Die Geige ist nicht seine einzige Begabung: Daniel Hope dirigiert, er schreibt Bücher, er bloggt und moderiert, und sein Herz schlägt außerdem für humanitäre Projekte.
Bildquelle: Harald Hoffmann
Die Presse kürte ihn zum "aufregendsten britischen Streicher seit Jacqueline du Pré". Daniel Hope ist ein quirliger, offener und höchst engagierter Geist, als Weltklasse-Geiger reist er durch die ganze Welt, er schreibt Bücher oder konzipiert Crossover-Projekte.
Musik ist für Daniel Hope nie eine abgehobene Kunst, sondern ein Mittel, sich einzumischen, mitzureden oder auch aufzurütteln. Er selbst bezeichnet sich als einen "musikalischen Aktivisten". Daniel Hope ist an allem Neuen interessiert, er ist allen Musikrichtungen gegenüber offen. Er arbeitete mit so unterschiedlichen Musikern wie dem Concerto Köln, dem Jazzpianisten Uri Caine oder dem Sänger Bobby McFerrin zusammen. Mit dem Sitar-Meister Gaurav Mazumdar rekonstruierte er für "East meets West" Werke von Ravi Shankar aus den 60er Jahren, die dieser damals gemeinsam mit Yehudi Menuhin eingespielt hatte. Auf der 2014 erschienenen CD "Escape to Paradise" setzt er sich mit Komponisten wie Erich Wolfgang Korngold, Miklos Rózsa und Franz Waxman auseinander - Komponisten, die in den Dreißigerjahren aus ihrer europäischen Heimat emigrierten und in Hollywood eine erfolgreiche neue Karriere als Filmkomponisten begannen. Die Beschäftigung mit den musikalischen Hollywood-Pionieren setzte er in seinem Buch "Sounds of Hollywood" fort.
Seine Karriere begann schon sehr früh: Als Zehnjähriger trat Daniel Hope im britischen Fernsehen auf; dabei wurde Sir Yehudi Menuhin auf ihn aufmerksam und lud ihn ein, mit ihm gemeinsam Duette von Bartók aufzuführen - im deutschen Fernsehen. Seitdem traten die beiden Musiker bis zu Menuhins letztem Konzert 1999 über 60 Mal gemeinsam auf.
Neben diesem ungewöhnlichen Start ins musikalische Berufsleben absolvierte Daniel Hope ganz klassisch sein Studium an der Londoner Royal Academy of Music und schloss 1996 mit Auszeichnung ab. Schon während des Studiums hörte er bei einem Sommerkurs in Deutschland 1989 zum ersten Mal ein Werk des russischstämmigen Komponisten Alfred Schnittke und war sofort fasziniert. Aus dieser Begeisterung entwickelte sich eine dauerhafte Leidenschaft - und binnen eines Jahres wurde Hope zum begeisterten Interpreten aller Kompositionen Schnittkes für Violine.
Der Komponist Alfred Schnittke | Bildquelle: Wikimedia Commons Als Daniel Hope 1991 hörte, Schnittke sei an einem Schlaganfall gestorben, war er sehr betroffen, denn er hatte nie die Möglichkeit gehabt, den Komponisten persönlich kennenzulernen. Zum Glück stellte sich heraus, dass Schnittke die Hirnblutung mit nur geringen Beeinträchtigungen überlebt hatte. Hope machte sich sofort auf den Weg zum Komponisten, im Gepäck: eine Aufnahme seines letzen Konzertprogramms mit Schnittkes Werken. Aus dem spontanen Besuch entwickelte sich eine enge Freundschaft und Verbundenheit.
2007 veröffentlichte Daniel Hope sein Buch "Familienstücke", in dem er sich auf Spurensuche nach seiner deutsch-jüdischen Familiengeschichte begibt. Im Buch erzählt Daniel Hope die Lebenswege seiner weitverzweigten Familie, deren Schicksale das dramatische 20. Jahrhundert widerspiegeln. In zwei weiteren Büchern, "Wann darf ich klatschen" und "Toi, toi, toi!", wirft Hope einen humorvollen Blick hinter die Kulissen des Musikbetriebs.