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Ergebnisse aus Pilotprojekt an der Bayerischen Staatsoper Kein erhöhtes Infektionsrisiko bei 500 Zuschauern

Fünfhundert Besucher pro Vorstellung, das war ab dem 1. September bis zum erneuten Teil-Lockdown im Oktober an der Bayerischen Staatsoper erlaubt – als probeweiser Betrieb im Rahmen eines Pilotprojekts. Jetzt liegen die Ergebniss vor und machen Mut für die Zukunft.

Das Nationaltheater München | Bildquelle: Wilfried Hösl

Bildquelle: Wilfried Hösl

Es sind gute Nachrichten für die Kultur in Bayern: Der Abschlussbericht des Pilotprojekts an der Bayerischen Staatsoper liefert eindeutig positive Erkenntnisse zur Erhöhung der Zuschauerzahl von 200 auf 500 Personen. Prof. Dr. Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München (TUM) und verantwortlich für die virologische Diagnostik beim Klinikum rechts der Isar (MRI) stellte abschließend fest: "Grundsätzlich konnten wir während des Testlaufs kein erhöhtes Infektionsrisiko beim Besuch der Bayerischen Staatsoper feststellen. Die Ansteckungsgefahr für die Besucher wird bei Einhaltung der Maßnahmen auf ein Minimum reduziert.

Ich denke, das Konzept lässt sich bei vergleichbaren Inzidenzwerten mit individuellen Anpassungen auf andere Theater und Konzertsäle übertragen.
Prof. Dr. Ulrike Protzer

Die Testphase vom 1. September bis zum 25. Oktober verlief unter bestimmten Bedingungen und bei einer 7-Tage-Inzidenz zwischen 35 und 100 je 100.000 Einwohner. Zu diesen Bedingungen gehörte: ein speziell ausgearbeitetes individuelles Hygienekonzept für die Bayerische Staatsoper; der Mindestabstand von 1,5 Meter wurde sogar unterschritten – und eine lockere Form der "Schachbrettbestuhlung" getestet; der vollständige Luftaustausch im Nationaltheater alle 9,5 Minuten wurde gewährleistet.

Pilotprojekt an der Bayerischen Staatsoper

Die Pilotphase wurde von einem Ärzteteam des Klinikums rechts der Isar und der TUM sowie Vertretern des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit begleitet und fachlich bewertet. Deren Expertise ist in die Konzepte sowohl für den Proben- und Aufführungsbetrieb als auch für die Abläufe im Zuschauerbereich eingeflossen. Die im Pilotbetrieb zusätzlich erworbenen Erkenntnisse wurden laufend umgesetzt. Außerdem flossen wissenschaftliche Hinweise des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie der TUM zum Bereich Lüftung mit ein.

Aus Sicht der Verfasser des Abschlussberichts könnten nach Beendigung des erneuten Teillockdowns auch für andere Kultureinrichtungen die individuelle Besucherobergrenzen festgelegt werden, die sich nach den vorliegenden Rahmendaten – insbesondere raumlufttechnischen Anlagen, Platzangebot vor Ort – richten.

Als Maßgabe könnten laut der Experten folgende Indikatoren herangezogen werden: ein Abstandsindikator, also max. Zuschauerzahl bei 1,5m Radialabstand (Stuhlmitte/Stuhlmitte), sowie ein Lüftungsindikator: maximale Zuschauerzahl bei Frischluftaustausch von 60m³ je Person und Stunde. Daneben soll auch ein jeweils elaboriertes individuelles Hygienekonzept Anwendung finden.

Intendant der Bayerischen Staatsoper zufrieden mit Studienergebnissen

Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, zeigt sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Studie. Im Gespräch mit BR-KLASSIK erklärte er: "Sowohl die Grundanordnung im Theater als auch die Hygienemaßnahmen sind so, dass man den Zuschauerraum ungefährdet eine Vorstellung genießen kann und dass man auf der Bühne mit den Maßnahmen die Künsler nicht gefährdet. Das hat die Pilotstudie wissenschaftlich untermauert."

Nun hofft Bachler, dass die Studienergebnisse auch in der Politik Eingang finden. Sein Ziel: Ein Regelbetrieb an der Bayerischen Staatsoper spätestens Anfang Februar, mit schachbrettartiger Sitzanordnung im Zuschauerraum. Dazu ist er regelmäßig im Gespräch mit dem Bayerischen Kunstministerium. "Man muss Corona sehr ernst nehmen. Auf der anderen Seite müssen die entsprechenden Maßnahmen verhältnismäßig sein, damit sie sinnvoll sind", so der Intendant. "Sonst rufen sie jede Menge Kollateralschäden hervor, die nicht sein müssten."

Sendung: "Allegro" am 3. Dezember 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Montag, 07.Dezember, 12:22 Uhr

Martin Hufner

Hat Frau Protzer den Bericht gelesen

Aus dem Abschlussbericht geht gar nicht hervor, ob bei deren Schlussfassung die genannten Expert*innen daran mitgewirkt haben und den Inhalt so akzeptieren. Denn allein die Aussage von Frau Protzer steht in Kontrast zu dem, was die Autor*innen der Staatsoper erklären (wo sie auf die Inzidenzzahl ja keine Rücksicht nehmen.)

Sonntag, 06.Dezember, 17:03 Uhr

Wilfried Schneider

Kein erhöhtes Infektionsrisiko

Das ist alles schön und gut, aber es ist vergebliche Mühe. Die söderschen Gründe für die Schließung der Kultureinrichtungen sind genau so schwankend und unklar wie alle seine Corona betreffenden Maßnahmen. Dass bisher zumindest in Theatern, Konzert- und Opernhäusern keine einzige Infektion mit dem Corona-Virus nachgewiesen ist und somit die bisher wohl sichersten Orte geschlossen wurden , ist evident. Aber Kirchen, Demonstrationen, Fußball (wie viele Infektionen wurden da wohl aus den Stadien herausgetragen, ich erinnere nur an abgesagte Fußballspiele) voller ÖPNV-alles erlaubt! Eine logische Vorgehensweise ist nicht mehr erkennbar. Dass Herr Söder, wie für Politiker allgemein typisch, von Kultur nicht sonderlich viel hält, sie offensichtlich vielmehr als schwer ausrottbares, nur unnütze Kosten verursachendes Übel empfindet, ist bekannt. Die Corona-Krise bietet ein willkommenes Vehikel, hier etwas Abhilfe zu schaffen.

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