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Filmmusik zu "Im Kampf mit dem Berge" Paul Hindemiths Alpensymphonie

Die Kraft der Natur, eingefangen in historischen Bildern und kompositorisch untermalt von Paul Hindemith: "Im Kampf mit dem Berge" aus dem Jahr 1921 zeigt, wie Bergsteiger versuchen, die Schweizer Alpen zu bezwingen. Nun wird der Stummfilm in Wolfratshausen gezeigt, musikalisch live mit Orchester in Szene gesetzt.

Historischer Bergfilm "Im Kampf mit dem Berge" von Arnold Fanck mit Filmmusik von Paul Hindemith – mit Logo "Die wilden Zwanziger" | Bildquelle: Murnau-Stiftung | BR-KLASSIK

Bildquelle: Murnau-Stiftung | BR-KLASSIK

Nach seinem ersten Sportfilm "Wunder des Schneeschuhs" nahm sich der Bergfilmpionier Arnold Fanck Anfang der 1920er Jahre ein neues Werk vor: "Im Kampf mit dem Berge". Der Stummfilm zeigt die waghalsige Besteigung des 4500 Meter hohen Liskamm in den Walliser Alpen durch den Bergsteiger Hannes Schneider und die Bergpionierin Ilse Rohde. Der Film hält die überwältigende Kraft der Natur in eindrucksvollen Bildern fest. Er zeigt, wie Menschen zu Beginn des 20.Jahrhunderts mit minimaler Ausrüstung versuchen, den Berg zu bezwingen.

Filmmusik in zwei Wochen komponiert

Die Musik zum Film von Paul Hindemith entstand im August 1921, nachdem Arnold Fanck den Filmschnitt beendet hatte und Hindemith zufällig in Meran traf. Dieser brachte sich dann selbst für eine mögliche Vertonung ins Spiel. "Hindemith war damals 25 Jahre alt und wollte darin alles zeigen, was er kann", sagt Dirigent Henri Bonamy. Er bringt die Komposition als künstlerischer Leiter zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Isartal nun in Wolfratshausen auf die Bühne, live gespielt zur Urfassung des Dokumentarfilms auf der Leinwand. "Die Musik ist sehr kontemplativ. Es geht um große Bögen und Landschaften", so Bonamy. Die Musik sollte den Eindruck noch verstärken, dass die Menschen nur sehr klein und die Berge übermächtig groß sind.

Paul Hindemith war fasziniert von technischen Neuerungen seiner Zeit

Gemeinsam mit Bert Becht und Kurt Weill schuf Hindemith für das neue Medium Radio die Funkoper "Der Lindberghflug". Hintergründe zur Premiere 1929 lesen Sie hier.

Verschollene Urfassung aufwendig rekonstruiert

Große Teile des Films waren nach einer Kürzung durch die UFA verschollen. Teile der alten Fassung wurden Anfang dieses Jahrhunderts wiederentdeckt. Aus historischen Kopien des Filmarchivs des Bundesarchivs Berlin ließ sich die verschollene Urfassung des Filmes mit Hilfe der handschriftlichen Partitur von Paul Hindemith fast vollständig rekonstruieren. In Text- und Synchronangaben der Originalpartitur hatte der Komponist jede Filmminute exakt notiert. Nach der aufwendigen Rekonstruktion durch die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung feierte die Fassung des Films im Jahre 2013 in Frankfurt Premiere.

"Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens"

1922 kam der Film von Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau in die Kinos. Der Steifen, der Cineasten bis heute begeistert und fasziniert, gilt als einer der eindringlichsten Filme der Kinogeschichte.

Filmmusik in zwei Wochen komponiert

Der Komponist Paul Hindemith, Porträtaufnahme um 1915 | Bildquelle: picture alliance/akg-images Paul Hindemith komponierte die Filmmusik mit 25 Jahren. | Bildquelle: picture alliance/akg-images Die Komposition von Paul Hindemith für Salonorchester trägt den Alternativtitel des Films: "In Sturm und Eis. Eine Alpensymphonie in Bildern". Die circa 85-minütige Partitur schrieb Hindemith in nicht einmal zwei Wochen, sie gilt als eine der ersten Originalkompositionen des deutschen Stummfilms überhaupt. "Einige musikalische Ideen, die in den sechs Akten des Films immer wieder leitmotivisch auftauchen, hat er dann so organisiert, dass sie live von einem Orchester spielbar gewesen sind", so Henri Bonamy. "Es sind zum Teil sehr markante Themen, zum Beispiel mit Quart-Intervallen. Andere Phrasen klingen mehr nach Brahms oder Strauss, also sehr romantisch." Bei der Uraufführung des Films am 22. September 1921 in Berlin wurde die Musik jedoch nicht aufgeführt. Dies lang vermutlich daran, dass die Probenzeiten nicht ausreichten und die Kinokapellmeister lieber auf eigene Arrangements zurückgriffen. Für die Aufführung am kommenden Wochenende in Wolfratshausen hat Dirigent Henri Bonamy einen eigenen Bildschirm neben seinem Pult stehen, auf dem der Dokumentarfilm mit einer Timeline läuft. So kann er garantieren, dass die Orchestermusik synchron mit den Bildern gespielt wird.

"Im Kampf mit dem Berge" in Wolfratshausen

Stummfilm von Arnold Fanck aus dem Jahre 1921 mit der Filmmusik von Paul Hindemith.

Am 15.7.2023 um 20:00 Uhr in der Loisachhalle Wolfratshausen
Im Rahmen der Aboreihe "klassik pur! im Isartal"

Am 16.7.2023 um 20:00 Uhr auf der Flussbühne Wolfratshausen
Im Rahmen des Flussfestivals der Stadt Wolfratshausen

Eine Veranstaltung vom Konzertverein Isartal mit dem Philharmonischen Orchester Isartal in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Wolfratshausen und der Stadt Wolfratshausen.

Sendung: "Leporello" am 12. Juli ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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