Das Bayerische Staatsballett ist "Kompanie des Jahres" - laut einer Kritikerumfrage der Fachzeitschrift "Tanz". Damit ehrten Fachjournalisten die künstlerische Arbeit des scheidenden Direktors Ivan Liška. Der krönte seine Münchner Ära in der letzten Spielzeit mit einem ganz besonderen Highlight.
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42 internationale Fachjournalisten haben abgestimmt und das Bayerische Staatsballett zur "Kompanie des Jahres" gewählt. Unter dem scheidenden Direktor Ivan Liška habe das Ensemble einen unverwechselbaren Charakter bekommen, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Fachzeitschrift "Tanz". Liška leitete das Ensemble 18 Jahre lang. In der Zeit gab es 42 Premieren und 26 Uraufführungen. Mit Liška habe das Staatsballett das vielfältigste Repertoire eines deutschen Tanzensembles aufgebaut, urteilten die Kritiker." Klassik, Moderne, Zeitgenossenschaft – in seinem Repertoire war alles vertreten", heißt es.
In seiner letzten Spielzeit am Haus gelang Liška ein ganz besonderes Highlight: Er brachte die jüngste Produktion der Tanz-Ikone Pina Bausch mit dem Bayerischen Staatsballett in München auf die Bühne. Bisher war das Stück "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" nur mit der Kompanie des Wuppertaler Tanztheaters zu sehen gewesen, das Pina Bausch bis zu ihrem Tod leitete. Das Münchner Ensemble musste sich das Stück also ohne die Hilfe der legendären Choreographin erarbeiten. Dafür erhielten die Münchner Tänzer Unterstützung aus Wuppertal: Sie studierten das Stück unter Anleitung von Wuppertaler Tänzern ein, die bei der Uraufführung des Stücks im Jahr 2002 mitgewirkt hatten.
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Die Vorbereitungen dauerten über ein Jahr. Bei den diesjährigen Ballettfestwochen feierte das Stück dann in München Premiere. Damit ist das Bayerische Staatsballett weltweit das erste Ensemble, das diesen Schritt gewagt hatte. Und das Ergebnis war überzeugend. Auch die Fachzeitschrift "Tanz" spricht hier von einer "kleinen Sensation". Das Stück von Pina Bausch sei "die schönste Trophäe der Ära Ivan Liška" (und seiner Stellvertreter Bettina Wagner-Bergelt und Wolfgang Oberender) am Bayerischen Staatsballett gewesen - "Krönung und Schwanengesang" zugleich, schreibt das Blatt.
Unter Liškas Nachfolger Igor Zelensky wird es ab der neuen Spielzeit 2016/17 einschneidende Veränderungen beim Bayerischen Staatsballett geben. Unter anderem wird fast die Hälfte der Tänzer die Kompanie verlassen. Dafür sollen 28 neue Tänzer aus aller Welt nach München kommen. Darüber hinaus will Zelensky eine eigene große Ballettschule in München errichten. Mit dem Weggang von Ivan Liška verliert das Bayerische Staatsballett zudem seine wichtigste private Sponsorin.
Für seine erste Spielzeit als neuer Direktor des Bayerischen Staatsballetts hat Igor Zelensky zwei Neuproduktionen ins Programm genommen: Yuri Grigorovichs "Spartacus" setzt das Münchner Konzept der Präsentation maßstabsetzender ballettgeschichtlicher Produktionen fort. Christopher Wheeldons "Alice im Wunderland" eröffnet die BallettFestwoche 2017, in der das Staatsballett auch das Ballett des Stanislawski-Theaters mit Mayerling begrüßt. Ein zeitgenössischer Ballettabend, die Wiederaufnahmen von "Giselle", "La Fille mal gardée", "Romeo und Julia", "Ein Sommernachtstraum" sowie "Sinfonie in C / In the Night / Adam is" und "La Bayadère" vervollständigen das Programm.
Premieren:
Yuri Grigorovich: Spartacus
Premiere am 22.Dezember 2016
Maged Mohamed: Der kleine Prinz
Premiere am 23. März 2017
Tanztheater für Kinder und Jugendliche
Christopher Wheeldon: Alice im Wunderland
Premiere am 3. April 2017
Eröffnung der BallettFestwoche 2017
Alle Informationen zum Bayerischen Staatsballett finden Sie auch hier.