Mit Barockmusik wird schon allgemein das Weihnachtsfest verbunden. Ganz besonders gilt das für ein Konzert des Komponisten Arcangelo Corelli. Dessen Concerto Grosso opus 6, Nr. 8 trägt den Titel "Fatto per la Notte di Natale" – also "geschrieben für die Weihnachtsnacht". Die elf weiteren Konzerte dieser Sammlung sind vielleicht nicht so bekannt, aber genauso gut wie das Weihnachtskonzert. Soeben hat das italienische Ensemble Accademia Bizantina unter seinem Leiter Ottavio Dantone Corellis 12 Concerti Grossi opus 6 veröffentlicht. Es ist eine hervorragende Aufnahme geworden.
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Ausgewogen, zeitlos, klassisch – das sind die Attribute, die zu Arcangelo Corellis Concerti Grossi opus 6 dazugehören wie die Noten zur Musik. Und tatsächlich macht es heute, mehr als 300 Jahre nach dem Entstehen der zwölf Konzerte, unverändert große Freude, sich ihrer Fülle von Motiven und Harmonien auszusetzen und genau zu lauschen. Nun noch mehr, als sich das italienische Originalklang-Ensemble Accademia Bizantina und ihr Leiter Ottavio Dantone der Concerti angenommen haben.
Dantone und sein Orchester hinterfragen das Klassische an Corellis opus 6. Sie gehen an die Wurzeln. Sie versuchen, die Musik so zu lesen, als seien sie Zeitgenossen Corellis. Dantone sagt dazu, er und das Ensemble hätten so tief studiert, dass sie nun das Gefühl hätten, Dinge sagen zu können, die wahr und gleichzeitig emotional stark sind. Und stark sind sie, die Gegensätze, die sich auftun: zart-aggressiv; hell-dunkel; versonnen-zupackend. Der berühmte Pastoral-Satz des achten Concertos, dem Weihnachts-Konzert, bekommt einen exotisch-orientalischen Anstrich.
Zwanzig Musikerinnen und Musiker sind im Einsatz. Alle wirken mit größter Aufmerksamkeit zusammen und breiten dabei ihr ganzes Können aus. Welch ein Reichtum, welche Vielfalt an Artikulation wird zum Beispiel entfaltet, um diesen Satz des zehnten Concertos ins Schweben zu bringen. Er knistert geradezu vor Konzentration.
Dantone und die Accademia Bizantina vollbringen Großartiges. Sie musizieren alle zwölf Concerti aus einem Guss – und modellieren dabei den Charakter jedes Satzes so lebendig heraus, dass die Musik den Hörer regelrecht anspringt. Aufhören mit Hören geht so gut wie nicht – zu groß ist die Spannung, was als Nächstes kommt. Den Hörgenuss umgibt eine erlesene Verpackung – eine Box in der Größe eines Buches. Besser gespielt und schöner präsentiert gibt es Corellis Concerti op. 6 nicht zu haben.
Arcangelo Corelli:
Concerti grossi op. 6
Accademia Bizantina
Leitung: Ottavio Dantone
Label: HDB
Sendung: "Piazza" am 16. Dezember 2023 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK