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Album der Woche – Daria Parkhomenko spielt Klavierwerke von Enescu

George Enescu muss eine unglaublich faszinierende Persönlichkeit gewesen sein. Große Musiker wie der Geiger Yehudi Menuhin schwärmten von ihm als Komponisten, Geiger, Dirigenten oder Lehrer und trugen zur Legendenbildung bei. Mit den politischen Veränderungen in Enescus Heimatland Rumänien stellte sich die Frage nach der Bedeutung dieses Musikers immer wieder neu. Zur Enescu-Renaissance möchte jetzt die junge Pianistin Daria Parkhomenko mit ihrem Debüt-Album beitragen.

Bildquelle: Prospero

Der CD-Tipp zum Anhören

Es gibt viele exzellente Pianistinnen und Pianisten, tolle Nachwuchsmusiker. Aber nicht jedes neue Album mit Klaviermusik lässt mich aufhorchen. Doch dieses Debütalbum sehr wohl. Die junge Pianistin Daria Parkhomenko spielt Musik von George Enescu.

Sehr großes musikalisches Ausdrucksspektrum

Drei Stücke hat Daria Parkhomenko ausgewählt, die George Enescu in unterschiedlichen Phasen geschrieben hat: die Klaviersuite Nr. 2 des gerade mal 20-jährigen Komponisten und die weit später in den 1920er- und 30er-Jahren entstandenen Klaviersonaten. Das Ausdrucksspektrum dieser Werke ist groß und changiert zwischen französischem Impressionismus, spätromantischen Klängen und einem ganz persönlichen Stil, in den sich auch noch Einflüsse rumänischer Musik mischen. Zu Enescus Lehrern am Pariser Conservatoire zählen Jules Massenet und Gabriel Fauré. Diese Prägung ist in der nach Studienende zwischen 1901 und 1903 komponierten Suite noch unüberhörbar. Sie trägt den Beinamen "Des cloches sonores" – Glockenklänge. Und wie herrlich vielseitig diese sein können, erschließt sich über die vier Abschnitte, die in eine virtuose Bourrée münden. Rhythmisch prägnant steigern sich die Klänge immer wieder zu orchestraler Fülle und geben Raum für pianistische Glanznummern.

Kurz und bündig

Dieses Album lohnt sich, weil …
… viel zu selten gespielte Klaviermusik zu entdecken und lieben zu lernen ist.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… tolle Musik von einer exzellenten Pianistin gespielt wird.

Dieses Album lädt ein zum …
… Mehr-Enescu-Hören-Wollen.

Persönliche und unkonventionelle Musiksprache

Mehr als zwanzig Jahre liegen zwischen dieser Suite und der 1. Klaviersonate von 1924. Enescus Musiksprache hat sich in dieser Zeit stark verändert. Sie ist persönlicher und auch unkonventioneller geworden. Wie sich der erste Satz scheinbar frei rhapsodisch entfaltet, entspricht einem permanenten musikalischen Auf und Ab, in das sich zarte vielstimmige Klangspektren mischen, sich aber auch Akkord-Turbulenzen entladen. Daria Parkhomenko spürt diesem mäandernden Klangstrom mit faszinierendem Gespür für die Atmosphäre dieser wunderbaren Musik nach.

Mal beschwingt und fröhlich, mal nostalgisch-verträumt

Das gilt auch für Daria Parkhomenkos Interpretation der 2. Klaviersonate. Mal beschwingt und fröhlich, mal nostalgisch-verträumt gestaltet die russische Pianistin den musikalischen Verlauf und spannt einen überzeugenden Bogen über die drei Sätze. Es sind aufrührerische und immer wieder klangintensive Traumwelten, in die sie uns Zuhörer mit Enescus Musik versetzt. Die Wahlhamburgerin mit rumänischer Herkunft hat 2018 nur allzu Recht den internationalen George-Enescu-Klavierwettbewerb gewonnen, möchte man angesichts dieses Recitals meinen. Jedenfalls kann man der jungen Pianistin nur gratulieren zu ihrem Album. Und es gilt nach wie vor, George Enescus Musik zu entdecken. Diese CD von Daria Parkhomenko ist ein wunderbarer Anlass dafür.

Infos zum Album

George Enescu:
Klaviersonate fis-Moll op.24/1
Suite Nr. 2 D-Dur, op.10
Klaviersonate D-Dur op.24/3

Daria Parkhomenko (Klavier)
Label: Prospero

Sendung: "Piazza" am 05. November 2022 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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