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Album der Woche – Gaspare Spontini "La Vestale"

Im Pariser Kulturzentrum "La Seine Musicale" kam es im Juni 2022 zur Neueinspielung einer Oper, die 1807 an der "Académie impériale de musique" Furore machte: "La Vestale / Die Vestalin" von Gaspare Spontini. Erstmals im Rahmen einer Studioproduktion wurde diese Tragédie lyrique nun auf Originalinstrumenten gespielt: Christophe Rousset war mit seinem Ensemble Les Talens Lyriques dabei. Und in der Titelrolle: die lettische Sopranistin Marina Rebeka! So entstand die 35.Folge der ambitionierten CD-Buch-Edition "Opéra francais" beim Label Palazzetto Bru Zane.

Bildquelle: Bru Zane

Den CD-Tipp anhören

Auf dem Forum Romanum der Ewigen Stadt steht bis heute ein Haus der Vestalinnen, mit Resten eines Tempels der Vesta. Genau dort, im antiken Rom, spielt die Oper "La Vestale / Die Vestalin" von Gaspare Spontini. Eigentlich zur Keuschheit verpflichtet, lässt eine der Priesterinnen ihren heimlichen Geliebten in den Tempel. Die Konsequenz: Das Heilige Feuer verlischt! Zum Tode verurteilt, wird die Priesterin dadurch gerettet, dass sich ihr Geliebter schuldig bekennt. Darauf entzündet die besänftigte Göttin das Feuer von neuem: durch einen Lichtblitz…

Künstlerische Intelligenz

Marina Rebeka findet genau zu dem geforderten charakteristisch anrührenden Ausdruck. Und wo es bei der Vestalin auf Attacke ankommt, hat sie funkelnde Farben in ihrem dunkel glühenden Sopran. Vor allem in ihrer ausdrucksreichen Mittellage. Jederzeit weiß Marina Rebeka, wovon sie gerade singt. Ihre künstlerische Intelligenz zeigt sich an ihrer Sorgfalt im Umgang mit Facetten des Textes. Der lyrische Tenor Stanislas de Barbeyrac bringt stimmliche Frische ins Spiel, ohne sich jemals ungebührlich in den Vordergrund zu drängen.

Kurz und bündig

Dieses Album lohnt sich für …
… jede und jeden, die/der von der luxuriösen Edition „Opéra francais“ des Labels Palazzetto Bru Zane nicht genug bekommen kann.

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… der frankophile Italiener Gaspare Spontini bisher von vielen versehentlich für einen zweitklassigen Komponisten gehalten wurde.

Dieses Album lädt dazu ein,…
…  endlich mal wieder (oder vielleicht auch erstmals) das antike Rom und sein Forum Romanum zu besichtigen – wenigstens gedanklich.

Permanente Hochspannung

Christophe Rousset scheint für diese Aufnahme an den verbürgten Probenfanatismus des Dirigenten Spontini angeknüpft zu haben. Zielstrebig und erfolgreich wird von Rousset auf psychologische Dramatik gesetzt. Auf permanente Hochspannung. Und auf das Spektrum der menschlichen Empfindungen, die der Komponist so dynamisch in Töne setzt. Ob in mal kurzatmigen, mal groß ausholenden Soloszenen der Vestalin – oder in den reich gegliederten Tableaus. Gerade in den feierlichen, zeremoniellen Momenten der Oper bewährt sich das angesehene Kollektiv des Flämischen Rundfunkchors.

Souveräne Leistungsträger

Dass Beethoven und Wagner zu den Bewunderern Spontinis zählten, verwundert nicht – an der musikalischen Qualität dieser Oper braucht niemand zu zweifeln. Was akustische Bildhaftigkeit, musikalische Raumorganisation anbelangt, ist Spontini der unmittelbare Wegbereiter für Hector Berlioz. Die Musikerinnen und Musiker des Ensembles Les Talens Lyriques sind souveräne Leistungsträger für die clevere Effektdramaturgie der Partitur. Nicht nur, aber auch dort, wo das klingende Geschehen spektakulär wird. Wer sich auf diese Doppel-CD einlässt, lernt viel über die Romantik französischer Spielart. Und wird vielleicht noch mehr Wiederentdeckungslust verspüren.

Infos zur CD

Gaspare Spontini:
"La Vestale"

Marina Rebeka, Sopran – Julia
Stanislas de Barbeyrac, Tenor – Licinius
Tassis Christoyannis, Bariton – Cinna
Aude Extrémo, Bass – La Grande Vestale
Nicolas Courjal, Bass – Le Souverain Pontife
David Witczak, Bass – Un Consul, Le Chef des Aruspices

Flemish Radio Choir
Les Talens Lyriques
Leitung: Christophe Rousset

Label: Palazzetto Bru Zane

Sendung: "Piazza" am 10. Juni 2023 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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