BR-KLASSIK

Inhalt

CD - William Youn spielt Mozart Klaviersonaten, Folge 2

Für den Konzert- und Musikbetrieb gehören die achtzehn Klaviersonaten von Wolfgang Amadeus Mozart nicht unbedingt zum zentralen und vielgespielten Werkkanon. Neben seinen brillanten, in den langsamen Sätzen teils unfassbar schönen Klavierkonzerten, auch neben dem experimentierfreudigen Sonatenwerk eines Joseph Haydn oder gar eines Ludwig van Beethoven wirken die ausnahmslos dreisätzigen Sonaten Mozarts auf den ersten Blick fast ein wenig konventionell, gelegentlich auch verspielt und allzu verbindlich.

Bildquelle: Oehms Classics

CD-Tipp 27.04.2015

Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviersonaten

Dieser leicht oberflächliche Eindruck täuscht allerdings massiv, die jetzt in die zweite Runde gegangene Gesamtaufnahme des jungen koreanischen Pianisten William Youn ruft das noch einmal nachdrücklich in Erinnerung. Vielleicht erschließt sich die Schönheit der Mozart-Sonaten nicht ganz so unmittelbar wie die seiner Konzerte. Doch der langsame Satz der F-Dur-Sonate, die Mozart noch in Salzburg komponierte, besitzt für einen 18- oder 19-jährigen einen fast schon bestürzenden Tiefgang. Und auch wenn der langsame Satz der zwei Jahre später in Mannheim komponierten D-Dur-Sonate Köchel 311 deutlich weniger schwermütig wirkt, sondern eher wie ein schwärmerisch schüchternes Liebeslied, auch dieses "Andantino con espressione" kann süchtig machen.

Hochsensibler, farbiger Anschlag

Es ist ganz besonders die Poesie dieser langsamen Sätze in Mozarts Sonaten, die  seit längerem nicht mehr so unverstellt zu erleben war wie in der neuen Aufnahme von William Youn. Er deutet Mozarts Sonaten aus dem Geist des Gesangs, lässt mit Hilfe seines hochsensiblen, farbigen Anschlags und eines seltenen Reichtums an klanglichen Schattierungen die unterschiedlichsten Figuren über eine imaginäre Theaterbühne ziehen, mal  sehnsüchtig, mal keck und verspielt, auf jeden Fall stets ungemein beseelt. Dabei achtet Youn streng wie instinktsicher darauf, nichts ins verzärtelt Gefühlige abgleiten zu lassen oder in den Leerlauf etüdenhafter Virtuosität. Jedem Satz verleiht er einen unverwechselbaren, charakteristischen Zuschnitt, und noch die kleinste der berühmten kleinen Noten ist bei ihm liebevoll mit Leben erfüllt. Sein Mozart ist ein apollinischer, aber ihm fehlt alles Glatte, Unverbindliche, nur Schöne. Wenn diese Gesamtaufnahme dereinst abgeschlossen sein sollte, könnte sie zu den Wegmarken der Mozart-Diskographie gehören.

Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviersonaten

Sonate F-Dur, KV 280
Sonate D-Dur, KV 311
Sonate F-Dur, KV 332
Sonate C-Dur, KV 545

William Youn (Klavier)
Label: Oehms Classics

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player