BR-KLASSIK

Das Genre Gamemusik hat einen langen Weg hinter sich: Früher gab's oft 8-Bit-Sounds mit nur einer Tonspur, heute engagieren Gamestudios ganze Orchester für ihre Soundtracks. Damit Ihnen der Einstieg in diese vielfältige musikalische Welt leichter fällt, hat BR-KLASSIK-Redaktion einige musikalischen Gaming-Highlights zusammengestellt. Mit dabei: Musik aus "The Legend of Zelda" oder "Final Fantasy".

"Hollow Knight"

"Die Welt ist verloren und nur du kannst sie retten".  Diese Botschaft schickt uns der Soundtrack zum Videospiel "Hollow Knight". Herzzerreißend traurig-schöne Melodien wechseln sich ab mit bedrohlichen Kampfmusiken. Letztere hören sich an, als hätte Schubert den Soundtrack für ein Revolverduell geschrieben. Es scheint, als würden nicht nur die Gamer gegen das Spiel, sondern auch mehrere Geigen gegeneinander kämpfen. Dass das auch tatsächlich nach Gegeneinander und nicht nach Durcheinander klingt, ist dem ausgezeichneten Arrangement der Musik zu verdanken. Das kann man besonders gut im Titel "Hornet" hören. Der Soundtrack zu "Hollow Knight" wurde von Gaming-Fans in den Himmel gelobt. Der mit großer Spannung erwartete zweite Teil trägt sogar Musik im Titel. Wann genau "Hollow Knight: Silksong" uns mit seinem Score erfreut, steht laut der Entwicklungsabteilung aber noch offen.

"Skyrim"

Eines der Kernelemente vom Videospiel "Skyrim" ist Sehnsucht nach fernen Orten. Die Kombination aus Landschaft, Musik und Gameplay ist geprägt von melancholischer Wehmut, vor der sogar Caspar David Friedrich den Pinsel gezogen hätte. Egal ob Klassik-Koryphäe oder Gaming-Geek, Skyrims Melodien sind wunderschön und deshalb für jeden etwas. Wer im Spiel einmal auf einem schneebedeckten Berg stand und den Titel "Far Horizons"  gehört hat, vergisst das nie wieder. "Far Horizons" ist bei Gamemusikkonzerten auch der Song, bei dem die Taschentücher rausgeholt werden. Wer lieber in Rage als in Verlegenheit gerät, der ist mit den Barbarenchören von Titeln wie "Dovahkiin" ebenfalls gut beraten.

"Super Mario Galaxy"

Niemand hat so viele populäre Gamescores geliefert wie Nintendo und der legendäre Komponist Koji Kondo. Durch die Technik der 80er-Jahre war er, was Klang und Arrangement seiner Musik angeht, damals stark eingeschränkt. Das hat dazu geführt, dass Nintendos Soundtracks bis heute mit eingängigen Melodien bestechen, die Ohrwürmer fürs Leben werden können. Heute arbeitet Koji Kondo nicht mehr mit 8bit-Musik, sondern mit Orchestern, eingängige Melodien sind aber immer noch seine Stärke. In "Super Mario Galaxy" finden wir eine musikalische Mischung aus "Feelgood" und Melancholie, die Gamer:nnen und Gamer auf der ganzen Welt zurück in die Kindheit trägt. Sollte Ihnen in der Klassik-Playlist noch ein wenig Leichtigkeit fehlen, sind Sie mit Musik aus "Super Mario Galaxy" gut beraten. Wer direkt das typische Mario-Gefühl erleben will, sollte mit dem Lied "Star Festival" einsteigen. 

"Frostpunk"

Der Soundtrack von "Frostpunk" beantwortet die Frage: "Wie klingen Eis und Schnee?". Atmosphärische, simple Arrangements, die vom scharfen, kalten Violinklang durchschnitten werden. Es passiert wenig, musikalische Überraschungen sind selten. Das führt zwar immer wieder zu Momenten des Abwartens, umso schöner sind die Momente, in denen uns eine neue Stimme erwartet. Im Soundtrack finden sich außerdem einige wunderschöne Melodien, die es wert sind, gehört zu werden - allen voran das Main Theme. Die Musik zu "Frostpunk" ist simpel, aber effizient und für alle zu empfehlen, die ein geordnetes Klangbild und eine klare Richtung zu schätzen wissen.

