Gigantische Kulissen, ägyptische Tempel, die Sphinx und jede Menge Elefanten – die Oper "Aida" wird gerne als massenwirksames Riesenspektakel auf die Bühne gebracht. Doch Ägyptenkult und Mumienzauber sind vordergründig. Das eigentliche Drama der Oper ist die unmögliche Liebe zwischen zwei Menschen, aus der sich ein unlösbarer Konflikt ergibt.
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Aida ist verloren – von Anfang an. Denn sie lebt in einem unlösbaren Konflikt, in einer Liebe, die keine Erfüllung finden kann. Als einziger Ausweg bleibt der Tod – und die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben im Jenseits.
Für die Inszenierung der Oper "Aida" werden gerne gewaltige Kulissen eingesetzt. Dabei geht es um etwas ganz anderes. | Bildquelle: © Thomas Ludwig Aida hat keine Wahl. Ihre Situation ist von Anfang an aussichtslos: Sie ist eine Prinzessin, die als Sklavin lebt. Sie liebt einen Mann, der eigentlich ihr Feind ist. Schon dafür wird sie mit Hass und Eifersucht bestraft. Die gehässige Amneris warnt Aida, ihre Liebe werde ihr den Tod bringen. Aidas Weg scheint also vorgezeichnet. Und dann muss sie sich auch noch entscheiden – zwischen ihrer Liebe zu Radamès und der zu ihrem Vater Amonasro und ihrem Vaterland. Hier der ägyptische Feldherr, dort der König Äthiopiens. Und dazwischen: Aida. Ein klassisches Dilemma, die Kollision zweier Werte, Aida wird schuldlos schuldig, einen von beiden muss sie verraten.
Aida ist treu, eine Lichtgestalt. Sie will sowohl ihrem Vaterland die Treue halten als auch dem Mann, den sie liebt. Doch genau daran scheitert sie. Aida kämpft nicht, sie fügt sich. Sie geht auf die emotionale Erpressung ihres Vaters ein und reißt Radamès dadurch ins Verderben. Es scheint nur konsequent, dass sie dem verurteilten Geliebten in den Tod folgt. Am Ende lässt sich Aida heimlich mit ihm einmauern. Doch gerade in diesem vermeintlichen Opfer liegt zugleich die Lösung für ihren Konflikt. Gemeinsam mit Radamès hofft sie auf eine Liebe im Jenseits.
Tannhäuser, Carmen, Aida und Co. – was macht die berühmtesten Opernfiguren eigentlich aus? BR-KLASSIK wirft einen Blick in die persönlichen Abgründe der wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.
Bühnenbild von "Aida" 1880 in Paris. Uraufgeführt wurde doie Oper übrigens 1871 im Khedivial-Opernhaus in Kairo. | Bildquelle: picture alliance / akg Unweigerlich stellt sich die Frage: Gibt es tatsächlich keine andere Lösung? Was tun, wenn Vaterlandsliebe und Loyalität im Widerspruch stehen zum tiefsten aller menschlichen Gefühle? Aida ist eine Frau zwischen den Fronten des Krieges. Ein Thema, das heute wieder erschreckend aktuell ist. Ist die Entscheidung für eine Seite wirklich notwendig? Aida kann sich nicht entscheiden – und reißt damit letztlich alle ins Unglück. Doch wer wird sie dafür verurteilen? Vielleicht steckt in ihrer Figur eine Anklage an unsere Gesellschaft, an eine Welt, in der Feindschaft und Krieg derartige Konflikte überhaupt erst verursachen.
Für die Rolle der Aida brauchen Sängerinnen eine dramatische Sopranstimme, die sowohl voluminös und strahlend als auch wandlungsfähig ist. Die zarten Passagen mit ihren hohen Spitzentönen muss eine Aida-Sängerin auch im Pianissimo meistern können. In ihnen liegt eine magische Kraft. So endet die Oper auch zart und leise und doch unüberhörbar intensiv: mit dem Ruf nach Frieden. Vielleicht ist Amneris' "Pace"-Ruf umfassender zu verstehen. Er ist mehr als nur die Bitte um Seelenheil.
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Lego-Animationsfilm
Aida - die Lego-Oper
Sendung: "Allegro" am 4. April 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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