Zum ersten Mal in der Geschichte der Münchner Symphoniker gibt es einen Artist in Residence: Chad Hoopes. Bereits im April 2014 debütierte der 21-jährige Geiger in München. Jetzt kehrt Hoopes für drei Konzerte an die Isar zurück.
Bildquelle: Lisa Marie Mazzucco
Der Geiger Chad Hoopes
"Jeder ist total engagiert"
BR-KLASSIK: Was haben Sie gedacht, als der Anruf von den Münchner Symphonikern kam, dass Sie als Artist in Residence eingeladen sind? Noch dazu als Erster überhaupt in der Geschichte des Orchesters?
Chad Hoopes: Meine Managerin hat mich angerufen, mir davon erzählt und gesagt: "Das ist so aufregend! Du bist der Erste für das Orchester!" Und wir haben ein wunderbares Programm: drei völlig unterschiedliche Konzerte - Mozart, Tschaikowsky und John Adams. Darin werden drei völlig unterschiedliche Stile und Charaktere präsentiert. Alle drei sind große, bedeutende und geradezu majestätische Werke.
Der 21-jährige Geiger stammt aus den USA und begann seine Geigenausbildung in Minneapolis. Er studierte am Cleveland Institute of Music, am Heifetz Institute und nahm an Ottawas NAC Young Artists Programm teil. 2008 gewann er in der Kategorie "Junior" den Yehudi Menuhin International Violin Competition. Seit 2013 studiert Hoopes an der Kronberg Akademie bei Ana Chumacheno.
BR-KLASSIK: Sie haben im April 2014 schon mal mit dem Münchner Symphonikern zusammen musiziert. Wie haben Sie das Orchester damals erlebt?
Chad Hoopes: Es war mein allererstes Konzert in München. Ich war ein bisschen nervös, weil München in Hinblick auf die klassische Musik wirklich eine bedeutende Stadt ist. Hier treten so viele phantastische Künstler und großartige Orchester auf. Ich lebte damals erst etwa 16 Monatee in Deutschland und war hier ganz neu in der Szene. Es war eines der größten Konzerte, die ich damals in Deutschland hatte. Es war total aufregend. Ich habe das Mendelssohn-Violinkonzert gespielt. Zu der Zeit ist auch die CD erschienen, die ich mit Kristjan Järvi und dem MDR-Sinfonieorchester aufgenommen hatte. Es war toll, hier ein so wundervolles Debüt geben zu können, fantastische Kritiken und auch so viel Unterstützung zu bekommen. Das werde ich nie vergessen.
BR-KLASSIK: Das heißt, sie haben sich gleich wohlgefühlt - auch mit den Münchner Symphonikern an ihrer Seite.
Der Geiger Chad Hoopes | Bildquelle: Lisa Marie Mazzucco Chad Hoopes: Wir hatten echt viel Spaß. Das mag ich auch so an den Orchestern in Europa und vor allem in Deutschland: Jeder ist total engagiert. Das schafft eine Grundlage und eine Energie, die selten ist. Das schätze ich sehr.
BR-KLASSIK: Kommen wir nochmal kurz auf die drei Violinkonzerte, die Sie hier bei den Münchner Symphonikern spielen: Mozarts 5. Violinkonzert und die Konzerte von John Adams und Tschaikowsky. Wie würden Sie diese Konzerte charakterisieren?
Chad Hoopes: Dieses Mozart-Konzert ist von den fünf Violinkonzerten wohl das Bekannteste. Es ist geheimnisvoll, durchdringlich, kurios, fröhlich und – ja, das Wort, das mir sofort dazu einfällt - majestätisch. John Adams Konzert hat unglaublich viel Atmosphäre und so viele verschiedene Klangfarben. Es ist majestätisch, durchdringlich und hat eine klare Richtung. Dann das Tschaikowsky-Konzert, eines der bedeutendsten Violinkonzerte überhaupt. Es ist leidenschaftlich und man muss es mit sehr viel Herz spielen.
BR-KLASSIK: In Ihrem Alter schon so weit angekommen zu sein heißt natürlich viel Druck. Was machen Sie, damit Sie sich diese Lockerheit bewahren?
Chad Hoopes: Ich glaube, je mehr Zeit verstreicht, umso weniger lasse ich mich von äußeren Gegebenheiten beunruhigen. Aber ich spüre mehr Unruhe in mir selbst – von dem, was ich denke und fühle. Ich liebe es, Künstler zu sein und liebe es, anderen Menschen etwas zu geben. Das ist das Wichtigste in der Musik: ein aufrichtiger Künstler zu sein und sich loyal gegenüber Komponisten und ihren Werken zu verhalten. Ich bin immer auf der Suche nach etwas, was ich selbst hier beitragen kann und was auch gleichzeitig für mich richtig ist. Ich bin von so vielen wundervollen Menschen umgeben, von Freunden und Familie, so dass ich gar keine andere Möglichkeit habe, als glücklich zu sein.
Das Gespräch führte Uta Sailer für BR-KLASSIK.
21. Februar 2016, 15.30 Uhr, Münchner Prinzregententheater
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219
Anton Bruckner: Symphonie Nr. 4 Es-Dur "Romantische"
Leitung: Kevin John Edusei
24. Februar 2016, 20.00 Uhr, Herkulessaal der Münchner Residenz
John Adams: Konzert für Violine und Orchester
Anton Bruckner: Symphonie Nr. 4 Es-Dur "Romantische"
Leitung: Kevin John Edusei
3. Mai 2016, 20.00 Uhr, Prinzregententheater München
Peter Tschaikowsky: Konzert für Violine und Orchester
D-Dur op. 35
Bedrich Smetana: Drei symphonische Dichtungen
Leitung: Georg Fritzsch