Leidenschaftlicher Musiker und streitbarer Visionär, engagierter Humanist und rastloser Weltbürger, Vorbild und Mentor. All das und vieles mehr ist Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, der am 15. November 80 Jahre alt wird.
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Porträt
Zum 80. Geburtstag von Daniel Barenboim
1942 wird Daniel Barenboim in Buenos Aires geboren, mit sieben tritt er dort zum ersten Mal als Pianist auf. Seine Eltern sind russisch-jüdische Klavierpädagogen, schaffen es aber glücklicherweise, ihrem talentierten Sprössling eine weitgehend normale Jugend zu ermöglichen.
"Ich war wirklich kein Wunderkind. Ich habe meine Jugend nicht verpasst – die dummen Sachen, die zwischen fünf und fünfzehn einfach dazugehören, habe ich gemacht. Das war alles ganz normal: Ich ging morgens in die Schule, habe damals in Tel Aviv nachmittags auf der Straße Fußball gespielt – und mich dann ausgeruht, geduscht und ein Konzert gegeben. Wenn ich ein Wunderkind war, dann ist das Wunder jetzt natürlich weg – aber das Kind ist geblieben! Das ist mir sehr wichtig." (Daniel Barenboim)
Nur so entspannt kann man vermutlich derart viel erreichen, wie es Daniel Barenboim gelungen ist. Eine Gesamtaufnahme von Mozarts Klavierkonzerten ist ein früher Meilenstein in seiner riesigen Diskografie. Schon da leitet er das English Chamber Orchestra vom Flügel aus.
1967 heiratet Barenboim die Cellistin Jaqueline du Pré und macht mit ihr hinreißende Aufnahmen. Der phänomenale Pianist ist zunehmend als Dirigent gefragt: 1975 übernimmt Barenboim das Orchestre de Paris, 1991 das Chicago Symphony Orchestra. Ein Jahr später wird er zusätzlich Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, die nach aufwändiger Sanierung 2017 feierlich wiedereröffnet wurde. Längst haben die Musiker der Berliner Staatskapelle Barenboim zu ihrem "Chefdirigenten auf Lebenszeit" ernannt, auch wenn Orchestermitglieder zuletzt Barenboims Führungsstil harsch kritisiert hatten.
"Man sagt immer, die Staatskapelle habe diesen wunderbaren deutschen dunklen Klang – aber was heißt schon dunkel? Was für den einen dunkel ist, ist für den anderen hell ... Die Staatskapelle ist ein ganz wunderbares Orchester, das die Fähigkeit hat, bestimmte Dinge mit diesem unverwechselbaren Klang zu spielen. Aber die können auch ganz anders. Zum Beispiel stammt eine der besten Einspielungen mit Musik von Elliott Carter von der Staatskapelle. Die haben diese Wandlungsfähigkeit."
Daniel Barenboim als junger Dirigent. Inzwischen ist er einer der einflussreichsten Musiker der Gegenwart. | Bildquelle: imago/United Archives International Während Barenboim bei den Bayreuther Festspielen große Erfolge feiert, ist er in Israel mit Wagner nicht willkommen – nicht nur mit diesem Tabubruch eckt Barenboim an. So mischt er sich mutig in den Nahostkonflikt ein, gründet 1999 mit dem palästinensischen Intellektuellen Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra, in dem Israelis und Araber einträchtig miteinander musizieren. 2005 gibt Barenboim mit diesem Jugendorchester in der Palästinenser-Enklave Ramallah im Westjordanland ein historisches "Konzert für den Frieden" im Nahen Osten und hält eine denkwürdige Rede, unter anderem mit diesem flammenden Appell:
Entweder bringen wir uns alle gegenseitig um - oder wir lernen zu teilen, was wir teilen können.
Für das West-Eastern Divan Orchestra erkämpft er in Berlin sogar eine spezielle Ausbildungsstätte, die Barenboim-Said-Akademie mit eigenem Konzertsaal, der den Namen seines Freundes Pierre Boulez trägt.
Kurz vor seinem 80. Geburtstag teilte Barenboim mit, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen in den kommenden Monaten insbesondere von Dirigaten zurückziehen werde. Es sei eine schwere neurologische Krankheit diagnostiziert worden. Er müsse sich auf sein körperliches Wohlbefinden konzentrieren. In welchem Rahmen er in Zukunft noch Orchester leiten und als Solist auftreten kann, ist ungewiss.
Kommentare (6)
Montag, 21.November, 11:27 Uhr
J. Mandelkern
Mann und Musik
Ich habe erlebt, wie Barenboim die Musik verändert. Mit einer Freundin war ich in der Düsseldorfer Tonhalle bei einem Konzert der Staatskapelle. Wir waren früh und begegneten ihm unerwartet in der Halle. Er erkannte meine junge Begleiterin und freute sich, sie zu sehen. Wir sassen, ohne dass er es wusste, hinter dem Orchester und konnten ihm direkt ins Gesicht sehen. Die Musik wurde anfangs eher lustlos gespielt, bis er uns im Publikum ausgemacht hatte... Ich glaubte es kaum, aber jetzt trafen seine Blicke dauernd meine Begleiterin. Und von da an war sein Dirigat inspiriert, die gespielte Musik schwebte, und der ganze Raum war war wie von Klang beseelt. Der geniale Meister bescherte uns einen wunderbaren Konzertabend, seine Musik hatte uns verändert.
Samstag, 19.November, 13:27 Uhr
Maria L. Glint
80. Geburtstag Barenboim
Angesichts der zahlreichen und Würde nehmenden Verletzungen
die Herr Barenboim anderen Menschen zugefügt hat, ist eine derartige Glorifizierung heuchlerisch. Es diskreditiert all die Künstler, für die menschliche Werte, trotz ihres großen Erfolges, der Maßstab ihres Handelns sind.
Samstag, 19.November, 12:20 Uhr
Elelnore Felbere
D. Barenboim
Kein Talent und keine Honorigkeit rechtfertigen den völlig unangemessenen Umgang mit anderen Menschen. Wie wenig das für Herrn Barenboim je ein Problem war und ein Problem ist, zeigt, dass menschlicher Repekt und Empathie für ihn nie eine Rolle gespielt haben.
Freitag, 18.November, 13:49 Uhr
Uwe Behrens
Zum 80. Geburtstag
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Herr Barenboim und danke für die Hoffnung, die Sie der Welt mit Ihrer Musik geben.
Donnerstag, 17.November, 20:13 Uhr
Anna Martha Nowak
Konflikt zwischen Israel und den Palästinenzern
Herrn Barenboim ist es gelungen die Konfliktparteien durch Musik einander
näher zu bringen. Er ist ein Vorbild für alle.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Barenboim !
Dienstag, 15.November, 15:48 Uhr
Gufo
80
Barenboim, einer der letzten Perfektionisten, der durch seine musikalische Vielfalt fast sprachlos macht.Ad multos annos !