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Bernsteins "Candide" am Theater Regensburg "Jede Nummer ist ein Edelstein"

Leonard Bernsteins Operette "Candide" gilt als ebenso reizvoll wie schwer spielbar. Sie ist eher eine Mischung aus Oper, Musical und Revue, dazu gibt es über dreißig verschiedene Schauplätze der Handlung. Das Theater Regensburg stellt sich der Herausforderung: Am Samstag, 3. Dezember, ist Premiere.

Leonard Bernsteins "Candide" am Theater Regensburg | Bildquelle: Tom Neumeier

Bildquelle: Tom Neumeier

Die Musik kommt so wunderbar rosarot daher am Anfang, dabei hat es dieser "Candide", diese Bernsteinoperette, die 1956 uraufgeführt wurde, faustdick hinter den Ohren. Und das nimmt Regisseur Ronny Scholz von Beginn an wörtlich: Neuestes aus Bett und Bühne nennt er darum auch die teils anzüglichen Zeichnungen, mit denen die Inszenierung live begleitet wird. Da bleibt niemand verschont: Das Lokalkolorit fällt teilweise bitter aus, Ex-Papst Benedikt wird genauso durch den Kakao gezogen wie Fürstin Gloria oder der frühere Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Die Livezeichnungen begleiten den gesamten Abend und erleichtern den Zuschauern das Zurechtfinden in einer verwirrenden "Candide"-Welt, findet Regisseur Scholz. Die Herausforderung ist, diese Weltreise in irgendeiner Form zu bebildern. Ein Stationsdrama von insgesamt 30 Musiknummern. Im Grunde genommen sei es so, dass ungefähr die Hälfte der Musiknummern jeweils andere Länder, Kontinente et cetera beschreiten, erklärt Scholz: "Und irgendwann verliert man die Orientierung. Die einzige Orientierung im gesamten Stück ist die geniale Partitur von Leonard Bernstein. Er nimmt uns musikalisch auf diese Reise mit."

Loriot hat sich der konfusen Handlung einst angenommen

Mitgenommen werden wir aber auch von einem Erzähler, die Zwischentexte stammen übrigens von Loriot, der sich der bejammernswert konfusen Handlung irgendwann mal gütig angenommen hat. Was die von Regisseur Scholz erwähnte geniale Partitur betrifft, so hat hier Leonard Bernstein, gänzlich ohne Jazzelemente, sein vielleicht am europäischsten klingendes Werk überhaupt geschaffen, das aber nichtsdestotrotz geradezu überreich an musikalischen Farben ist. "Die Partitur strotzt vor Genialität", erklärt auch Scholz, "mit ganz wenigen Mitteln baue er eine Partitur auf, die erstens unglaublich Spaß macht, die ins Herz geht, die unglaublich vital und tänzerisch ist. Jede Nummer ist ein Edelstein".

Das Stück soll erzählen, dass wir nicht blind einer Philosophie gehorchen sollten, sondern wir uns eigene Fragen stellen, unsere eigenen Ideen hinterfragen sollten.
Regisseur Ronny Scholz

Bernsteins "Candide" basiert ja auf der Novelle von Voltaire "Candide oder die beste aller möglichen Welten". Die wiederum ist vor dem Hintergrund von Gottfried Leipniz' These zu sehen, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der unverbesserliche Optimist Candide erlebt aber das schauerliche Gegenteil: Er stolpert von einer Katastrophe in die andere, das reicht von Krieg über Erdbeben bis zur Tatsache, dass seine Geliebte Kunigunde sich als Dauerhure und geldgieriges Flittchen erweist. Dieser Plot geht uns auch heute noch viel an, findet Ronny Scholz: "Das Stück soll erstmal erzählen, dass wir nicht blind einer Philosophie gehorchen sollten, sondern wir uns eigene Fragen stellen, unsere eigenen Ideen hinterfragen sollten."

Sendung: "Allegro" am 2. Dezember 2022, ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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