BR-KLASSIK

Inhalt

Europäische Wochen Passau 2022 Ein historischer Rückblick

Seit 70 Jahren gibt es sie: die Europäischen Wochen Passau. Gegründet von einem amerikanischen Kulturoffizier sind die Wochen mittlerweile eines der wichtigsten Klassikfestivals in Süddeutschland. Am Freitag startet die Jubiläumsausgabe. Zeit für einen Rückblick.

Passau | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Peter Eckert

Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Peter Eckert

Springen wir mal zwei Jahrzehnte zurück, ins Jahr 2002: Die Europäischen Wochen Passau feiern ihr 50. Jubiläum. Und alles steht im Zeichen der USA. Viel Jazz ist im Programm. Komponisten wie Leonard Bernstein werden aufgeführt. Das Festival gedenkt seiner Wurzeln.

Das war eine ganz praktische Völkerverständigung!
Carsten Gerhard über die Anfänge der Europäischen Wochen

Seine Existenz verdankt das Festival vor allem Robert Marvel Ellen: Der amerikanische Kulturoffizier hat 1952 die Europäischen Wochen mitinitiiert. Der Plan: Ein Festival zur Förderung der Völkerverständigung direkt am Rand des Eisernen Vorhangs. Die Gründung sei durchaus ein politischer Akt gewesen, meint Carsten Gerhard, der derzeitige Leiter der Europäischen Wochen. Das Festival habe Menschen zusammengebracht, die sich bis 1945 feindlich gegenübergestanden hätten. "Und die kamen nun zusammen, um gemeinsam Kunst und Kultur zu erleben und zu machen." Von "praktischer Völkerverständigung" spricht Gerhard auch.

Die Anfänge: Finanzielle Schieflage und Hilfe aus der Bundespolitik

Auf den gelungen Start folgte allerdings schnell die große finanzielle Krise. Bereits nach fünf Jahren verzeichnet das Festival ein Defizit von einer Viertelmillion D-Mark. Man sucht Hilfe in Bad Hersfeld. Der Intendant der dortigen Festspiele kommt als Krisenmanager nach Passau, allerdings ohne Erfolg. Erst sein Nachfolger Hermann von Moreau reißt das Ruder herum.

Gemeinsam mit dem damaligen Bundesjustizminister Fritz Schäffer wird 1960 der Trägerverein "Festspiele Europäische Wochen Passau e.V." ins Leben gerufen. Neben Fördergeldern von Bund- und Ländern kommen so auch ausreichend private Spenden zusammen. Die Europäischen Wochen sind gerettet.

Öffnung nach Osten

Carsten Gerhard | Bildquelle: Saskia Wehler Carsten Gerhard: Intendant der Europäischen Wochen Passau | Bildquelle: Saskia Wehler Wie seine Vorgänger wollte auch Walter Hornsteiner den europäischen Gedanken stärken. Während seiner Leitung von den 1970ern bis in die 1990er-Jahre hinein können sich nicht nur osteuropäische und ostdeutsche Künstlerinnen und Künstler auf der großen Bühne präsentieren. Mit einem zweiten Standbein in Oberösterreich werden auch die Landesgrenzen überwunden. Unter Hornsteiners Nachfolger Pankraz Freiherr von Freyberg kommt dann Mitte der 1990er noch ein dritter Austragungsort in Tschechien dazu. Und ein jährliches Motto.

Auf das Festivalthema 2010 war der Freiherr besonders stolz: "Frauengestalten" und "Frauen gestalten". Als erste "Komponistin in residence" schreibt Konstantia Gourzi damals ein Auftragswerk für die Wochen. 2012 wird mit den Wiener Symphonikern sogar ein ganzes "Orchester in residence" beschäftigt.

Unruhige Zeiten in den letzten Jahren

Es folgen unruhigere Zeiten für die Passauer Festspiele. Durch die Hochwasserflut 2013 fallen Veranstaltungen wortwörtlich ins Wasser. 2016 verliert man wichtige Sponsoren. Dazu kommen viele personelle Änderungen. Gleich dreimal wechselte in der Zeit die Intendanz. Und schließlich schlägt auch Corona zu.

Trotzdem laufe es mittlerweile wieder rund, meint der aktuelle Intendant Carsten Gerhard: "Wir haben jetzt eine sehr schöne Saison 2020/21 hinter uns, sodass wir ganz optimistisch auf die nähere und weitere Zukunft schauen können."

Die Europäischen Wochen Passau 2022

Jetzt, beim 70. Jubiläum der Festspiele Europäische Wochen in Passau steht unter anderem Musik von Georg Friedrich Händel auf dem Programm. Und das in einer spektakulären Inszenierung, wie Carsten Gerhard erzählt: "Wir holen das Geschehen auf die Donau, mit einem Orchesterschiff, auf dem das Orchester sitzt. Das Publikum fährt auf einem Schiffskonvoi die Donau hinab und dazu hören wir Händels Wassermusik."

Sendung: "Leporello" am 15. Juni ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

    AV-Player