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Dresscode in der Oper Fühlen Sie sich wohl!

Schlabberlook oder Abendrobe - über die Frage, welche Kleidung in Oper oder Konzert angebracht ist, gehen die Meinungen weit auseinander. Das jedenfalls zeigen die Reaktionen und Kommentare der BR-KLASSIK-Community zum Artikel "Machen Kleider Leute".

13.09.2021, USA, New York: Billie Eilish kommt zur Benefizgala des Costume Institute des Metropolitan Museum of Art anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "In America: A Lexicon of Fashion". Foto: Evan Agostini/Invision via AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Evan Agostini

Bildquelle: dpa-Bildfunk/Evan Agostini

Was zieh ich an? Eine Frage, die uns alle zu diversen Gelegenheiten belgeitet. Nirgendwo manifestiert sich der Übergang zwischen Privatheit und Öffentlichkeit wohl besser als in der Kleidung. Eigentlich sind Klamotten heute ganz klar eine Privatangelegenheit - wenn man nicht gerade beschließt, in Reizwäsche U-Bahn zu fahren. Doch es gibt Orte, an denen sich das Erscheinungsbild des Einzelnen mit dem der anderen und der Kraft des Ortes zu einem großen Ganzen vermengt.

Selbst in Bayreuth geht normales Outfit

Wie sehr das etwa in der Oper immer noch der Fall ist, zeigt sich auch daran, wie viele verschiedene Äußerungen der Artikel "Machen Kleider Leute?" hervorgerufen hat. BR-KLASSIK-Autor Gino Thanner vertritt darin die These: Es geht um die Kunst, nicht ums Kleid. Doch: "Zu jeder besonderen Veranstaltung gehört auch eine besondere Garderobe. Oper, Konzert, Ballet, Ball u.s.w. sind Ereignisse, die man nicht täglich erlebt. Demzufolge zieht man sich gebührend an", schreibt etwa Facebook-Userin Astrid B. Dazu gibt es auch die konträre Sichtweise: "Zum Glück hat sich hier sehr viel zum Positiven geändert. Selbst in Bayreuth geht mittlerweile ein normales Outfit", schreibt Reinhold K. im nächsten Post.

Jeder wie er will

Natürlich gibt es Zwischentöne. Andrea T. vertritt einen Mittelweg: "Ich finde es hübsch anzuschauen, wenn Menschen sich aufbrezeln und tue das selbst auch gerne. Muss aber meinetwegen niemand machen." Und auch Barbara S. wirbt für Toleranz: "Über schräge Vögel oder Menschen in ihrer Alltagskleidung würde ich nie die Nase rümpfen. Ich hatte schon so manch angeblich 'schrägen Vogel' in weißem Knitterleinen mit Zimtlatschen oder mit Cowboystiefeln als Begleitung, allesamt Musiker."

Gut gekleidet aus Respekt vor der Kunst

Ein Argument der Befürworter besonderer Kleidung bei Oper- oder Konzertaufführungen ist der Respekt den Künstler*innen gegenüber: Denn die stellen sich auf die Bühne und bieten sich mit ihrer Kunst dem Publikum dar. In Jogginghose wie vor dem Fernseher zu sitzen, werde diesem Anlass nicht gerecht, heißt es bei vielen. "Angemessene Kleidung für ein besonderes Ereignis. Bringt mich in eine besondere Stimmung und zeigt auch Respekt vor dem Dargebotenen", drückt es Facebook-Userin Ingrid A. pragmatisch aus. "Alltagskleidung ist eine Missachtung der kulturellen Werte. Das entspricht eher Kino mit Cola und Popcorn", findet auch Peter K. Natürlich gibt es Ausnahmen – eine Facebook-Userin berichtet davon, kurzfristig eine Karte für die Salzburger Festspiele ergattert zu haben: Vorstellunsgbeginn in 30 Minuten. Da war keine Zeit mehr, das verschwitzte T-Shirt zu wechseln. Dem Kunstgenuss habe das aber keinen Abbruch getan.

Der moderne Opern-Knigge setzt auf Individualität

Unter der privaten Einstellung zum Abendkleid im Theater liegt aber auch eine gesellschaftspolitische. Denn: "Oper ist eh für viele schwer zugänglich, drum ist’s schon gut, dass die Kleiderordnung (nach meinem Empfinden) immer lockerer wird, vielleicht ist dann schon mal eine Hürde weg", schreibt ein User auf Facebook und Christian N. fügt hinzu: "Zum Respekt gehört auch, den persönlichen Geschmack seiner Mitmenschen zu tolerieren, anstatt uns gegenseitig in Konventionen zu zwängen. Eine bestimmte Musikrichtung erfordert nicht zwingend einen bestimmten Kleidungsstil. Das ist überkommenes Normdenken." Gesellschaftliche Konventionen ändern sich, das zeigt die Diskussion der BR-KLASSIK-Community sehr deutlich.

Wie wichtig die Kleiderfrage tatsächlich ist, wissen natürlich auch die Häuser selbst - und sie reagieren darauf: "Mittlerweile finden sich hier nämlich alle Kleidungsstile, und keinen stört´s", so Tanja Brill, Pressesprecherin der Oper am Rhein Düsseldorf in einem Interview, "alles ist erlaubt. Und diese Vielfalt ist doch bereichernd.“ Die Komische Oper in Berlin betont auf ihrer Internetseite sogar: "Einen Dresscode gibt es nicht. (...) Individualität hat eindeutig Vorrang. Fühlen Sie sich nicht overdressed, fühlen Sie sich wohl!" Wichtigste Vorraussetzung, um Kunst entspannt und ohne Hürden zu genießen.

Kommentare (5)

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Freitag, 04.Februar, 11:23 Uhr

Wilfried Schneider

FÜHLEN SIE SICH WOHL!

Ach "Gufo", es gibt viele Menschen, die sich, im offensichtlichen Gegensatz zu Ihnen, aus pekuniären Gründen mit einem Stehplatz begnügen müssen, um überhaupt in die Oper gehen zu können. Für Abendkleid und Smoking fehlt so mancher Euro. Diese Menschen verstehen aber in aller Regel mehr von dem, was auf der Bühne und im Orchestergraben passiert. als die dauerschwatzenden Herrschaften auf den teuren Plätzen im Parkett. Wer gesehen und "bewundert" werden will, braucht natürlich Abendkleid und Smoking, ein Verständnis für das Dargebotene ist dabei sekundär. Ich halte es mit Herrn Gerhard Ernst: "Egal wie angezogen, Hauptsache anwesend."

Mittwoch, 02.Februar, 18:42 Uhr

Thilo E.

Handy aus!

Als Sänger, der in Opern und Konzerten auf Bühnen steht, kann ich sagen, dass mir die Kleidung der Zuschauer:innen herzlich egal ist. Ich sehe sie in der Dunkelheit kaum, ich achte nicht darauf und fühle mich keineswegs respektlos behandelt, wenn jemand in Jogginghose aufkreuzt. Im Gegenteil: er oder sie ist da, hört uns auf der Bühne zu und hat hoffentlich sein Handy aus (das Leuchten von Handys und Digitaluhren stört tatsächlich am allermeisten).
Aus Besuchersicht ziehe ich mich an, wie ich aus meinem Alltag komme. Und auch die Kleidung der anderen ist mir egal.
Finde es jedoch sehr witzig, wie dieses Thema hier bei Br-Klassik als auch in meinem Bekanntenkreis hohe emotionale Wellen schlägt.

Mittwoch, 02.Februar, 11:09 Uhr

euphrosine

don´t feel overdressed?

Lese ich richtig, dass man Besucher inzwischen beruhigen muss, dass sie sich nicht blöd vorzukommen brauchen, wenn sie sich ein bisschen schicker anziehen möchten? - Putzig!
Dass niemand irgendwas stört, stimmt jedenfalls nicht unbedingt: wenn Leutchen in Holzfällerhemd, alten Jeans und leicht dreckigen Turnschuhen durchs Münchner Nationaltheater trampeln, stört mich das durchaus: da passt es einfach ganz besonders schlecht hin! Bloß würde ich sie deswegen natürlich nicht anpampeln. Und freilich soll man auch mal spontan kommen dürfen.
Interessanterweise sieht man v.a. bei Balletten, wo sich oft viel Jungvolk herumtreibt, viel schicke und phantasievolle Outfits - mir macht´s Spaß!
Diesen ewigen Einheitsbrei: anything goes everywhere and anytime, finde ich persönlich in Summe jedenfalls nicht mehr frei, sondern bloß dröge.

Mittwoch, 02.Februar, 09:51 Uhr

Gerhard Ernst

Dresscode

Egal wie angezogen, Hauptsache anwesend.
Gerhard Ernst Volksoper Wien.

Mittwoch, 02.Februar, 09:50 Uhr

Gufo

Respekt

Frei nach Karl Lagerfeld könnte man sagen : Wer in die Oper angezogen wie zur Gartenarbeit geht, hat die Kontrolle über seinen Sinn für Schönheit verloren.Aber auch wer im Alltagsgewand einer Opernaufführung beiwohnt,zeigt nicht gerade Respekt gegenüber den Musikern und Sängern, die ihrerseits nichts Alltägliches, sondern etwas Besonderes bieten.Die Intendanten,denen die Kleidung der Besucher egal ist,sollten eigentlich wissen,dass sie damit letztlich die Leistung ihrer Künstler abqualifizieren.Davon abgesehen, was würden sie sagen,wenn die Orchestermitglieder im Schlabber-Look erscheinen würden ?

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