BR-KLASSIK

Gemessen an seiner frühen Wunderkindkarriere als Interpret und Komponist hat sich Wolfgang Amadeus Mozart vergleichsweise spät an die Sonate gewagt: Um die 18 war er, als er seine erste schrieb. Er dürfte, wie so oft, schlicht keine Zeit dazu gehabt haben. An Inspiration wird es jedenfalls bei diesem Genie kaum gelegen haben.

William Youn benötigt nur wenige Takte, bis man von der Musik infiziert ist: Federleicht kommt sie daher, vergnügt, perlend und hell-schimmernd. Nichts wird hier nur begleitet, nichts übermäßig pointiert, alles ist ausgewogen. Aber nicht analytisch durchdacht und wieder technisch astrein zusammengesetzt. Nein, eine gewisse naive Spielfreude ist bei Youn stets herauszuhören, wie als würde er spontan hier und da wieder etwas Neues für sich entdecken. Das macht seine Mozart-Lesart so wunderbar.

Alla turca - neue Version

Neben der 1. Sonate hat sich Youn mit zwei reiferen Werken auseinandergesetzt, darunter mit der A-Dur Sonate KV 331 mit dem berühmten Alla-turca-Finalsatz. Erst 2014 wurde in Budapest ein Autograph Mozarts entdeckt, das einige Abweichungen zur bisher üblichen Fassung offenbarte, was Youn bei seiner Einspielung berücksichtigte. Ob sich, wie im Booklet zu lesen, der Charakter des 2. Satzes wesentlich ändert, wenn in einem Takt ein a klingt statt einem cis – das mögen die Geneigten an anderer Stelle erörtern. William Youn scheint das Studium jedenfalls im besten Sinn beflügelt zu haben.

Sensibel und unaffektiert

Es sind aber auch die leisen Stellen, Momente der Einkehr, des Nachdenkens, die Youn mit sensiblem Gespür und ganz unaffektiert angeht. Man ist gebannt und fühlt sich frei gleichermaßen. Selten erlebt man so kurzweilig-angenehme 75 Minuten, und selten gehen sie so angenehm unaufdringlich vorbei, wie im Vorübergehen. Genau richtig, um die Runde gleich nochmal zu drehen ...