – Wie wollen wir leben? Klassik im digitalen Zeitalter

Die Corona-Pandemie hat die Welt, wie wir sie kannten, aus den Angeln gehoben. Sie gibt uns aber auch die Möglichkeit, festgefahrene Strukturen zu überdenken. #WIELEBEN – BLEIBT ALLES ANDERS ist der Titel der diesjährigen ARD-Themenwoche vom 15. bis 21. November 2020. BR-KLASSIK fragt nach: Wie wollen wir in Zukunft mit klassischer Musik leben?

Johann Sebastian Bach am Tablett | Bildquelle: imago/CTK - BR Montage

Bildquelle: imago/CTK - BR Montage

Staubtrockener Boden, braune Maisfelder, eine verlassene Holzhütte und eine Frauenstimme aus dem Off: Laurie, die Hauptrolle in Aaron Coplands Oper "The Tender Land". Allerdings steht sie nicht auf der Bühne, sondern leitet ein Computerspiel an. Das Australian Discovery Orchestra bietet auf seiner Homepage einige solcher animierter Entdeckungsreisen in die Welt der klassischen Musik an.

Kritik an kostenlosen Konzertstreams

Die digitale Welt hat neue Möglichkeiten für die Klassikbranche eröffnet. Während der Corona-Krise im Jahr 2020 setzen viele Künstlerinnen und Künstler auf Streaming-Konzerte. Jazzsaxophonistin Stephanie Lotterloser hingegen findet es "sehr unüberlegt", dass man "jetzt einfach das, womit man sonst sein Geld verdient, ununterbrochen in sehr unterschiedlich guter Qualität umsonst im Internet darbietet". Diese Bemerkung postete sie April 2020 auf Instagram.

Die ARD-Themenwoche 2020 stellt die Zukunftsfrage: "Wie wollen wir leben?" | Bildquelle: dpa-Bildfunk/ARD Das Erste Die ARD-Themenwoche vom 15.-21. November 2020 fragt nach: Wie wollen wir in Zukunft leben? | Bildquelle: dpa-Bildfunk/ARD Das Erste Dennoch: Eine Rückkehr aus dem Digitalen wird es nicht geben. Deshalb sucht auch die klassische Musik ihren Platz in der digitalen Welt. Holger Noltze, Professor für Musikjournalismus an der TU Dortmund, schlägt in seinem neuen Buch "World Wide Wunderkammer" vor, die Klassikwelt solle einen noch offeneren Umgang mit dem Netz wagen. Schlichtes Verlinken von Inhalten ist ihm zu wenig. "Ich kann ja Inhalte dazustellen, die das künstlerische Ereignis anders fassen, die einen Zugang schaffen."

Schlichtes Verlinken von Inhalten ist zu wenig.
Holger Noltze, Professor für Musikjournalismus

Digitale Angebote brauchen einen zusätzlichen Reiz

Laut Holger Noltze geht es nicht darum, die analoge Welt ins Digitale zu übertragen. Es brauche den zusätzlichen Reiz, um das Publikum für einen Stream zu begeistern. Das kann ein Blick hinter die Kulissen sein, das Vernetzen des Publikums über die ganze Welt oder ein spielerischer Ansatz, der das Publikum an ein Musikstück heranführt – wie es das Australian Discovery Orchestra mit seinem Computerspiel auf seiner Homepage vorführt. Denn das Internet der Zukunft den Hassposts und Katzenbabybildern zu überlassen, ist zu einfach.

Sendung: "Allegro" am 19. November 2020 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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