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Album der Woche – Jeanine de Bique: "Mirrors" Arien von Händel und anderen

Die aus Trinidad stammende Sopranistin Jeanine de Bique hat sich schon eine außergewöhnlich erfolgreiche Laufbahn erarbeitet – bis hin zur Wiener Staatsoper. Eine CD fehlte noch, und nun gibt es die auch. Man kann nur sagen: Für das Warten werden Freunde eines charaktervollen, strahlenden und koloraturfesten Soprans reichlich entschädigt. Für ihre Debüt-CD mit dem Titel "Mirrors" ("Spiegel") hat Jeanine de Bique nicht nur ihre Stimme auf Höchstform gebracht – es steckt auch ein sehr anregendes Konzept hinter dem Programm.

Bildquelle: Berlin Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Kennen Sie dieses Gefühl? Wenn es leicht am Rücken kribbelt? Gänsehaut! Das passiert, wenn Jeanine de Bique Musik aus Opern von Händel singt. Dessen leise, klagende Arien – wie die der Cleopatra aus "Giulio Cesare" – sind seine stärksten. Die Gänsehaut war Teil des Plans, von der Note bis zum Stimmband. Und Jeanine de Bique verfügt über genau die Stimmbänder, um jene geheimnisvollen Schwingungen zu erzeugen, die ihre Zuhörer da packen, wo es kribbelt. Solche Musik hat auch Georg Philipp Telemann geschrieben, auf der vorliegenden CD eine Arie aus der Oper "Germanicus":

Die Sinne betörend

Diese Fokussierung, diese exakte Stimmführung und Tongebung ist das Fundament der Kunst der Jeanine de Bique. Damit kann die aus Trinidad stammende Sopranistin die Sinne betören. Aber bei Jeanine de Bique geht es hier erst los. Nach dem bewährten Rezept für Drehbuchschreiber, man solle mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… von Barockoper und Koloraturarien einfach nicht genug bekommen kann.

Dieses Album muss man haben, wenn …
… man am eigenen Leib erleben will, wie viel Gänsehaut die Musik der Barockopern erzeugen kann.

Für dieses Album war es höchste Zeit, um …
… einen neuen Maßstab für den Koloraturgesang festzulegen.

Von diesem Album kommt man lange Zeit nicht los, weil …
… de Bique einem, wie eine Sirene, ein unwiderstehlich süßes Gift der Gesangskunst in die Ohren träufelt.

Verschiedene Temperamente – verschiedene Frauenbilder

Koloraturen, im Barock das Salz in der Suppe – auch in "Cesare e Cleopatra" des Händel-Zeitgenossen Carl Heinrich Graun. Auf Ihrer Debüt-CD stellt Jeanine de Bique Heldinnen in Vertonungen Händels und anderer Komponisten seiner Zeit – darunter eben Graun, aber auch Telemann – einander gegenüber. Damit will sie verschiedene Temperamente erforschen und verschiedene Frauenbilder der Barockzeit. Letztlich erforscht sie damit die Fähigkeiten ihrer Stimme. Und die sind enorm. So lässt sie der Wut von Händels Deidamia in der gleichnamigen Oper ihren Lauf.

Dramatische Barock-Sängerin der Stunde

Mit ihrer Debüt-CD empfiehlt sich Jeanine de Bique als die dramatische Barock-Sängerin der Stunde. Ihre Stimme ist beseelt von einem felsenfesten Timbre, das in jeder Lage präsent ist. Stimmsitz und Intonation sind so sicher, dass sie fast kein Vibrato braucht und dabei aus dem Stand eine gewaltige Energie entfalten kann. Volle, quicklebendige Unterstützung kommt vom Concerto Köln unter Luca Quintavalli – ein weiteres Plus dieses faszinierenden Albums.

Infos zur CD

Jeanine de Bique – "Mirrors "
Arien aus Opern von Georg Friedrich Händel
in Gegenüberstellung mit Arien von Carl Heinrich Graun, Georg Philipp Telemann, Gennaro Manna und Riccardo Broschi

Jeanine de Bique (Sopran)
Concerto Köln
Leitung: Luca Quintavalle

Label: Berlin Classics

Sendung: "Piazza" am 08. Januar 2022 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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