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Klimaaktivisten in der Elbphilharmonie Geigerin Julia Fischer reagiert gelassen

Kurz vor Konzertbeginn haben sich am Mittwochabend zwei Klimaaktivisten am Geländer des Dirigentenpults festgeklebt. In der Elbphilharmonie sollte Beethovens Violinkonzert mit Julia Fischer aufgeführt werden. Zwischen diesem einzigartigen Werk und ihrem Anliegen bestehe ein Zusammenhang, erklärten die Aktivisten.

Elbphilharmonie | Bildquelle: Maxim Schulz

Bildquelle: Maxim Schulz

Das Orchester saß bereits auf den Stühlen, als zwei Klimaaktivisten der "Letzten Generation" auf die Bühne der Elbphilharmonie stürmten. Mit Sekundenkleber klebten sie sich am Geländer des Dirigentenpultes fest. Damit wollten sie auf die ihrer Meinung nach unentschlossene Klimapolitik der Regierung aufmerksam machen.

Wie Julia Fischer die Aktion erlebte

Julia Fischer, die als Solisten des Abends in dem Moment gerade die Bühne betrat, erzählt: "Da sah ich die zwei jungen Leute schon am Dirigentenpult. Und sie hatten schon angefangen zu sprechen - oder zu schreien, - und das Publikum hat zurückgeschrieen." Dadurch waren die Aktivisten selbst kaum zu hören. Der Dirigent Tugan Sokhiev habe das Publikum gebeten, einfach zuzuhören. "Der hatte damit gar kein Problem", erzählt Julia Fischer. "Und ich ehrlich gesagt auch nicht." Die Aktivisten sollten sagen, was sie zu sagen hätten und sie dann ihr Konzert spielen lassen, so die Meinung der Geigerin.

Ich kann es nachvollziehen. Aber ich weiß nicht, ob das die richtige Lösung ist.
Julia Fischer, Geigerin und Solistin des Beethoven-Violinkonzerts

Die Sorgen und Ängst insbesondere der jungen Menschen könne Julia Fischer nachvollziehen. In Bezug auf solche Aktionen wie das Festkleben, meint sie: "Ich weiß nicht, ob das die richtige Lösung ist und ob es nicht eine bessere gäbe. Ich habe keine. Die Menschheit steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Und ich sehe als Bürger nicht, dass das Problem so ernsthaft angegangen wird, wie es angegangen werden muss."

Message: Unser Planet - so einzigartig wie Beethovens Violinkonzert

Klimaaktivisten in der Elbphilharmonie- bei Konzert von Julia Fischer | Bildquelle: Markenfotografie Bildquelle: Markenfotografie Auf Twitter veröffentlichte die "Letzte Generation" ein Video von dem Vorfall. Man sieht eine Frau und einen Mann, die jeweils mit Warnweste bekleidet auf der Bühne stehen und sich dem Publikum zuwenden: "Genau wie es nur ein Geigenkonzert von Beethoven gibt, haben wir nur diesen einen Planeten, dessen Grenzen wir so sehr missachten, dass klimabedingte Katastrophen häufiger und tödlicher werden", sagte die Aktivistin. In Hinblick auf den Ort ihrer Aktion fügte sie hinzu: "Es wird keine Elbphilharmonie mehr geben, um Beethoven zu genießen, wenn Hamburg unter Wasser steht."

Konzert mit Julia Fischer beginnt mit Verspätung

Wie die Polizei mitteilte, konnten die beiden Aktivisten nach kurzer Zeit von dem Geländer gelöst und in Gewahrsam genommen werden. Das Konzert habe mit sechs Minuten Verspätung beginnen können, sagte der Pressesprecher der Elbphilharmonie Martin Andris: "Solche Protestaktionen sehen wir gelassen: Selbstverständlich wünschen wir uns störungsfreie Konzerterlebnisse für unser Publikum. Wir verstehen aber auch die von den jungen Protestierenden friedlich zum Ausdruck gebrachte Sorge um unsere natürlichen Lebensgrundlagen."

Reaktion der Berliner Philharmoniker

Nach der Aktion in Hamburg befassen sich auch die Berliner Philharmoniker mit der Möglichkeit von Protesten im Konzertsaal. Es sei mit dem für die Sicherheit zuständigen Dienstleister gesprochen worden, hieß es am Donnerstag bei der Stiftung Berliner Philharmoniker. Die Philharmonie werde sich auch weiter mit dem Thema Sicherheit und der Vorsorge vor möglichen Aktionen beschäftigen müssen. "Wir sehen allerdings keine Möglichkeiten, so etwas ohne unverhältnismäßige Kontrollen zu verhindern", sagte eine Sprecherin. Das Konzerthaus Berlin will seine Sicherheitsmaßnahmen nicht erhöhen. Da es sich um eine gewaltfreie, aktivistische Aktion gehandelt habe, sehe das Haus keine persönliche oder körperliche Gefahr für die Besucherinnen und Besucher. "Wir leben inmitten der Klimakrise. Aktionen, die Missstände im Umgang mit der Krise aufzeigen, müssen und sollen in einer meinungsfreien und demokratischen Gesellschaft möglich sein", hieß es beim Konzerthaus.

Dieser Artikel wurde teilweise mit Material der dpa erstellt.

Sendung: "Allegro" am 24. November 2022, ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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