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Buchtipp: "Mit dir keine Oper zu lang..." Briefwechsel zwischen Hofmannsthal, Strauss und Roller

Alfred Roller war wohl der wichtigste Bühnenbildner Wiens in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Gustav Mahler erarbeitete er viele Opern in neuer, wirkungsvoller Ästhetik. Als Mitglied der Wiener Secession war Roller ebenso genialer Maler wie Interpret von Text und Musik. Später arbeitete er sehr eng mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss zusammen. Am Entstehen von deren Opern hat er sogar einen gewissen Anteil – wie der jetzt erschienene Dreifach-Briefwechsel zwischen Roller, Hofmannsthal und Strauss zeigt.

Buchcover: "Mach Dir keine Oper zu lang". Briefwechsel zwischen Strauss, Hofmannsthal und Roller | Bildquelle: Benevento

Bildquelle: Benevento

"Sehr geehrter Herr, ich muss Sie zunächst um Entschuldigung bitten, dass ich als Ihnen völlig Unbekannter direkt an Sie schreibe." Mit diesen vorsichtigen Worten beginnt 1904 die Bekanntschaft zwischen dem bereits berühmten Dichter Hugo von Hofmannsthal und dem weniger berühmten, aber überaus geschätzten Bühnen- und Kostümbildner Alfred Roller.

Freundschaftlicher Austausch

Die vorsichtige Annäherung offenbart sowohl die große Wertschätzung Hofmannsthals gegenüber Roller als auch die zurückhaltende Bescheidenheit des Dichters. Hofmannsthal versuchte Roller für die Ausstattung eines von ihm geschriebenen Balletts zu gewinnen. Die Annahme an der Wiener Oper scheiterte jedoch am damaligen Operndirektor Gustav Mahler. Doch die Beziehung zwischen Hofmannsthal und Roller sollte weiterbestehen und über 20 Jahre bis zum Tod Hofmannsthals andauern.

Kurz und bündig

Dieses Buch wird lieben, …
… wer den "Rosenkavalier" liebt.

Dieses Buch ist ein Lesegenuss, weil …
… man Strauss, Hofmannsthal und Roller über die Schulter blicken kann bei der Entstehung von Opern.

Dieses Buch liest man am besten …
… vor oder nach dem Besuch oder dem Anhören einer Strauss-Oper.

Ein Bühnenbildner gibt Inspiration

Zwei Jahrzehnte Briefwechsel, das bedeutete zwei Jahrzehnte intensive Zusammenarbeit und Austausch an vielen gemeinsamen Projekten – von Hofmannsthals Drama "Ödipus und die Sphinx" bishin zu den Strauss-Opern "Elektra" oder "Der Rosenkavalier". Alfred Roller war dabei alles andere als nur der Befehlsempfänger des Dichters und des Komponisten war. Im Gegenteil: Roller arbeitete sich stets so sehr in die Materie hinein, dass er auch für den Dichter und für den Komponisten Richard Strauss inspirierend werden sollte. Für die Arbeit an der Uraufführung des "Rosenkavaliers" bedankte sich Strauss mit einem Klavierauszug mit Widmung: "Dem genialen Mitschöpfer des Rosenkavalier, dem getreuen Helfer und Freunde Professor Alfred Roller in verehrungsvoller Dankbarkeit und Bewunderung – Dr. Richard Strauss".

Briefwechsel über 20 Jahre

Der Dreifach-Briefwechsel zwischen Hofmannsthal, Strauss und Roller zeigt über gut 20 Jahre, welche szenischen und theatralen Vorstellungen und Ideen die drei Künstler geleitet haben. Und wie sie diese immer wieder zur Übereinstimmung brachten. Reibungsverluste, die gab es zwar – jedoch weniger zwischen den Dreien, als vielmehr durch den Opernbetrieb an sich. An Strauss schreibt Roller 1925: "Die Oper stirbt. (...) Den Grund kennen Sie ja selbst: den leider maßgebenden Leuten ist die Oper eine rein musikalische Angelegenheit. Von ihrem Mutter- und Nährboden, dem Theater, ist sie losgerissen worden."

Nicht nur für Fachleute

Wer etwas über die Entstehungshintergründe von Werken wie dem "Rosenkavalier", "Die Frau ohne Schatten" oder "Arabella" erfahren möchte, aber auch über die Ideen und Planungen der drei Künstler bei den neu gegründeten Salzburger Festspielen, der wird in dem umfangreichen Briefwechsel viel Interessantes entdecken. Die zahlreichen abgebildeten Bühnenbilder und Entwürfe von Alfred Roller vermitteln dazu einen wunderbaren Eindruck von der bildnerischen Gestaltungskraft und Phantasie dieses herausragenden Künstlers. Zudem haben die Herausgeberinnen Christiane Mühlegger-Henhapel und Ursula Renner den Briefwechsel sehr ausführlich kommentiert, so dass die Lektüre auch für Nicht-Fachleute ein Gewinn ist.

Infos zum Buch

Christiane Mühlegger-Henhapel und Ursula Renner (Hrsg.)
"Mit dir keine Oper zu lang..."
Briefwechsel zwischen Hugo von Hoffmannsthal, Richard Strauss und Alfred Roller


mit über 200 farbigen Abbildungen, Fotos, Bühnenbildern und Faksimiles

Benevento Verlag, 2021
592 Seiten

Preis: 58,00 Euro

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