Der Franzose Éric le Sage ist ein exzellenter Pianist und ein begeisterter Kammermusiker. Seien es Schumann, Fauré, Poulenc oder andere mehr, unermüdlich hat Le Sage alles eingespielt, was sie an Kammermusik mit Klavier hinterlassen haben. Und all diese Aufnahmen sind auch noch gut. Jetzt legt Le Sage mit internationaler Besetzung zwei echte Raritäten vor: Chaussons Konzert für Klavier, Violine und Streichquartett und Louis Viernes Klavierquintett.
Bildquelle: Sony Classical
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Richtig vollsaftige Spätromantik! Wer es in der Kammermusik klanglich und harmonisch gerne üppig und raumgreifend hat, außerdem eine unüberhörbare Melancholie in Kauf nimmt, der wird bei diesem Album auf seine Kosten kommen. Und Außergewöhnlichem begegnen. Das Konzert für Klavier, Violine und Streichquartett des 1855 geborenen Franzosen Ernest Chausson ist allein schon durch seine Besetzung ein echter Solitär und auch deshalb eine absolute Rarität.
Leise Wehmut prägt diese Musik, ein bisschen so, als habe Chausson geahnt, dass er wenige Jahre später mit nur 44 Jahren bei einem Fahrradunfall ums Leben kommen würde. Hat er sicher nicht. Eher sind musikalische Schwermut, zugleich eine große Klangsinnlichkeit, grundsätzliche Wesensmerkmale von Chaussons hochromantischer Musik. Für sein Konzert müssen sich zwei exzellente Solisten und ein ebensolches Streichquartett zusammentun. Bei der Uraufführung in Brüssel kurz vor der Jahrhundertwende war der große belgische Geiger Eugène Ysaÿe einer von ihnen.
Für die aktuelle Aufnahme hat sich der französische Pianist Éric Le Sage mit dem japanischen Geiger Daishin Kashimoto und dem deutschen Schumann Quartett zusammengefunden. Eine exzellente, fiebrig pulsierende Einspielung des vierzigminütigen Werkes legt die internationale Truppe vor, bietet eine emotionale Tour de Force, die klanglich allerdings so fein ausgehört ist, wie das bei dieser thematischen Dichte überhaupt möglich ist.
Die optimale Ergänzung, wenn auch noch unbekannter, bildet das Klavierquintett des französischen Landsmanns Louis Vierne. Eine auf ähnliche Weise schwermütige, emotional zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt schwankende Grundstimmung, musikalischer Ausdruck eines aufgewühlten Gefühlslebens. Kompositorisch ist das gleiche thematisch dichte Gewebe zu erleben, Musik am Rande des Nervenzusammenbruchs, 1918 vollendet und hörbar geprägt vom Verlust seines Sohnes im Ersten Weltkrieg. Aber großartig. Und ebenso gespielt von Le Sage und Kashimoto, der russischen Geigerin Natalia Lomeiko, dem in London lebenden Bratscher Yuri Zhislin und dem deutschen Cellisten peruanisch-uruguayischer Abstammung Claudio Bohorquez. Internationaler geht’s nicht. Schöner wohl auch nicht.
Ernest Chausson:
Konzert für Klavier, Violine und Streichquartett op. 21
Louis Vierne:
Klavierquintett op. 42
Éric Le Sage (Klavier)
Daishin Kashimoto (Violine)
Schumann Quartett
Label: Sony Classical
Sendung: "Piazza" am 02. November 2024 ab 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK
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