Es ist das intime Gegenstück zur Opernarie: das sogenannte Kunstlied. Wenn sie mit ihrer Vertonung ein Gedicht interpretieren, kümmern sich Komponisten um Feinheiten und Subtilitäten aller Art. Eine Sängerin – egal ob Sopran, Mezzosopran oder Alt – darf diesen kreativen Prozess Klang werden lassen und Nuancen ausloten. BR-KLASSIK stellt Ihnen fünf herausragende Kunstlied-Interpretinnen vor.
Bildquelle: Andrew Eccles/Decca
Sie wurde nur 41 Jahre alt - und als wenn sie geahnt hätte, dass ihr nicht viel Lebenszeit bleibt, war das Singen der englischen Altistin Kathleen Ferrier (1912-1953) von seltener Emotionalität durchdrungen. Dieser Interpretin ging es um eine Wahrhaftigkeit des Ausdrucks, tiefe Gefühle – gespiegelt in dunklen, pastosen Farben ihrer Altstimme. Da trägt jemand das Herz auf der Zunge. Ein absolut ernsthaftes Gemüt spricht aus jedem ihrer Tondokumente.
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Kathleen Ferrier, Bruno Walter: Frauenliebe und Leben
Damenhaft kokette Allüre, filigrane ironische Arabesken, keck blitzender Witz oder auch lodernde Leidenschaft – die gebürtige Günzburger Sopranistin Diana Damrau (Jahrgang 1971) hat diese Palette im Repertoire. Ihr Vortrag schillert derart, bisweilen übertrieben-übersteigert, dass über Können und Künstlichkeit von neuem nachgedacht werden darf. Vor allem die vokalen Farben sind es, über die Diana Damrau gebietet wie kaum eine andere Liedsängerin. Ihre Spezialität: Harfen- statt Klavierbegleitung!
Liste: Die besten Liedsänger
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Franz Schubert Ave Maria, Diana Damrau, Xavier de Maistre
Mit unverwechselbarer Sinnlichkeit und Klangpracht des Timbres ist der Name von Christa Ludwig (1928-2021) verbunden. Ihre Sicht auf Lieder bringt verschiedentlich einen Touch dramatischen Impetus‘ ins Spiel, immer wieder auch überrumpelnde Verve. Natürlich schlägt sich darin ein ausgeprägter Bühneninstinkt nieder, den Christa Ludwig auch abseits der Gattung Oper nicht verleugnen kann und will.
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Christa Ludwig Brahmslieder, pf: Leonard Bernstein
Eine der nobelsten Sopranstimmen gehört der Amerikanerin Renée Fleming (Jahrgang 1959). Ihre Gesangstechnik ist so makellos wie ihre Vortragskunst beeindruckend. Die Adjektive "sahnig" oder "cremig", verstanden als Kompliment, bringen präzise auf den Punkt, wie ihre weit gespannten Legato-Bögen wirken. Das schließt Nuancenreichtum in der Gestaltung von Einzelheiten des Textes nicht aus, auch wenn der Bühnenpartner ein großes Orchester ist.
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Renée Fleming: Richard Strauss - Four Last Songs for Soprano and Orchestra (Lucerne 2004)
Eine ausgeprägte intellektuelle Kontrolle in Verbindung mit großer Sensibilität kennzeichnet die englische Mezzosopranistin Janet Baker (Jahrgang 1933). Sie bekannte sich dazu, die gewählten Gedichtvertonungen unter ein Mikroskop zu legen - bevor sie ihren Vortrag feinsinnig mit Genauigkeit und dem Blick für das Ganze gestaltet. Eine geschmeidige, weiche, fragile Stimme macht jede ihrer Aufnahmen zum Genuss.
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Mahler, Rückert-Lieder, NPO/Barbirolli, Janet Baker (1969)
Sendung: "Allegro" am 24. April 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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