198 Musiker treffen sich ab dem 28. August beim 66. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Die jungen Instrumentalisten aus aller Welt treten vor Jury und Publikum, um in diesem Jahr in den Fächern Klavier, Violine, Oboe oder Gitarre einen der begehrten Preise zu gewinnen.
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Zum Anhören: die Künstlerischen Leiter Oswald Beaujean und Meret Forster im Interview
Die Zahl 640 ist ein Rekord: Noch nie in der langen Geschichte des Wettbewerbs gab es mehr Bewerber. Die Auswahl hat eine Vor-Jury anhand der eingesandten Aufnahmen getroffen - anonym, ohne Namen oder Lebenslauf des Kandidaten zu kennen. 198 junge Musiker wurden von der Vor-Jury weitergelassen - die treten in den zwei Wettbewerbswochen gegeneinander an. Den Auftakt machen am 29. August die Geigerinnen und Geiger, gefolgt von den Pianisten, Gitarristen und schließlich den Oboisten. Wer von den Teilnehmern es ins Finale schaffen will, muss sich durch vier Wettbewerbsrunden spielen. Ab den Semifinals werden die Musiker vom Münchener Kammerorchester (ohne Dirigent), dem Münchner Rundfunkorchester und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks begleitet. Das Novus String Quartet, Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs 2012, begleitet die Semifinalisten im Fach Gitarre. Die ausgezeichneten Musiker präsentieren sich dann noch einmal in drei Preisträgerkonzerten.
Wir sind sehr gespannt, was wir alles hören werden - und wir schauen dem Ganzen mit großer Neugierde entgegen!
Hervorzuheben in diesem Jahr ist das Fach Gitarre. In dieser Kategorie wurden insgesamt erst viermal Ausscheidungen abgehalten, das letzte Mal im Jahr 1993. Einige der MusikerInnen, die den ARD-Wettbewerb im Fach Gitarre gewannen, machten anschließend internationale Karriere - etwa Pablo Márquez, Preisträger von 1993, der in diesem Jahr der Jury angehört, oder Sharon Isbin, erste weibliche Gitarren-Preisträgerin beim ARD-Wettbewerb. Sie gründete die Fakultät Gitarre an der Juilliard School in New York.
Der 66. ARD-Musikwettbewerb findet vom 28. August bis 15. September 2017 in den Fächern Klavier, Violine, Oboe und Gitarre statt. Alle Veranstaltungen sind öffentlich.
Alle Infos zu den genauen Zeiten, Spielstätten und Tickets finden Sie auf ard-musikwettbewerb.de.
An Preisgeldern werden dieses Jahr insgesamt 130.000 Euro vergeben, bestehend aus den Hauptpreisen der ARD und den Sonderpreisen, vergeben durch Stiftungen und Institutionen. Der Wettbewerb gibt den Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit, sich vor großem Publikum zu präsentieren und in Kontakt mit Veranstaltern, Agenten und Plattenfirmen zu kommen. Dabei beschäftigt die Wettbewerbsveranstalter vor allem das Stichwort Nachhaltigkeit, also wie ein Preisträger auch nach dem Wettbewerb gefördert werden kann. Dafür gibt es das jährliche Festival der ARD-Preisträger, eine Konzertreihe, bei der im kommenden Jahr wieder drei Veranstalter mehr mit im Boot sein werden. Und natürlich sind auch die Wettbewerbsrunden selbst ein Bewerbungs-Podium für die jungen Künstler. Elisabeth Kozik, die Leiterin des ARD-Wettbewerbs, lädt zu den Vorspielen über dreihundert Konzertagenturen und -veranstalter sowie Vertreter der Phono-Industrie ein: "Sehr viele kommen schon zu den Wettbewerbsrunden - mit dem Ergebnis, dass auch Teilnehmer, die nicht weiterkommen, für Konzerte oder CD-Produktionen gebucht werden. Unsere Preisträger werden mit Konzertengagements teilweise sogar überschüttet."
Der ARD-Wettbewerb steht für Exzellenz, und das Siemens Arts Program ist interessiert daran, Exzellenz zu fördern.
Stephan Frucht (Siemens Arts Program), Elisabeth Kozik, Vito Zuraj (Komponist des Auftragswerks für Gitarre), Meret Forster, Oswald Beaujean | Bildquelle: BR Erstmals werden beim diesjährigen ARD-Musikwettbewerb Sponsoren ins Boot geholt. Meret Forster, neben Oswald Beaujean Künstlerische Leiterin des Festivals, verwies während der Auftakt-Pressekonferenz zum Wettbewerb auf ständig steigende Kosten - nicht zuletzt durch das Streaming, das seit einigen Jahren stark ausgebaut wird: "Im Hinblick auf steigende Mietpreise und Logistik geht das nicht ohne externe Unterstützung. Und so wurde die Wettbewerbsleitung gebeten, Partner für eine finanzielle Unterstützung des Wettbewerbs zu suchen." Hauptsponsor in diesem Jahr ist das Siemens Arts Program. Dessen Künstlerischer Leiter Stephan Frucht sagte bei der Pressekonferenz: "Zuerst einmal steht der ARD-Wettbewerb für Exzellenz, und das Siemens Arts Program ist natürlich sehr interessiert daran, Exzellenz zu fördern. Da bietet der ARD-Wettbewerb durch die internationale Ausrichtung und den Fokus auf spezielle Instrumente etwas ganz Besonderes." Neben den Fördergeldern in Höhe von 100.000 Euro kann der Siemens-Konzern auch durch seine weltweite Vernetzung mit Kulturinstitutionen wie der New Yorker Carnegie Hall oder der Opera Garnier in Paris den Preisträgern des ARD-Wettbewerbs zu Auftritten verhelfen.
Jedem Fach steht eine siebenköpfige Jury aus prominenten und renommierten Musikern und Professoren vor, die die Wettbewerbsteilnehmer beurteilt. Den Vorsitz im Fach Violine hat Mauricio Fuks, bei den Pianisten ist es Bruno Canino, im Fach Oboe Elaine Douvas und bei den Gitarristen der in La Paz geborene Eduardo Fernández.
1952 fand der Wettbewerb zum ersten Mal statt, mittlerweile ist er weltweit einer der renommiertesten und größten Wettbewerbe seiner Art. Er wurde von den Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland gegründet und steht unter der Obhut des Bayerischen Rundfunks in München. Wenig bekannt ist heute, dass der Internationale Musikwettbewerb der ARD auch eine Vorgeschichte hat: Von 1947 bis 1950 führte der Frankfurter Rundfunk den "Wettbewerb für junge Solisten" durch. Die neu gegründete ARD führte die Idee einer Zusammenkunft junger Musiker aus aller Welt fort.
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Für viele heute weltberühmte Künstler war eine Auszeichnung beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München ein Sprungbrett für die Karriere: Jessye Norman, Francisco Araiza, Natalia Gutman, Christoph Eschenbach, Mitsuko Uchida, Thomas Quasthoff, Yuri Bashmet, Christian Tetzlaff, Sharon Kam, Heinz Holliger, Peter Sadlo, Maurice André, das Trio Wanderer und das Quatuor Ebène - um nur einige zu nennen.