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Komponistin Anna Thorvaldsdóttir Von Islands Natur inspiriert

Wie aus einer anderen Welt klingt ihre Musik: mysteriös, schwebend, intensiv. Die Kompositionen der Isländerin Anna Thorvaldsdóttir stoßen weltweit auf große Resonanz. Die Münchner Philharmoniker führen nun ihr neues Werk "Archora" erstmals in Deutschland auf.

Anna Thorvaldsdottir | Bildquelle: Saga Sigurdardottir

Bildquelle: Saga Sigurdardottir

Zerklüftete Felsen, dampfende Geysire und eisige Landschaft: Die Natur ihres Heimatlandes Island ist für Anna Thorvaldsdóttir Inspiration pur. Doch in ihren Kompositionen geht es ihr nicht darum, die Natur in Klänge zu übersetzen oder sie zu romantisieren, erklärt die 45-Jährige im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Das Land hat viel raue Natur, teilweise ist sie brutal, aber auch wunderschön und ruhig." Diese Vielseitigkeit formt sich in Anna Thorvaldsdottirs Kopf zu Tönen und Klängen.

Anna Thorvaldsdóttir: Erst die Zeichnung, dann die Partitur

"Bevor ich ein Stück aufschreibe, höre ich es in seiner Gesamtheit in meinem Inneren", erzählt die Isländerin. Instrumente benutzt sie nicht beim Komponieren, sondern sie fertigt zunächst Zeichnungen an. "Ich brauche sie, um die Klanglandschaften einzufangen, die ich höre." Dafür hat Anna Thorvaldsdóttir sich einen separaten Zeichentisch in ihr Arbeitszimmer gestellt. Mithilfe der Skizzen kann sie dann die Partitur ausarbeiten.

Es geht mir nicht darum, die Natur zu beschreiben oder zu romantisieren.
Anna Thorvaldsdóttir, isländische Komponistin

Auch ihr Werk "Archora" ist auf diese Weise entstanden, ein Auftragswerk u.a. des BBC Radio und der Münchner Philharmoniker. Anna Thorvaldsdóttir beschäftigt sich darin mit dem Uranfang. Darauf deutet schon der Titel hin, für den die Komponistin zwei griechische Begriffe zusammengefügt hat: arche für den Urbeginn und chora, was soviel bedeutet wie Raum. "Im Zentrum steht die Vorstellung einer Urenergie und die Idee eines allgegenwärtigen Parallelreichs – eine Welt, die zugleich vertraut und fremd, statisch und sich wandelnd, nirgendwo und überall zugleich ist", so Anna Thorvaldsdóttir.

"Archora" – Deutsche Erstaufführung in München

Anna Thorvaldsdóttir: "ARCHORA"

Samstag, 12.11.2022, 19:00 Uhr
Sonntag, 13.11.2022, 11:00 Uhr
Isarphilharmonie München
Münchner Philharmoniker, Leitung. Gustavo Gimeno

Weitere Informationen zu den Konzerten

Eine häufige Spielanweisung in ihrer Partitur zu "Archora" ist "sustained" – unendlich ausgehaltene, tiefste Töne, meist gespielt von den tiefen Bläsern und der Orgel. Darauf bauen weitere Klangschichten auf. Typisch sind auch Thorvaldsdottirs "airy notes" in den Streichern und tonlose Luftgeräusche in den Bläsern. Damit möchte die Komponistin die Lufthülle unserer Erdkugel klanglich erlebbar machen.

Studium in Reykjavík und San Diego

Anna Thorvaldsdottir | Bildquelle: Saga Sigurdardottir Anna Thorvaldsdóttirs Werk "Archora" führen die Münchner Philharmoniker erstmals in Deutschland auf. | Bildquelle: Saga Sigurdardottir Mit ihren sublimen Klangwelten hat sich Anna Thorvaldsdottir in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen festen Platz in den Konzertsälen der Welt erarbeitet. Geboren 1977 in Reykjavík, bekam sie früh Cellounterricht und dachte sich schon als Kind gern Lieder und Musik aus. Sie studierte zunächst Komposition an der Musikakademie in Reykjavík, später an der University of San Diego in Kalifornien, wo sie mit ihrem Werk "Aireality" 2011 den Doktortitel erwarb. Für ihr Orchesterwerk "Dreaming" wurde sie mit dem Musikpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet.

"Das Komponieren ist für mich eine Leidenschaft", sagt Thorvaldsdóttir im BR-KLASSIK-Gespräch. "Ich bin sehr dankbar, dass ich in meinem Traumberuf arbeiten kann."

Sendung: "Leporello" am 11. November 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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