Wozu inspiriert sie Bach und seine Musik? Zum Mitsingen oder Mitspielen oder ganz was anderes? Unter dem Motto "Alle können mitmachen" startet im Herbst 2025 das erste partizipative Bachfest in München. Es wurde initiert vom jahrelangen Leiter der Münchner Bachchores Hansjörg Albrecht, der Geschäftsführerin des Münchner Gasteig Stephanie Jenke und der Kulturmanagerin Anna Kleeblatt. Im BR-KLASSIK-Interview erklärt sie, was alles möglich ist.
Bildquelle: Marcus Schlaf
BR-KLASSIK: Frau Kleeblatt, was sind denn die Voraussetzungen, wenn man mitmachen möchte? Muss man denn Profimusikerin, Profimusiker sein?
Anne Kleeblatt: Nein, es gibt keine Voraussetzungen, wenn Sie mitmachen möchten. Die einzige Voraussetzung ist, dass Sie sich im weitesten Sinne mit Johann Sebastian Bach, seinem Schaffen und seiner Zeit befassen. Also wenn Sie jetzt zum Beispiel sagen, ich koche genauso wie Johann Sebastian Bach gegessen hat und das möchte ich für viele Menschen machen und Sie laden Menschen während dieser vier Wochen der Festivalzeit in Ihre Küche ein, dann sind Sie uns genauso herzlich willkommen, wie wenn Sie sagen, ich möchte gemeinsam mit meinem Kirchenchor was aufführen oder ich spiele Orgel oder ich habe ein Konzert geplant. Aber es gibt nur ein kleines Stück von Johann Sebastian Bach. Aber auch das möchte ich zeigen.
Informationen zum bereits stehenden Programm und die Anmeldemöglichkeit zum Mitmachen finden Sie hier.
BR-KLASSIK: Knapp 100 Veranstaltungen sind jetzt schon angekündigt. Welche Ideen sind darunter? Und wenn ich mich jetzt anmelde, wie wird das kuratiert, dass keine Doppelungen entstehen?
Der Komponist Johann Sebastian Bach in all seinen Facetten dient als Inspiration fürs Mitmachen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Anne Kleeblatt: Also es gibt ganz, ganz viele unterschiedliche Ideen. Natürlich gibt es so Klassiker wie eine Matthäus-Passion oder ein Weihnachtsoratorium. Es gibt aber auch ein bisschen außergewöhnliche Dinge, beispielsweise das Deutsche Museum, die nicht nur eine umfangreiche Instrumentensammlung haben, sondern auch in Sachen Medizin forschen. Die werden sich mit dem Augenleiden von Johann Sebastian Bach näher befassen und in Führungen kann man der Sache auf den Grund gehen. Also das ist wirklich ganz offen in den Formaten.
Simon Rattle führt mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Bachs monumentale "Matthäus-Passion" auf - hier sehen Sie das Video.
BR-KLASSIK: Nicht ganz unwichtige Frage, ohne Geld geht gar nichts. Wer finanziert dann einen Auftritt?
Anne Kleeblatt: Es ist so, dass jeder seinen Auftritt selber finanziert. Jeder ist selber Veranstalter, kriegt auch selber die Einnahme. Damit haben wir gar nichts zu tun. Es gibt einen sehr kleinen Obolus, eher eine Art Commitment, würde ich sagen, dass man beim Festival mit dabei ist. Das unterscheidet sich aber auch je nachdem, wie groß die einzelne Organisation ist und um wie viele Veranstaltungen es sich dreht. Also es wird nicht kuratiert, es wird koordiniert.
BR-KLASSIK: Frau Kleeblatt, Sie haben bereits zwei partizipative Festivals mit Erfolg für und in München durchgeführt. Das Flowerpower Festival 2023 und das Faustfestival München 2018. Dafür haben Sie auch den Europäischen Kulturpreis erhalten. Sie haben also schon ein bisschen Erfahrungen mit solchen großen Events gesammelt. Was löst das denn aus bei den Menschen hier mitten in der Stadt?
Der Windsbacher Knabenchor wird zur Eröffnung des Bachfests 2025 singen. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Matthias Merz Anne Kleeblatt: Also im ersten Schritt löst es ganz viel aus bei allen, die mitmachen, weil bei uns wirklich jeder mitmachen kann. Dadurch, dass wir nur prüfen, ob jemand nicht rassistisch oder nicht sexistisch, nicht in irgendeiner Art und Weise diskriminierend ist mit dem, was er zum Programm beiträgt und dass wir prüfen, dass alles auch zum Programm beiträgt, also einen thematischen Bezug hat, fühlen sich erstmal alle willkommen. Und das fühlt wiederum zu einer gigantischen Vielfalt an Genres, an Veranstaltungsformaten, die man sonst so nie erlebt. Und wir kommunizieren das alles ja über die Website, über unsere Social Media Kanäle.
Das führt dann dazu, dass zum Beispiel jemand, der jetzt bei den Augsburger Domsingknaben, die auch mitmachen werden, oder beim Windsbacher Knabenchor, der unser Eröffnungskonzert mit dem Freiburger Barockorchester machen wird, dass jemand vielleicht auf diese Veranstaltung stößt. Aber auf der Website auf ganz, ganz neue Inhalte und ganz andere Partner kommt. Und das führte in der Vergangenheit bei den Festivals zu einer großen Besucherrochade. Das heißt: Viele Besucher haben Orte kennengelernt, die sie noch nie zuvor entdeckt haben und auch entsprechend Künstlerinnen und Akteure neu kennengelernt.
Sendung: "Leporello" am 4. Februar ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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