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Musik-Biennale in Venedig Goldener Löwe für Brian Eno

Digitale Klänge stehen im Zentrum der diesjährigen Musik-Biennale in Venedig. Bei der Verleihung des Goldenen Löwen wurde mit Brion Eno völlig überraschend ein Musiker aus der Popmusik geehrt.

"Ships" von Brian Eno, Uraufführung 2023 mit der Baltic Sea Philharmonic, Ltg. Kristjan Järvi | Bildquelle: Andrea Avezzù

Bildquelle: Andrea Avezzù

Ja, auch Algen machen Geräusche. Etwa bei der Photosynthese oder ihrer Kompostierung. Künstlerisch verändert und verstärkt hört man diese Klänge in der Soundinstallation von Alberto Anhaus. Der italienische Künstler arbeitet dabei mit Klängen, Bildern und sogar Gerüchen. Man läuft als Besucher über Glaskästen, in denen sich Algen aus der Lagune von Venedig befinden. Damit will Anhaus eine Sensibilisierung des Betrachters und Hörers für diese Lebewesen in diesem Ökosystem erreichen. Eine andere Soundinstallation von Lydia Krifka-Dobes beschäftigt sich mit Klavierklängen und ihren technischen Verwandlungen. Wenn die Besucher auf bestimmte Punkte treten, werden Klangprogramme in Gang gesetzt, die zum Teil algorithmisch gesteuert sind. Digitale Klänge stehen im Fokus der bereits 67. Musik-Biennale in Venedig, kuratiert von Lucia Ronchetti.   

Goldener Löwe für Brian Eno 

Brian Eno bekommt den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk bei der Musik-Biennale 2023 | Bildquelle: Andrea Avezzù Brian Eno bekommt den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk | Bildquelle: Andrea Avezzù Ein Höhepunkt der Biennale war die Verleihung des Goldenen Löwen an Brian Eno, einen englischen Musiker aus dem Pop-Bereich. Eine etwas überraschende Wahl, denn bislang wurden immer Musiker aus dem Bereich der sogenannten „E-Musik“ ausgezeichnet. Allerdings ist Eno eben nicht nur Popmusiker - zum Beispiel Mitbegründer der Band Roxy Music - sondern auch ein sehr innovativer und wegweisender Soundtüftler, der viel mit Bandmaschinen experimentierte und Loops und Samplings erdachte, als es sie noch gar nicht gab. Berühmt wurde Eno dann auch mit der von ihm begründeten Richtung der Ambient-Music, die man als eine Art Minimal-Music bezeichnen kann und die viel mit elektronischen Klängen arbeitet. Brian Eno ist ein Multikünstler. Er hat ursprünglich Kunst studiert und wollte Maler werden ist. Über die Beschäftigung mit elektronischen Klängen kam er jedoch zur Musik gekommen, die er dann – ohne je ein Instrument gelernt zu haben –  mitgestaltet und inspiriert hat. 

  „The Ship“: Uraufführung mit Symphonieorchester 

Von Brian Eno wurde auch ein neues Stück bei der Biennale uraufgeführt, zusammen mit dem Baltic Sea Orchestra. Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass Eno als Elektro-Pionier ausgezeichnet wurde und gleichzeitig ein Orchesterstück auf die Bühne brachte. Das hört sich an wie eine Neuauflage seiner Platte „The Ship“ in einem etwas gewandelten Klanggewand. Computerklänge und Samplings gibt es natürlich auch, das Ganze bleibt aber unverkennbar in Enos Ambient-Stil: liegende, wabernde Klänge auf wenigen Tönen basierend, sehr ruhig, fast meditativ. Zum Teil mit Gesang von Enos Bassbariton.  

 Dirigent Kristjan Järvi tanzt durch den Raum 

Warum er dafür allerdings ein Symphonieorchester gebraucht hat, wurde klanglich nur selten wirklich evident. Dirigent Kristjan Järvi jedenfalls leitete, durch den Raum tanzend, seine Musiker mit viel raumgreifenden Bewegungen an. Denn eine richtige Partitur gab es für Brian Enos Stück nicht. Nur Absprachen, wie wann was zu klingen hat. 

Inhaltlich ging es um den Titanic-Mythos, den Eno als Metapher für uns und unsere Welt sieht. Bei der Preisverleihung gab der Komponist auch zu, dass er für unseren Planeten angesichts all der vom Menschen verursachten Katastrophen nicht allzu hoffnungsvoll ist. Seine Musik vermittelt da zumindest Beruhigung mit seinen mitunter kitschigen, einschmeichelnden Klängen... 

 Sendung: "Allegro" am 25. Oktober 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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