"Ein Klavier, ein Klavier“, darüber freut sich nicht nur Loriots Familie Hoppenstedt, sondern auch jeder reisende Pianist. Denn das Leben eines Profimusikers besteht zum größten daraus, neues Repertoire einzustudieren, zu üben oder einfach die Finger geschmeidig zu halten. Dazu braucht man ein Instrument und einen Übungsraum – beides ist rar. Die App "Music Traveler" soll das jetzt ändern.
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"Es ist für uns Profimusiker extrem wichtig, Übungsräume zu finden - auf Reisen natürlich, aber auch in der eigenen Stadt", sagt der Geiger und Komponist Alkesey Igudesman. Mit dem Musik-Komiker-Duo "Igudesman & Joo" ist er weltweit unterwegs, immer wieder muss er sich mit derselben Frage auseinandersetzten: Wo kann ich üben? Zusammen mit seiner Kollegin, der in New York lebenden Pianistin Julia Rhee, überlegte Igudesman sich 2017 eine Lösung: eine webbasierte Vermittlung von Proberäumen, eine Plattform, die Musiker und Hosts miteinander verbindet. Jetzt ist "Music Traveler" auch als App erhältlich.
"Music Traveler"-Trailer mit dem Hollywoodschauspieler John Malkovich
Es ist eine App, die Leuten dabei hilft, überall und jederzeit üben zu können.
Als die holländische Geigerin Liza Ferschtmann von der App hört, ist sie sofort begeistert. "Das ist eine super Idee. Sehr oft ist es so, dass man in einer anderen Stadt proben muss, aber dort nicht die richtigen Leute kennt." In ihrer Heimat Amsterdam gebe es zwar solche Möglichkeiten, aber die Leute müssten davon ja erst einmal wissen. Der Geigerin ging es kürzlich in Zürich ähnlich: "Ich dachte, das kann ja kein Problem sein. Aber hier war es offenbar richtig schwierig." Man müsse Monate im Voraus Räume reservieren oder 500 Schweizer Franken zahlen, um nur einige Stunden proben zu können.
Aleksey Igudesman | Bildquelle: © Alescha Birkenholz Durch Music Traveler soll es den Musikern in allen wichtigen Städten möglich sein, geeignete Probenräume zu finden. Musikschulen können Räume anbieten, vor allem aber Privatpersonen. Den Mietpreis pro Stunde legt der Anbieter fest, der Mieter wählt aus, wie viele Stunden er buchen möchte und zahlt per Kreditkarte. In Wien, wo die App gestartet ist, gibt es einen Raum mit Klavier schon für acht Euro pro Stunde, bis zu 250 Euro muss man zahlen, wenn etwa ein ganzer Konzertsaal dazu gemietet werden soll.
Der Bedarf nach Übungsräumen ist offensichtlich, aber fremde Musiker in die eigene Wohnung, an das eigene Klavier lassen? Mit jeder Buchung über die App Music Traveler wird zusätzlich noch ein Euro für ein automatisches Versicherungssystem gezahlt. Damit ist das 'geliehene' Instrument bis zu 100.000 Euro versichert und auch für Privatgegenstände werden Schäden bis zu einem Wert von 2.500 Euro im Falle eines Missgeschicks übernommen.
Die Leute, die zum Musizieren kommen, sind keine Leute, die etwas kaputt machen wollen.
Das Music Traveler-Netz in Österreich wächst beständig. In Deutschland und in der Schweiz gibt es erst einige wenige Angebote, doch das könnte sich schnell ändern, davon ist Aleksey Igudesman überzeugt. Man kann sich bei Music Traveler auch als Host registrieren lassen, wenn man gar kein Instrument zuhause hat, sondern nur einen Raum zur Verfügung stellen kann. "Ich habe bei mir zum Beispiel einen Sänger gehabt, der immer wieder gekommen ist und per Skype eine Unterrichtsstunde mit seinem Lehrer in einem anderen Land genommen hat. Das heißt, der hat wirklich nur einen Raum gebraucht, in dem er in Ruhe etwas singen konnte."
Weitere Informationen finden Sie unter www.musictraveler.com
Sendung: "Allegro" am 5. Juni 2018 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK