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Dora Pejačević Die Wiederentdeckung einer Komponistin

Sie war ein Superstar: die komponierende Gräfin Dora Pejačević. In ihrer Heimat Kroatien wird sie heute noch gefeiert, in ihrer Wahlheimat München kennt man sie kaum. Zeit, sie wiederzuentdecken, schließlich war sie eine der wichtigsten Komponistinnen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Dabei hilft jetzt ein Kinofilm.

Die kroatische Komponistin Dora Pejacevic. | Bildquelle: © 2022 tvbmedia productions

Bildquelle: © 2022 tvbmedia productions

Am Weltfrauentag 2023 spielte die Leipziger Pianistin Kyra Steckeweh die Klaviersonate b-Moll von Dora Pejačević in einem Konzert in der Münchner Seidlvilla. Sie beginnt im Andante con molta espressione. Eine einstimmige Linie, leicht chromatisch, durchsetzt von wärmenden Akkorden. Das Konzert stimmte auf den neuen Dokumentarfilm "Dora - Flucht in die Musik" ein. Der hatte anschließend im Theatiner Filmkunstkino Premiere. Organisiert hat das Konzert der Münchner Verein Musica Femina in Zusammenarbeit mit der GEDOK München. Beide Vereine setzen sich für die Gleichstellung und Förderung von Komponistinnen und Künstlerinnen ein, und zum Konzert in der Seidl-Villa und der Filmpremiere sind auch Schulklassen geladen, die sich gerade mit der Epoche der Romantik im Musikunterricht beschäftigen.

Dora Pejačević: Kroatische Gräfin und Münchner Komponistin

 Kyra Steckeweh spielt Werke der kroatischen Komponistin Dora Pejacevic. | Bildquelle: © 2022 tvbmedia productions Kyra Steckeweh spielt Musik von Dora Pejačević. | Bildquelle: © 2022 tvbmedia productions Dora Pejačević, geboren 1885, war die Tochter eines kroatischen Grafen und einer ungarischen Baronin, wurde früh musikalisch gefördert und studierte Klavier, Geige und Komposition. Bereits mit zwölf Jahren veröffentlichte sie ihre erste Komposition für Klavier. Die Pianistin Kyra Steckeweh hat bereits zusammen mit Tim van Beveren einen Film über vier andere Komponistinnen gedreht und ist von Pejačevićs Musik fasziniert. Die romantische Tonsprache und auch die bewegte Lebensgeschichte von Dora hält Steckeweh besonders geeignet für junge Menschen: "Es ist ein Film, der auch ihr Erwachsenwerden thematisiert in einer Zeit, in der das eben noch sehr starken Normen und Konventionen unterworfen war, besonders für sie als Adlige", erklärt Steckeweh. Andererseits ist Pejačević als Gräfin auch viel mehr herumgekommen als andere Frauen ihrer Zeit. Sie hat schon früh Fremdsprachen gelernt und viel in Originalsprachen gelesen. "Diesen Spuren sind wir gefolgt in unserem Film", so Steckeweh. "Da haben wir wirklich wunderbare Orte entdecken können."

Nach ihrem frühen Tod hinterlässt Dora Pejačević 56 Werke

Im Dokumentarfilm "Dora – Flucht in die Musik" ist auch das Leipziger Gewandhausorchester unter Andris Nelsons mit Pejačevićs Sinfonie in fis-Moll zu erleben. Eigentlich hätte das Orchester bereits 1922 ihr Werk aufführen sollen, doch ihr Förderer, der Dirigent Arthur Nikisch starb bevor das Projekt realisiert werden konnte. Der Film folgt Doras Lebensweg von Ungarn und Kroatien nach Tschechien, Wien, Dresden, und München. Tragisch stirbt sie, frisch verheiratet mit siebenunddreißig Jahren kurz nach der Geburt ihres Sohnes in einer Münchner Frauenklinik. Insgesamt 56 Werke hat Dora Pejačević hinterlassen.

Sie war ja Superstar ihrer Zeit, und man kennt sie so gut wie gar nicht hier.
Susanne Wosnitzka

Die kroatische Komponistin Dora Pejacevic. | Bildquelle: © 2022 tvbmedia productions Dora Pejačević am Flügel. | Bildquelle: © 2022 tvbmedia productions Für Susanne Wosnitzka, Vorstandsmitglied von Musica Femina München, war es klar, dass besonders in Bayern auf den Film aufmerksam gemacht werden muss. Nicht nur, um an Dora Pejačevićs Tod vor einhundert Jahren in München zu erinnern. Nein, sie beschäftigt noch etwas anderes: Es gibt kein einziges Denkmal in dieser Stadt für die Komponistin, die hier gelebt und gewirkt hat. "Sie war ja Superstar ihrer Zeit, und man kennt sie so gut wie gar nicht hier", sagt Susanne Wosnitzka. Gerade erkenne sie sowieso eine "Wiedererweckungsphase" dieser Komponistin, so hat etwa auch das BBC Symphony Orchestra jüngst eine Aufnahme mit ihren Werken veröffentlicht: "Eine Dora- Renaissance kann man sagen. Gerade diese großen Sinfonien, wenn man die anhört, könnte man meinen, das sei für einen großen Blockbuster-Film geschrieben." Nicht zuletzt deshalb ist Dora Pejačević es wert, wiederentdeckt zu werden.

Dora Pejačević im Kino und Konzert

Der Dokumentarfilm "Dora - Flucht in die Musik" läuft von 9. März 2023 an bundesweit in ausgewählten Kinos und wird von den Filmemachern mit Gesprächen und Konzerten begleitet. Mehr unter dazu finden Sie hier.
Am Mittwoch, 8. März, 17 Uhr, spielt Kyra Steckeweh Stücke von Dora Pejačević in der Seidl-Villa in München.

Sendung: "Allegro" am 8. März ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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