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CD - La Folia Barockorchester Ein Manifest für anonyme Komponisten

Robin Peter Müller und das La Folia Barockorchester mit einem Manifest für anonyme Komponisten: "Rediscovered Treasures from Dresden".

Bildquelle: © harmonia mundi

Der CD-Tipp zum Nachhören

Klar: Wenn man wegfährt, bringt man auch wieder etwas mit heim. Das sind meist vor allem jede Menge Erinnerungen und Erlebnisse, die dann, wie der Name schon sagt, in Form von Andenken sichtbar werden. Nicht viel anders war es bei Johann Georg Pisendel, als er 1717 von seiner Italienreise zurückkehrte. Auf diese war der äußerst begabte Violinist von seinem Landesherrn, August dem Starken, geschickt worden - natürlich, um sich musikalisch zu vervollkommnen. Und so sind die meisten Mitbringsel auch musikalischer Art.

Notensammlung "Schrank II"

Italien war zu dieser Zeit das Land für die Geige. Kein Wunder, dass sich Pisendel in Venedig denn auch rasch mit Vivaldi anfreundete. Eine Wertschätzung, die ihren Niederschlag findet in einer ganz klaren Präferenz für die virtuose italienische Musik. Als erster Geiger und Hofkonzertmeister prägte Pisendel die Dresdner Hofkapelle über 40 Jahre lang. Seine Notensammlung wurde in einem Schrank eingelagert, vergessen und schließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Seitdem wird sie schlicht als "Schrank II" bezeichnet. Dieser Notenschatz besteht aus einer Unmenge von Manuskripten mit Eintragungen Pisendels oder dessen Abschriften von Partituren. Darunter auch viele aus dem Italienjahr. Eigene Kompositionen sind vertreten, berühmte Namen und unbekanntere, oft ist der Urheber aber auch gar nicht vermerkt.

Fünf anonyme Violinkonzerte

Für diese namenlosen Komponisten macht sich das La Folia Barockorchester stark, fünf anonyme Violinkonzerte aus dem "Schrank II" sind auf der neuen CD versammelt. Neben dem selektierenden Geschmack von Pisendel ist die frische und farbenreiche Interpretation des La Folia Barockorchester das zweite verbindende Element. Dabei kann man aber durchaus spüren, dass hier unterschiedliche Komponisten am Werke waren. Da findet sich zum Beispiel ein dunkleres und fein-kantables Concerto in D-Moll oder jenes in A-Dur, das ganz spielfreudig und unbefangen daherkommt.

Robin Peter Müller, der Gründer und Leiter des La Folia Barockorchester, ist auch Solist an der Barockvioline. Sein Spiel meistert die Anforderungen mit Leichtigkeit und wirkt gerade dadurch sehr angenehm, dass es Robin Peter Müller nicht nötig hat, sich übertrieben in den Vordergrund zu stellen. Der Solopart geht perfekt im gemeinschaftlichen Atem des Ensembles auf. Werden Anonymi sonst meist Programmen mit bekannten Namen untergemischt, so ist diese Zusammenstellung vielleicht weniger fassbar, belegt dafür aber die hochstehende Musikkultur an einem der spätbarocken musikalischen Hotspots.

Rediscovered Treasures from Dresden

Robin Peter Müller, Violine
La Folia Barockorchester
Leitung: Robin Peter Müller

Label: deutsche harmonia mundi

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 7. Januar 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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