Am 5. August spielte Daniel Hope Bruchs Violinkonzert bei Klassik Open Air in Nürnberg. Anfang März stellte er seine neue CD "For Seasons" vor, in der er Vivaldis "Vier Jahreszeiten" mit der Musik anderer Komponisten verschiedener Epochen kombiniert.
Bildquelle: Harald Hoffmann
Das Interview zum Anhören
BR-KLASSIK: Daniel Hope, Sie haben zu der "Jahreszeiten"-Musik, die Sie - wie ich annehme - selbst ausgewählt haben, im Booklet auch Bilder verschiedener Künstler platziert. Stammt die Auswahl von Ihnen?
Daniel Hope: Die Idee, ein Album zu kreieren, das den Jahreszeiten gewidmet ist, schwirrt schon seit über 20 Jahren in meinem Kopf herum. Ich wollte versuchen, zwei Medien zusammen zu bringen, die zwar verschieden, aber auch gleichzeitig sehr miteinander verbunden sind, nämlich Musik und Bildende Kunst. Und deshalb habe ich zwölf Künstler gebeten, entweder ein Werk auszusuchen, das zum Thema "Jahreszeiten" passt oder zu einem der eingespielten Musikstücke eigens ein Werk beizusteuern.
Ich bin fasziniert von der Bildenden Kunst, obwohl ich nicht malen kann.
Das war eine wunderbare Zusammenarbeit. Ich bin fasziniert von der Bildenden Kunst, obwohl ich überhaupt nicht malen kann. Und ich wusste immer, dass es da eine enge Verbindung gibt: Viele Künstler haben mir erzählt, dass sie von Musik inspiriert sind und anders arbeiten, wenn sie Musik hören. Ich wollte versuchen, diese beiden Genres zusammenzubringen.
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Bild zu "March", Max Richter: Spring 1; das Werk heißt: Drawn Face VI von Dirk Dzimirsky. | Bildquelle: Dirk Dzimirsky/Deutsche Grammophon
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Bild zu "April", Aphex Twin: Avril 14th: das Werk heißt: Après nous le déluge von Simone Haack. | Bildquelle: Deutsche Grammophon
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Bild zu "May", Traditional: Amazing Grace; das Werk heißt Amazing Grace von Robert Rau. | Bildquelle: Robert Rau/Deutsche Grammophon
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Bild zu "June", Peter Tschaikowsky: June; das Werk heißt Arenal (Nacho Duato) von Norman Perryman. | Bildquelle: Norman Perryman/Deutsche Grammophon
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Bild zu "October", Johann Melchior Molter: Aria II; das Werk heißt Country, No Country von Christine Sajecki. | Bildquelle: Christine Sajecki/Deutsche Grammophon
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Bild zu "November", Johann Sebastian Bach: Bete aber auch dabei; das Werk heißt Außen ist Innen von Sofia Nordmann. | Bildquelle: Deutsche Grammophon
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Bild zu "December", Chilly Gonzales: Wintermezzo; das Werk heißt Eloise in Winter von Silvana Hope. | Bildquelle: Silvana Hope/Deutsche Grammophon
BR-KLASSIK: Welchen konkreten Bezug haben Sie zur Bildenden Kunst - haben Sie da einen speziellen Geschmack?
Daniel Hope: Geschmack ist sehr schwer zu definieren. Vor allem, wenn es um Kunst geht. Ich suche nach einer Geschichte - beim Musizieren genau wie in der Kunst. Und wenn ich ein Bild sehe, das etwas zu sagen hat und mich anspricht, dann fühle ich mich dazu hingezogen. Allerdings kann ich nicht genau sagen, warum das so ist. Ich bin kein großer Fan der vollkommen abstrakten Kunst. Es muss für mich doch irgendwie etwas erkennbar sein. Aber trotzdem: Wenn viel Fantasie dabei ist, finde ich das auch sehr spannend.
BR-KLASSIK: Mir ist bei den Bildern im Booklet aufgefallen, dass es relativ wenig abstrakte Malerei gibt. Obwohl man ja durchaus einen Zusammenhang zwischen abstrakter Kunst und etwa Bach herstellen könnte. Stattdessen gibt es viele Gesichter und Emotionen. Hat das für Sie auch mit dem Erzählen von Geschichten zu tun?
Daniel Hope: Ja, durchaus. Bei Bach allerdings habe ich mit der Künstlerin Sofia Nordmann zusammengearbeitet, die in Berlin lebt und ursprünglich aus Argentinien stammt. Ihr Bild ist sowohl von Gesichtern geprägt als auch von einer gewissen Abstraktion. Das ist für mich eine ganz neue Kunstform. Ich bewundere ihre Kunst schon seit langer Zeit und war nun fasziniert zu sehen, was sie liefert.
Es gab andere Künstler, die konkret zu einem Musiktrack etwas gemalt haben; auch das fand ich sehr spannend: zu sehen, was entsteht, wenn jemand ein Stück Musik zum ersten Mal hört.
BR-KLASSIK: Farben haben für Sie eine immens große Bedeutung, denn das Spiel der Farben gehört ja als Gestaltung zur Interpretation dazu.
Daniel Hope: Wenn wir von Musikfarben, also Schattierung von Musik sprechen, dann ist das für uns fast das Wichtigste, was es gibt. Wir reden als Musiker von Farben - auch wenn wir keine Maler sind, und versuchen, die feinsten Schattierungen darzustellen, indem wir einen anderen Ton erzeugen.
BR-KLASSIK: Haben die Jahreszeiten Einfluss auf Sie?
Bildquelle: Deutsche Grammophon Daniel Hope: Unbedingt. Ich liebe die Jahreszeiten und ich schätze es sehr, in Europa zu leben, wo wir tatsächlich - mehr oder weniger - vier davon erleben können. Manchmal wundern wir uns, wenn es zum Beispiel einen sehr warmen Winter gibt oder einen kalten Sommer. Aber trotzdem gibt es diese Unterschiede. Gerade heute ist es sicherlich eine Frage, wie sich die Jahreszeiten entwickeln werden, wenn wir gedankenlos mit unserem Planeten umgehen.
BR-KLASSIK: Also war es auch Ihre Absicht, mit diesem Jahreszeiten-Thema auf den Klimawandel aufmerksam zu machen?
Daniel Hope: Ich glaube, das muss einfach dazugehören. Die CD ist zwar, um es mal so auszudrücken, kein Album für den Klimaschutz - das wäre zu platt. Aber es ist im Prinzip so, dass jeder einen kleinen Unterschied machen kann. Man muss kein Experte sein. Aber jeder kann, auf seine Art und Weise, einen Beitrag leisten - so klein dieser auch sein mag.
Die Fragen stellte Elgin Heuerding für BR-KLASSIK.