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Filmtipp - "Maestro" Bewegende Hommage an Leonard Bernstein

Musiker, Menschenfreund und Kettenraucher: Leonard Bernstein ist ab dem 6. Dezember auf der Kinoleinwand zu sehen, überzeugend gespielt von Bradley Cooper. Im Zentrum seiner neuen Filmbiografie "Maestro" steht eine Liebesgeschichte.

Bildquelle: Netflix

Filmtipp

"Maestro" – Bewegende Hommage an Leonard Bernstein

Zu Beginn von Leonard Bernsteins Karriere als Dirigent erzählt ihm ein Freund, dass die Leute ihn nun "Maestro" nennen würden, worauf Bernstein lachend fragt: "Was, mich?" Tatsächlich ist diese antiquierte Bezeichnung für Bernstein so passend wie ein Zylinder. Auch zum neuen Film passt der Titel "Maestro" nicht wirklich. Regisseur und Hauptdarsteller Bradley Cooper spielt Leonard Bernstein als einen sich verströmenden, liebenden, witzigen, leidenschaftlichen, vor Esprit und Menschenliebe übersprudelnden, aber auch tiefsinnigen und philosophierenden Künstler und Mensch, der die Menschen ebenso liebt wie die Musik – und beides nahezu bedingungslos.

Felicia Montealegre und Leonard Bernstein: Liebesgeschichte im Zentrum des Films "Maestro"

Szene aus dem Film "Maestro" | Bildquelle: Netflix Carey Mulligan als Felicia Montealegre und Bradley Cooper als Leonard Bernstein am Set von "Maestro" | Bildquelle: Netflix Bernstein war durchdrungen von Musik. Und er war durchdrungen von der Liebe zu seiner Ehefrau Felicia. Diese Liebesgeschichte steht im Zentrum des Films - und sie macht Felicia zur zweiten Hauptprotagonistin. Das geht so weit, dass bei einer Aufführung von Gustav Mahlers 5. Symphonie die Kamera ausschließlich auf das Gesicht von Felicia gerichtet ist, in dem sich die Musik gleichsam spiegelt, während man Bernstein als Schatten dirigieren sieht.

Es ist eine tiefe Liebe und Wahlverwandtschaft, die beide füreinander empfunden haben und die auch über Lennys homoerotische Eskapaden hinweg Bestand hatte. Natürlich nicht ohne Verletzungen und Verstörungen, die sich auch auf die Kinder übertragen haben. Bernsteins fluide Sexualität wird von Cooper aber nicht effektheischend ausgestellt, sondern mit größtmöglicher Natürlichkeit und Authentizität gezeigt.

Ursprünglich sollte Steven Spielberg den Bernstein-Film drehen

Cooper hat für seinen Film, den ursprünglich Steven Spielberg hatte drehen wollen, ihn aus Zeitmangel aber abgegeben hatte, eine jahrelange intensive Recherche betrieben. Er hat Zeitgenossen befragt, mit Dirigenten gesprochen, sich in Orchesterproben der Met und der New Yorker Philharmoniker gesetzt.

So kommt auch die Musik zu ihrem Recht, und zwar gerade deshalb, weil eben nicht ununterbrochen geprobt, gesungen, komponiert oder dirigiert wird. Es gibt nur einige Momente, in denen Cooper alias Bernstein als Komponist und Dirigent in Erscheinung tritt. Die aber sind dafür von großer Überzeugungskraft, selbst für die, die Bernsteins Auftritte kennen oder noch selbst erlebt haben.

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MAESTRO Trailer 2 German Deutsch (2023) Bradley Cooper | Bildquelle: KinoCheck (via YouTube)

MAESTRO Trailer 2 German Deutsch (2023) Bradley Cooper

Ungesunde Rolle für Hauptdarsteller Bradley Cooper

À propos authentisch: Bradley Cooper raucht während des gesamten Films in beinahe jeder Szene, sogar während einer Chorprobe. Und er inhaliert auch ausgiebig. Es ist vermutlich die ungesündeste Rolle, die Cooper jemals gespielt hat.

Szene aus dem Film "Maestro" | Bildquelle: Netflix Der Film "Maestro": eine sehenswerte Hommage an einen großen Dirigenten und Menschenfreund Leonard Bernstein. | Bildquelle: Netflix Was den Film zudem sehr positiv von vielen anderen Künstlerfilmem abhebt, sind die witzigen und spontan wirkenden Dialoge sowie die Kameraführung, die immer wieder für außergewöhnliche und suggestive Optiken und Einstellungen sorgt. Trüge der Film den Titel "Lenny" oder "Bernstein", er wäre nahezu perfekt. In jedem Fall ist er eine bewegende und unbedingt sehenswerte Hommage an den großen Dirigenten und Menschenfreund Leonard Bernstein.

Sendung: "Allegro" am 6. Dezember 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Montag, 11.Dezember, 21:55 Uhr

Bettina Winterfeld

Ein Meister im besten Sinne

Maestro passt sogar recht gut als Titel. Coopers Film illustriert beeindruckend, dass Bernstein eben nicht nur ein musikalisches Genie war, sondern auch ein großartiger Lehrer. Ein Meister im besten Sinne, der seine Liebe zur Musik mit Leidenschaft, Kenntnis und Sinnlichkeit weitergeben konnte - ohne Eitelkeit und professorale Allüren. Hingebungsvoll und großzügig gab er sein Wissen weiter und riss die Zuhörer mit in den Flow. Lenny holte die europäische Klassik ebenso liebevoll wie lässig vom Sockel ihres Elfenbeinturms und weckte in Millionen Menschen (auch in Deutschland!) ein Gefühl für ihre Schönheit.
Und: Er entwickelte sie weiter zum Musical, dieser uramerikanischen Variante der großen europäischen Oper. Aber das wäre ein Thema für einen weiteren Film.

Mittwoch, 06.Dezember, 10:27 Uhr

Gufo

Maestro

Maestro ist eine Bezeichnung, die gut zu Bernstein passt.Das aus dem Italienischen kommende Wort bedeutet auch Meister.Wie heisst es so schön in den Meistersingern ? Verachtet mir die Meister nicht.Ein Zylinder mag heutzutage antiquiert sein. Den Ehrentitel "maestro"haben viele bedeutende Dirigenten geführt und auch heute noch schmückt sich so mancher Dirigent gerne mit dieser wohlklingenden Bezeichnung.Lenny wäre gut, maestro ist besser.

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