Seit vielen Jahren ist die Bayerische Staatsoper ein gern gesehener Gast im Théatre des Champs-Elysées in Paris. Bei der Aufführung des Verismo-Reißers "Andrea Chénier" von Umberto Giordano, dem Musiktheaterstück der Französischen Revolution schlechthin, stellte sie sich besonderen Herausforderungen.
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Gastspiele sind für den Intendanten der Bayerischen Staatsoper Nikolaus Bachler wichtiger denn je, gerade in politisch schwierigen Zeiten. Umberto Giordanos Werk "Andrea Chénier" ist Revolutionsstück und private Tragödie zugleich, und gehört wie keine zweite Oper nach Paris.
Verismo-Opern sind komplexe Kunstwerke. Man riecht den Duft der Stadt und man sieht die Farben.
Giordano und sein Librettist haben in ihrer Bearbeitung die historische Figur des Chénier vereinfacht und eine genial konstruierte Dreiecksgeschichte hinzugefügt. Zwei Männer kämpfen um die gleiche Frau, verkörpert von Tenor, Bariton und Sopran. Die Protagonisten sind wegen der Gräueltaten nicht nur von der "glorreichen" Französischen Revolution enttäuscht, sondern sie gehen durchweg an der Diktatur der Jakobiner zugrunde. Einzig die Liebe ist ihnen geblieben. Uraufgeführt wurde "Andrea Chénier" 1896 an der Mailänder Scala. Seit dem 12. März 2017 steht Giordanos vierte und zugleich erfolgreichste Oper erstmals auf dem Spielplan der Bayerischen Staatsoper.
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Die nächsten Vorstellungen an der Bayerischen Staatsoper:
30. März 2017
02. April 2017
28. und 31. Juli 2017
Weitere Informationen unter staatsoper.de
Bei dem Gastspiel in Paris waren alle Solisten von der Münchner Premiere mit dabei, unter ihnen Doris Soffel, Luca Salsi, Jonas Kaufmann und Anja Harteros. Für Olivier Tardy, den französischen Soloflötisten des Bayerischen Staatsorchesters, war dieser Auftritt zudem ein doppeltes Heimspiel: Tardy hat in Paris studiert und spielte an diesem Abend zusammen mit seinem Bruder im Orchester.
Er sitzt neben mir als Solo-Oboist und es ist unser erstes gemeinsames Konzert in Paris.
Die konzertante Aufführung im Pariser Théatre des Champs-Elysées geizte zwar mit Bühnenbild und Lichtregie, nicht aber mit hoch eleganten Roben der Damen, mit viel Bewegung, und mit packendem Sängerschauspiel auf kleiner Bühne. Loderndes Verismo-Feuer auch im Orchester. Das Publikum im ausverkauften Haus dankte es dem Weltklasse-Ensemble schon zur Pause mit Ovationen.