"Baldur‘s Gate 3"

Das Videospiel "Baldurs Gate 3" ist bis obenhin vollgepackt mit Musik. Überall begegnen uns neue Melodien, unterschiedliche Instrumente und verschiedene Stile. Mal lockt uns das einsame Zupfen der Gitarre ans Lagerfeuer, mal schickt uns ein vollbesetztes Symphonieorchester in den Kampf. Hier spielen wir mit Laute und Lyra mittelalterliche Bardenlieder, dort singt ein Bösewicht in Disney-Manier sein eigenes Thema. Auch das Rasseln von Ketten, das Heulen des Windes oder das Plätschern eines Flusses werden hier zum Instrument. Wenn Ihre Ohren gerne neue Stile oder ausgefallene Instrumente entdecken, dann ist der Soundtrack zu "Baldur's Gate 3" genau richtig! Einen für das Spiel "typischen" Song gibt es nicht, "Nine Blades" liefert aber einen guten Querschnitt des Soundtracks.

"The Legend of Zelda"

Ein weiterer Geniestreich von Nintendo - und wieder kommt er von Koji Kondo. Die "Zelda"-Videospielreihe ist ein Paradebeispiel für die perfekte Kombination aus Musik und Gaming. So viel Freude, so viel Abenteuergeist und so viel Melancholie. Die Melodien aus "Zelda" fühlen sich an, als würden wir sie schon immer kennen. "Zelda's Lullaby" klingt jedem Ohr sofort vertraut. Das Lied ist eines der ruhigsten Titel aus der  "The Legend of Zelda"-Reihe, aber wegen seiner zarten, einfühlsamen Melodie sehr hörenswert. Ganz allgemein ist "The Legend of Zelda" der perfekte Anfang für jeden Klassik-Liebhaber, der sich mit Videospielmusik beschäftigen will. Das Spiel und seine Musik setzen von Beginn der Videospielindustrie bis heute immer wieder Maßstäbe.

"Dark Souls"

In "Dark Souls" hat jeder größere Gegner ein eigenes Thema. Dieses besteht meisten aus dramatischem Chorgesang, unheilvollen Trommeln und auf unseren Geduldsfäden spielenden Streichern. Doch die epische Heldenreise im Spiel endet nicht mit einem entsprechend pompösen musikalischen Thema. Nachdem wir uns durch die erbarmungslose Spielwelt von "Dark Souls" gemetzelt haben, steht  nur noch der Aschefürst Gwyn zwischen uns und dem Sieg.  Der hat musikalisch aber kein Orchester, sondern nur ein einsames Klavier an seiner Seite. Dieser musikalische Kniff bringt die triste Hoffnungslosigkeit aus "Dark Souls" perfekt auf den Punkt und schafft einen der denkwürdigsten Momente, die Gaming hervorgebracht hat. Wer die Werke von Pianisten wie z.B. Yiruma schätzt, ist mit "Dark Souls - Gwyn" gut beraten.

"Final Fantasy"

Der Komponist Nobuo Uematsu wollte in den Achtzigern eigentlich klassische Musik für Orchester schreiben. Weil er aber keinen Job fand, bewarb er sich bei einem kleinen Gamestudio in Tokio. Fast 40 Jahre und 16 Teile von "Final Fantasy" später ist Nobuo Uematsu eine Legende in der Szene. Wenn Gamerinnen und Gamer Klassikfans Musik empfehlen, ist "Final Fantasy" fast immer dabei. Das liegt wohl daran, dass der Soundtrack symphonischer klassischer Musik extrem nahe kommt. "Final Fantasy" erinnert manchmal an Bach oder Telemann, dann wieder an Paul Dukas' "Zauberlehrling" - bestes Beispiel dafür ist das Stück "One Winged Angel". Bei diesem Soundtrack fühlen sich Klassik-Fans richtig zuhause.

Sendung: Dienstag, 24. September 2024 "Eine Stunde Game-Musik" ab 23.03 Uhr auf BR-KLASSIK