Eine kleine Sensation: Gleich mit fünf Neuinszenierungen warten die diesjährigen Bayreuther Festspiele auf. Neben der lang erwarteten Neuinterpretation von Wagners "Ring" gibt es gleich zur Eröffnung am 25. Juli eine weitere – "Tristan und Isolde" unter der musikalischen Leitung von Cornelius Meister und in der Regie von Roland Schwab. Für Schwab bedeutet diese Hauruck-Aktion einen "guten Adrenalinschub" und "positiven Stress".
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"Es war crash-mäßig, aber das liebe ich. Ich funktioniere als Regisseur so, dass ich in kurzer Zeit Konzepte entwickeln kann – und manchmal sind die nicht schlechter, als wenn man drei Jahre Zeit hat. Bei viel Zeit hat man ja auch viel Zeit für Zweifel", meint Regisseur Roland Schwab über die Hauruck-Aktion seiner spontanen und außerplanmäßigen Neuinszenierung von Wagners "Tristan und Isolde" für die anstehende Saison.
Erst Ende des vergangenen Jahres trat die Festspielleitung an Schwab heran. So habe er das Konzept für seine Inszenierung von "Tristan und Isolde" in gerade mal vier Wochen erarbeitet. Für den Regisseur, der erstmals auf dem Grünen Hügel inszeniert, sei das ein "guter Adrenalinschub" und durchaus "positiver Stress" gewesen, da die Zeit wirklich gedrängt habe.
Mit Wagners "Tristan und Isolde" gibt auch Cornelius Meister, derzeit Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, sein Debüt auf dem Grünen Hügel. In den Titelpartien sind Stephen Gould und Catherine Foster zu erleben, weitere Rollen übernehmen Georg Zeppenfeld als Marke, Markus Eiche als Kurwenal sowie Ekaterina Gubanova als Brangäne.
Bildquelle: Gerald von Foris Für Cornelius Meister wird mit seinem Debüt ein Traum wahr: "Spätestens seit ich 1998 zum ersten Mal den Rausch der Bayreuther Akustik erlebt habe, war es mein Traum, hier einmal selbst zu dirigieren." Frecherweise habe er sich damals als 18-Jähriger bei einer Führung durch das Festspielhaus auf den Dirigentenstuhl im Orchestergraben gesetzt. "Sechs Jahre später saß ich als Assistent erneut dort. Nun bin ich voller Dankbarkeit und Vorfreude, mit "Tristan und Isolde" nach Bayreuth zurückzukehren – zumindest fühlt es sich für mich so an in all der Verbundenheit, die ich mit Richard Wagner, den Festspielen und Bayreuth spüre", schwärmt der Dirigent.
Als ich 1998 zum ersten Mal den Rausch der Bayreuther Akustik erlebt habe, war es mein Traum, hier einmal selbst zu dirigieren.
Dass es zusätzlich zu den vier Opern des "Ring des Niblungen", der ursprünglich ja schon 2020 auf die Bühne kommen sollte, noch eine weitere Neuinszenierung auf dem Spielplan gibt, gab es bisher nur einmal in der Geschichte der Wagner-Festspiele, im Jahr 1981.
Geschuldet ist dieser Umstand heuer der Corona-Pandemie. "Die Besonderheit zweier Neuproduktionen liegt darin begründet, dass die Corona-Situation auch für den Chor der Bayreuther Festspiele ein erhöhtes Risiko birgt", ließen die Festspiele am 25. Februar verlautbaren. So würden die künstlerischen Planungen vorsehen, dass der Chor wieder singend auf der Bühne agieren soll. Im Falle eines Infektionsgeschehens solle der Spielbetrieb dennoch aufrechterhalten werden, die Chöre der Neuproduktionen "Tristan und Isolde" und "Götterdämmerung" würden dann eingespielt.
Neben dem "Tristan" und der "Ring"-Tetralogie komplettieren die Opern "Tannhäuser", "Der fliegende Holländer" und "Lohengrin" den Spielplan 2022. Zu Ende gehen die Festspiele dann am 31. August und 1. September mit zwei Konzerten unter der Leitung von Dirigent Andris Nelsons.
Den kompletten Spielplan 2022 finden Sie auf der Website der Bayreuther Festspiele.
Kommentare (1)
Sonntag, 06.März, 12:05 Uhr
Bernd Vielitz
November der Festspielgeschichte
Die Meldung ist insoweit nicht zutreffend, als 1981 gar kein Ring auf dem Spielplan stand. Nach Auslaufen des Chereau-Rings 1980 gab es im Folgejahr 1981 zwei Neuinszenierungen: Tristan und Meistersinger, aber eben keinen Ring.